Ilias
Füßen
Wandelt’ er mächtigen Schritts und schwang die erhabene Lanze.
Sein erfreuten sich hoch die Danaer, ringsher schauend;
Aber dem Volk der Troer durchschauderte Schrecken die Glieder.
Selbst dem Hektor begann sein Herz im Busen zu schlagen;
och nicht konnt er nunmehr wo zurückfliehn, noch sich verbergen
Unter die Haufen des Volks; denn er forderte selber den Zweikampf.
Ajas nahte heran und trug den türmenden Schild vor,
Ehern und siebenhäutig, den Tychios klug ihm vollendet,
Hochberühmt in des Leders Bereitungen, wohnend in Hyle;
Dieser schuf ihm den regsamen Schild aus sieben Häuten
Feistgenähreter Stier’ und umzog zum achten mit Erz sie.
Den nun trug vor der Brust der Telamonier Ajas,
Stellte sich nahe vor Hektor und sprach die drohenden Worte:
Hektor, deutlich nunmehr erkennest du, einer mit einem,
Wie sich im Danaervolk noch andere Helden erheben,
Auch nach Peleus’ Sohn, dem zermalmenden, löwenbeherzten!
Jener zwar bei den schnellen, gebogenen Schiffen des Meeres
Ruht nun, zürnend im Geist dem Hirten des Volks Agamemnon,
Aber auch wir sind Männer, mit Freudigkeit dir zu begegnen,
Und noch viel! Wohlauf, und beginne du Kampf und Entscheidung!
Ihm antwortete drauf der helmumflatterte Hektor:
Ajas, göttlicher Sohn des Telamon, Völkergebieter,
Denke mich nicht durch Trotz, wie ein schwaches Kind, zu versuchen
Oder ein Weib, das nimmer des Kriegs Arbeiten gelernet!
Wohl sind mir die Kämpfe bekannt und die Schlachten der Männer!
Rechtshin weiß ich zu wenden und links zu wenden den Stierschild,
Dürrer Last, um stets unermüdeter Stärke zu kämpfen;
Weiß zu Fuß ihn zu tanzen, den Tanz des schrecklichen Ares,
Weiß auch rasch im Getümmel die fliegenden Rosse zu lenken!
Aber nicht ereile mein Speer dich, tapferer Krieger,
Heimlich mit lauernder List, nein öffentlich, ob er dich treffe!
Sprach’s, und im Schwung entsandt er die weithinschattende Lanze,
Und sie traf dem Ajas den siebenhäutigen Stierschild
Auf das obere Erz, das ihm zum achten umherlag;
Sechs der Schichten durchdrang das spaltende Erz unbezwingbar,
Doch in der siebenten Haut ermattet’ es. Wider entsandt ihm
Ajas, der göttliche Held, die weithinschattende Lanze,
Und sie traf dem Hektor den Schild von geründeter Wölbung.
Siehe, den strahlenden Schild durchschmetterte mächtig die Lanze,
Auch in das Kunstgeschmeide des Harnisches drang sie geheftet,
Grad hindurch an der Weiche des Bauchs durchschnitt sie den Leibrock
Stürmend; da wand sich jener und mied das schwarze Verhängnis.
Beide dann zogen heraus die ragenden Speer’, und zugleich nun
Rannten sie an, blutgierig, wie raubverschlingende Löwen
Oder wie der Eber des Waldes von nicht unkriegrischer Stärke.
Priamos’ Sohn stieß mächtig den Speer auf die Mitte des Schildes,
Doch nicht brach er das Erz; denn rückwärts bog sich die Spitze.
Ajas stach nun den Schild anlaufend ihm; aber hindurch drang
Schmetternd die eherne Lanz und erschütterte jenen im Angriff:
Streifend am Hals hinfuhr sie, und schwarz entspritzte das Blut ihm.
Doch nicht ruhte vom Kampf der helmumflatterte Hektor,
Sondern wich und erhub mit nervichter Rechten den Feldstein,
Der dort lag im Gefilde, den dunkelen, rauhen und großen;
Schwang ihn hin, und dem Ajas den siebenhäutigen Stierschild
Traf er gerad auf den Nabel, daß ringsum dröhnend das Erz scholl.
Wieder erhub nun Ajas den noch viel größeren Feldstein,
Sandt ihn daher umschwingend und strengt’ unermeßliche Kraft an.
Einwärts brach er den Schild mit dem mühlsteinähnlichen Felsen
Und verletzt’ ihm die Knie, daß rücklings jener dahinsank,
Fest den Schild in der Hand; doch schnell erhub ihn Apollon.
Jetzt auch hätten mit Schwertern in nahem Kampf sie verwundet,
Wenn nicht zween Herolde, die Boten Zeus’ und der Männer,
Eilend genaht, von den Troern und erzumschirmten Achaiern,
Dort Idäos und hier Talthybios, beide verständig.
Zwischen die Kämpfenden streckten die Stäbe sie; aber Idäos
Sprach das Wort, der Herold, verständigen Rates erfahren:
Nun nicht mehr, ihr Kinder, des feindlichen Kampfs und Gefechtes!
Beide ja seid ihr geliebt dem Herrscher im Donnergewölk Zeus,
Beid auch tapfere Streiter; das schaueten jetzo wir alle.
Doch nun nahet die Nacht; gut ist’s, auch der Nacht zu gehorchen.
Gegen ihn rief antwortend der Telamonier Ajas:
Erst den Hektor ermahnt, Idäos, also zu reden,
Weil er selbst zum Kampfe die Tapfersten alle
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