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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Tür hinaus, sodass die anderen einen Moment lang im Dunklen standen. Sie beeilten sich, zu ihr aufzuschließen, und scharten sich wie junge Gänse hinter ihr zusammen. »Das hier ist eine Diele«, sagte Ada. »Seid vorsichtig. Die Schnee- und Eisschicht auf dem Fußboden ist fast einen halben Meter dick.«
    Die vereiste Diele führte in eine vereiste Küche, die vereiste Küche öffnete sich zu einem vereisten Wohnzimmer mit umgeworfenen Sofas, an denen sich Schneewehen gebildet hatten. Ada ließ ihren Lichtstrahl über eine Wand mit Fenstern schweifen, die innen und außen mit Eis verkrustet waren.
    »Ich glaube, ich weiß, wo wir sind«, flüsterte Harman.
    »Unwichtig«, sagte Hannah. »Wie kommen wir weg von hier?«
    »Moment«, sagte Ada und senkte den Lichtstrahl auf den Eisboden, sodass der Widerschein alle Gesichter von unten beleuchtete. »Ich möchte wissen, wo wir deiner Meinung nach sind.«
    »Der Geschichte zufolge, die ich gehört habe, hatte die Frau, die ich suche – die Ewige Jüdin –, ein Zuhause, ein Domi, auf dem Mount Erebus, einem Vulkan in der Antarktis.«
    »Im Trockental?«, fragte Daeman. Der junge Mann schaute sich immer wieder in die Dunkelheit hinter ihnen um. »Herrgott, ich friere mich zu Tode!«
    Hannah kam so schnell über das Eis auf ihn zu, dass er zurücktaumelte und beinahe ausgerutscht wäre. »Du musst deine Thermohaut-Kapuze aufsetzen, du Dussel«, sagte sie. »Das gilt für uns alle. Sonst kriegen wir Frostbeulen. Außerdem verlieren wir im Moment eine Menge Körperwärme durch unsere Kopfhaut.« Sie nestelte ihm die grüne Kapuze der Thermohaut aus dem Hemd und zog sie ihm über den Kopf.
    Alle setzten eilig ihre Kapuze auf.
    »Schon besser«, sagte Harman. »Jetzt sehe ich etwas. Und ich höre besser – die Kopfhörer des Anzugs dämpfen das Heulen des Windes.«
    »Du hast gerade gesagt, dass diese Frau ein Haus auf einem Vulkan hatte – in der Nähe des Trockentals? So nah, dass wir zu Fuß zum dortigen Faxpavillon gehen können?«
    Harman machte eine hilflose Geste. »Ich weiß es nicht. Ich hatte mich gefragt, ob sie auf diese Weise beim Burning Man aufgetaucht war – ob sie einfach hingegangen ist –, aber ich bin mit der Geografie nicht vertraut. Das Tal könnte einen Kilometer oder tausend Kilometer von hier entfernt sein.«
    Daeman schaute zu den schwarzen, vereisten Fenstern, deren bruchfeste Scheiben unter dem Druck des Windes erbebten. »Ich gehe da nicht raus«, sagte er kategorisch. »Aus keinem Grund der Welt.«
    »Da bin ich ausnahmsweise mal einer Meinung mit Daeman«, sagte Hannah.
    »Ich verstehe das alles nicht«, meinte Ada. »Du hast gesagt, diese Frau hätte hier vor langer Zeit gelebt – vor mehreren Lebensaltern –, vor aberhundert Jahren. Wie kann sie …«
    »Keine Ahnung«, sagte Harman. Er borgte sich die Taschenlampe von Ada und ging in den nächsten Flur hinein, bis er sich mit Gebilden konfrontiert sah, die wie weiße Stangen aussahen und ihm den Weg versperrten. Die anderen sahen zu, wie er ins Wohnzimmer mit den Schneewehen zurückkam, das schwerste Möbelstück hochhob, das er vom Eis losreißen konnte – einen schweren Tisch, dessen Beine dabei abbrachen – und wieder kehrtmachte, um die Eiszapfen einen nach dem anderen zu zertrümmern und sich einen Weg durch den mit Schnee gefüllten Flur zu bahnen.
    »Wo willst du hin?«, rief Daeman. »Welchen Zweck hat es, dort entlangzugehen? Hier war seit einer Million Jahren kein Mensch mehr. Wir werden einfach erfrieren, wenn …«
    Harman stieß mit dem Fuß eine Tür am Ende des Flurs auf. Licht fiel heraus. Wärme ebenfalls. Die anderen drei liefen so schnell sie konnten über die tückische Fläche zu ihm.
    Ganz ähnlich wie ihr Ankunftsraum war auch dieser fensterlos und dreißig bis vierzig Quadratmeter groß. Aber im Gegensatz zu dem anderen war er warm, hell und frei von Schnee und Eis. Und er enthielt eine ungefähr fünf Meter lange, ovale Metallmaschine, die ihn fast vollständig ausfüllte. Das Ding schwebte reglos einen Meter über dem Betonboden, und ein Kraftfeld schimmerte wie eine Glaskanzel über ihm. Die sechs Mulden in der Oberseite waren mit einem weichen, schwarzen Material ausgekleidet; jede Mulde hatte die Länge eines menschlichen Körpers, und in der Nähe der Hände befanden sich zwei kurze Griffe oder Bedienungselemente.
    »Sieht so aus, als hätte jemand noch zwei Personen mehr erwartet«, flüsterte Hannah.
    »Was ist das?«, fragte Daeman.
    »Ich glaube,

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