Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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Mischung aus Bedauern und Erleichterung darüber, dass sie die arme Lady dadurch nicht wieder flott bekommen hätten. So sehr ihn der Tod seines Schiffes deprimierte, der Gedanke, umzukehren und die über 2000 Kilometer zurückzufahren, war noch deprimierender.
    Das letzte Frachtstück war das größte und schwerste, und es bereitete Mahnmut am meisten Probleme herauszufinden, worum es sich dabei handelte.
    Der Behälter war ein anderthalb Meter hoher und zwei Meter breiter Kubus aus Bambus-Drei, eingepackt in durchsichtiges Transpolymer. Wie Mahnmut bei einer kurzen Untersuchung feststellte, enthielt er mehrere hundert Quadratmeter eines mikrofeinen Polyethylen-Tarnkompositums, in das Hochleistungs-Solarzellenstreifen eingebettet waren, dazu 24 miteinander verbundene, teilweise ineinander passende, gegliederte konische Titansegmente, vier Druckbehälter, die seinen Sensoren zufolge Helium, einen Sauerstoff-Stickstoff-Mix und Methanol enthielten, 8 Impuls-Atmosphärentriebwerke mit direkt anschließbaren Bedienungselementen und schließlich 12 fünfzehn Meter lange Buckykarbonseile, die an den vier Seiten der Bambus-Drei-Box befestigt waren, in der sich das Ding befand.
    »Ich gebe auf«, sagte Mahnmut, nachdem er mehrere Minuten lang gegrübelt, in der Box herumgestochert und die Plane auseinander- und wieder zusammengefaltet hatte. »Was, zum Teufel, ist das?«
    »Ein Ballon«, sagte Orphu.
    Mahnmut schüttelte seinen Moravec-Kopf. In der Jupiter-Atmosphäre gab es sowohl lebende als auch Moravec-Ballon-Geschöpfe, andere schwammen in der Suppe des Saturn, aber was konnte Koros III. auf dem Mars mit einem künstlichen Ballon gewollt haben?
    Orphu übermittelte die Antwort, noch während Mahnmut sie in seinem eigenen Geist hörte. »Koros’ Mission bestand darin, auf den Gipfel des Olympus Mons zu gelangen, zum Ursprung der Quantenstörung, und auf diese Weise hätte er den Vulkan nicht ersteigen müssen. Wie sind die Maße dieses … Ballons?«
    Mahnmut erzählte es dem Ionier.
    »Wenn man ihn hier auf Null-Null, dem marsianischen Meeresspiegel, mit Helium aufbläst, hätte er einen Durchmesser von etwas über sechzig Metern und eine Höhe von ungefähr fünfunddreißig Metern. Damit sollte er die Gondel, dich, den Apparat und den Sender problemlos bis zum Rand des Weltraums … oder auf den Gipfel des Olympus befördern«, sagte Orphu.
    »Gondel?« Mahnmut war ein bisschen langsam von Begriff.
    »Die Box, in der er enthalten war. Darin wollte Koros III. offenkundig fahren. Hat sie eine Transpolymer-Haube – irgendeine druckfeste Abdeckung?«
    »Ja.«
    »Da hast du’s.«
    »Aber an der Südseite des Olympus Mons gibt es eine Rolltreppe«, sagte Mahnmut einfältig.
    »Das wussten Koros und die Moravec-Planer dieser Mission aber nicht.«
    Mahnmut wandte für eine Minute den Blick von dem Ballon ab, um nachzudenken. Die Feluke steuerte gerade die zentralen Fahrrinnen des meeresarmähnlichen Flusses an, und die südlichen Klippen der Valles Marineris waren nur noch eine dünne rote Linie am blaugrünen Horizont. »Die Gondel ist zu klein für dich«, sagte er.
    »Tja, kein Wunder …«, begann Orphu.
    »Ich baue eine größere Gondel«, unterbrach ihn Mahnmut.
    »Glaubst du wirklich, wir gelangen auf den Gipfel des Olympus Mons?«, fragte Orphu leise.
    »Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass wir noch über zweitausend Kilometer von dem Vulkan entfernt sein werden, wenn … falls wir mit diesem kleinen Schiff jemals das westliche Ende der Vallis Marineris erreichen. Ich hatte keine Ahnung, wie wir durch das zerklüftete Terrain von Noctis Labyrinthus und über das Tharsis-Plateau zum Olympus kommen sollten, aber dieser … Ballon … damit könnte es klappen. Vielleicht.«
    »Wir könnten jetzt gleich losfliegen. Damit ginge es schneller als mit dieser … wie hast du sie genannt?«
    »Feluke.« Mahnmut schaute zur Takelage und den Segeln hinauf, die sich scharf gegen den rosa-blauen Himmel abzeichneten. Mehrere kleine grüne Männchen schwangen sich mühelos durch die Takelage. »Und nein, ich glaube nicht, dass wir es mit dem Ballon probieren sollten, solange es nicht sein muss. Er besteht zwar aus Chamäleon-Tarnmaterial – sogar die Gondel ist damit überzogen –, aber ich bin keineswegs sicher, dass die Leute mit den fliegenden Streitwagen ihn nicht aufspüren könnten. Wir werden ihn starten, wenn wir Noctis Labyrinthus erreichen. Das wird ohnehin noch eine lange und gar nicht so einfache Luftreise, weil