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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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darunter.« Er ging langsam zu dem Steinbrocken in der Nähe der Felswand hinüber.
    »Bist du sicher?«, fragte Ada, als sie ihn eingeholt hatten. Dort war nichts weiter als der Steinbrocken, der zu den kalt brennenden Sternen und dahinjagenden Wolken emporragte. Alle suchten am Boden nach Spuren des Zelts, Resten von Lagerfeuern oder Karriolenspuren, aber sie fanden nichts.
    »Es ist anderthalb Jahre her«, sagte Harman. »Die Servitoren haben wahrscheinlich gut aufgeräumt und …«
    »O mein Gott«, unterbrach ihn Hannah.
    Sie drehten sich alle rasch um. Die junge Frau im orangefarbenen Anzug schaute zum Himmel. Sie hoben alle den Kopf, noch während sie die farbigen Lichter bemerkten, die über die Steine um sie herum spielten. Der Nachthimmel war erfüllt von schimmernden, tanzenden Lichtvorhängen – blaue und gelbe Streifen, tanzende Rottöne.
    »Was ist das?«, flüsterte Ada.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Harman. Er flüsterte ebenfalls. Das Licht wogte über die wolkenfreien Himmelsbereiche. Harman nahm seine Thermohaut-Kapuze ab. »Mein Gott, ohne die Nachtsicht ist es fast genauso hell. Ich glaube, ich habe so was vor Jahrzehnten einmal gesehen, als ich …«
    »Servitoren«, fiel ihm Daeman ins Wort, »was ist das für ein Licht?«
    »Ein atmosphärisches Phänomen, hervorgerufen durch die Interaktion geladener Teilchen von der Sonne mit dem elektromagnetischen Feld der Erde«, antwortete die Stimme der fernen Maschine. »Wir verfügen nicht mehr über die genauen Einzelheiten der wissenschaftlichen Erklärung, aber es hat verschiedene Namen, zum Beispiel …«
    »Schon gut«, sagte Harman. »Das reicht … he.« Er hatte seine Kapuze wieder übergezogen und blickte auf den Felsbrocken vor sich.
    Der Stein wies komplexe Kratzer auf. Sie erweckten nicht den Anschein, als wären sie vom Wind oder von anderen Naturkräften erzeugt worden.
    »Was ist das?«, fragte Ada. »Es sieht nicht so aus wie die Symbole in den Büchern.«
    »Nein«, pflichtete Harman ihr bei.
    »Etwas vom Burning Man?«, sagte Hannah.
    »Ich erinnere mich an keine Kratzer an dem Felsen beim Bierzelt«, sagte Daeman. »Aber vielleicht haben ihn die Servitoren zerkratzt, als sie das Zeug nach dem Fest weggeschafft haben.«
    »Vielleicht«, sagte Harman.
    »Sollen wir hier weitersuchen?«, fragte Ada. »Vielleicht finden wir einen Hinweis darauf, dass diese Frau, hinter der du her bist, hier war. Oder auch nur, dass der Burning Man hier stattgefunden hat. Vielleicht ist noch etwas Asche übrig.«
    »Bei diesem Wind?«, lachte Daeman. »Nach anderthalb Jahren?«
    »Eine Grube«, sagte Ada. »Ein Lagerfeuer. Wir könnten …«
    »Nein«, sagte Harman. »Hier finden wir nichts. Faxen wir irgendwohin, wo es warm ist, und essen wir einen Happen.«
    Ada drehte ihren gelben Kopf und sah Harman an, sagte jedoch nichts.
    Die beiden Servitoren waren herbeigeschwebt, und der Voynix ragte direkt hinter ihnen auf.
    »Wir gehen«, erklärte Harman den Servitoren. »Ihr könnt uns auf dem Rückweg zum Faxpavillon mit euren Strahlern leuchten.«
     
    In Ulanbat war es kurz nach Mittag, und die üblichen rund hundert Gäste wimmelten bei Tobis noch immer andauernder Zweiter-Zwanziger-Party im 78. Stock der Kreise zum Himmel. Die hängenden Gärten raschelten und seufzten in der Brise, die von der roten Wüste hereinwehte. Daeman wurde von einer ganzen Schar junger Männer und Frauen begrüßt, die gar nicht bemerkt hatten, dass er in den letzten paar Tagen nicht da gewesen war, aber er folgte Harman, Hannah und Ada zu der langen Banketttafel, wo sie sich heißes Finger Food nahmen und sich von einem Servitor kalten Wein einschenken ließen. Harman führte sie aus dem Gedränge heraus zu einem Steintisch bei der niedrigen Wand am Rand des Kreises. Auf der festgestampften Gobi-Straße zweihundertfünfzig Meter unter ihnen trabten von Voynixen begleitete Kamelkarawanen mit Servitor-Treibern herbei.
    »Was ist los?«, fragte Ada, als sie im Schatten des Gartens saßen und aßen. »Ich weiß, dass da vorhin etwas passiert ist.«
    Harman setzte an zu reden, hielt dann jedoch inne und wartete, bis ein Servitor vorbeigeschwebt war. »Fragt ihr euch auch manchmal, ob dieser Mehrzweck-Servitor derselbe ist, den ihr gerade woanders gesehen habt? Sie sehen alle gleich aus.«
    »Das ist doch absurd«, sagte Daeman. Er nagte an einem Hühnerbein, leckte sich zwischendurch die Finger ab und trank einen Schluck von seinem eisgekühlten Wein.
    »Vielleicht«, sagte

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