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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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abgesehen von den vier bunt leuchtenden Menschen.
    »Wonach suchen wir eigentlich?«, fragte Hannah. Sie durchquerte ein trockenes Bachbett, in dem während des Sommers vielleicht Wasser geflossen war – falls der Sommer jemals hierher kam.
    »Hat der Burning Man hier stattgefunden?«, fragte Harman.
    Daeman und Hannah sahen sich um. »Kann sein«, sagte Daeman schließlich. »Aber ihr wisst ja, da waren Zelte, Pavillons, Toiletten, ineinander übergehende Kuppeln und das Kraftfeld über dem Tal, große Heizkörper, der Burning Man, Tageslicht und … damals war alles ganz anders. Nicht so kalt.« Er hüpfte vorsichtig von einem Fuß auf den anderen.
    »Hannah?«, sagte Harman.
    »Ich bin nicht sicher. Der Platz damals war auch steinig und trostlos, aber … Daeman hat Recht, mit den Tausenden von Menschen und dem Sonnenschein sah es anders aus. Ich weiß es nicht.«
    Ada übernahm die Führung. »Verteilen wir uns und suchen wir nach einem Zeichen, dass der Burning Man hier abgehalten wurde … Lagerfeuer, Steinhaufen … irgendwas. Obwohl ich nicht glaube, dass wir deine Ewige Jüdin heute Nacht hier finden werden, Harman.«
    »Schsch«, machte Harman und schaute sich zu den fernen Servitoren um, dann wurde ihm bewusst, dass ihre Unterhaltung ohnehin übertragen wurde. »Na schön«, sagte er mit einem Seufzen, »verteilen wir uns, vielleicht im Abstand von fünfzig bis hundert Metern, und halten wir Ausschau nach etwas, das …«
    Er brach ab, als eine große, nur andeutungsweise menschliche Gestalt aus einer Seitenschlucht kam. Das Geschöpf stapfte mit vertrauter, unbeholfener Anmut über die Steine hinweg auf sie zu. Als es bis auf zehn Meter herangekommen war, sagte Harman: »Geh wieder zurück. Wir brauchen hier keinen Voynix.«
    Einer der Servitoren antwortete. Seine Stimme war laut und deutlich, obwohl die Kugel selbst weit hinter ihnen schwebte. »Wir müssen darauf bestehen, meine Damen und Herren. Dies ist der abgelegenste und feindlichste aller bekannten Faxknoten. Wir dürfen nicht das kleine Risiko eingehen, dass Sie hier von irgendetwas verletzt werden.«
    »Gibt es hier Dinosaurier?«, fragte Daeman nervös.
    Ada lachte erneut und reckte der dunklen, heulenden Kälte die ausgebreiteten Arme und offenen Hände entgegen. »Das bezweifle ich, Daeman. Es müsste eine reichlich zähe rekombinante Winterzucht sein, von der ich noch nie gehört habe.«
    »Möglich ist alles.« Hannah zeigte auf einen großen Felsbrocken in der Nähe des Eingangs zu einer weiteren Seitenschlucht ungefähr fünfzig Meter rechts von ihnen. »Da drin könnte ein Allosaurier auf uns warten.«
    Daeman wich unwillkürlich einen Schritt zurück und wäre beinahe über einen Stein gestolpert.
    »Hier gibt es keine Dinosaurier«, sagte Harman. »Ich glaube nicht, dass es hier überhaupt etwas Lebendiges gibt. Es ist einfach zu kalt. Wenn ihr mir nicht glaubt, nehmt für eine Sekunde eure Kapuzen ab.«
    Das taten sie. Die molekularen Kopfhörer hallten von ihren Ausrufen wider.
    »Du bleibst uns vom Leib, bis wir dich rufen«, befahl Harman dem Voynix. Das Geschöpf nahm dreißig Schritte Abstand.
    Sie gingen das Tal entlang – nach Nordwesten, den Richtungsanzeigern in ihren Handflächen zufolge. Die Sterne erbebten unter der Kraft des Windes, und hin und wieder mussten sie sich alle vier in den Schutz eines großen Felsbrockens kauern, um nicht umgeweht zu werden. Wenn der Sturm etwas nachließ, verteilten sie sich wieder.
    »Hier ist etwas«, sagte Ada.
    Die anderen eilten zu der gelben Gestalt etwa dreißig Meter südlich von ihnen. Ada schaute auf etwas hinunter, das auf den ersten Blick wie ein Stein unter vielen wirkte, doch als Daeman näher kam, sah er das spröde Haar oder Fell, die merkwürdigen Flossenanhängsel und die schwarzen Löcher oder Augen. Das Ding schien aus verwittertem Holz geschnitzt zu sein.
    »Das ist eine Robbe«, sagte Harman.
    »Was ist eine Robbe?« Hannah kniete sich hin und berührte das reglose Geschöpf.
    »Ein Meeressäugetier. Ich habe sie in der Nähe von Küsten gesehen … weitab von Faxknoten.« Er kniete sich ebenfalls hin und berührte den Kadaver. »Sie ist ausgetrocknet … mumifiziert ist das Wort. Vielleicht liegt sie schon Jahrhunderte hier. Oder Jahrtausende.«
    »Also sind wir in der Nähe einer Küste«, meinte Ada.
    »Nicht unbedingt.« Harman stand auf und schaute sich um.
    »He«, sagte Daeman, »ich erinnere mich an den großen Felsblock da. Der Bierpavillon stand direkt

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