Illuminati
beide kennen sich wirklich in Geschichte aus! Unglücklicherweise ist dieses einzigartige Dokument nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Es wird in den Geheimarchiven des Vatikans aufbewahrt und…«
»Würden Sie uns bitte entschuldigen?«, verlangte Langdon, verwirrt wegen Vittorias Panik. Er zog sie zur Seite und griff in die Tasche, um das Blatt Nummer fünf vorsichtig herauszuziehen. »Was ist denn los?«
»Welches Datum hat dieses Werk?«, fragte sie, während sie das Blatt überflog.
Der Führer stand schon wieder bei ihnen und starrte aus weit aufgerissenen Augen auf das Dokument. »Das ist nicht… das ist doch nicht wirklich…«
»Eine Reproduktion, für Touristen«, sagte Langdon schroff. »Danke sehr für Ihre Hilfe. Würden Sie meine Frau und mich nun für einen Augenblick entschuldigen?«
Der Führer wich ein paar Schritte zurück, ohne das Blatt aus den Augen zu lassen.
»Das Datum!«, drängte Vittoria. »Wann hat Galileo dieses Manuskript veröffentlicht…?«
Langdon deutete auf die römischen Ziffern in der untersten Zeile. »Das hier ist die Jahreszahl. Was ist denn los?«
Vittoria entzifferte die Zahl. »1639?«
»Ja. Stimmt was nicht?«
Ein Blick in ihre Augen ließ Langdon Düsteres ahnen. »Wir sind in Schwierigkeiten, Robert. In großen
Schwierigkeiten. Die Daten passen nicht zueinander.« »Welche Daten passen nicht zueinander?«
»Raphaels Grab. Er wurde erst 1759 im Pantheon beigesetzt.
Mehr als ein Jahrhundert nach der Veröffentlichung von Diagramma.«
Langdon starrte sie an, während er versuchte, das eben Gesagte zu begreifen. »Nein«, sagte er schließlich. »Das kann nicht sein. Raphael starb 1520, lange vor Galileos Diagramma.«
»Das stimmt. Aber er wurde erst mehr als zwei Jahrhunderte später hier im Pantheon beigesetzt. Es war eine Art historischer Tribut an bedeutende Italiener.«
Die Erkenntnis kam langsam, und mit einem Mal fühlte sich Langdon, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.
»Als dieses Gedicht geschrieben wurde«, fuhr Vittoria fort, »war Raphael noch irgendwo anders begraben. Damals stand das Pantheon noch in überhaupt keiner Verbindung mit Raphael!«
Langdon stockte der Atem. »Aber… aber das… das würde bedeuten…«
»Genau! Wir sind am falschen Ort!«
Langdon schwankte. Das ist unmöglich… Ich war sicher… Vittoria rannte zu dem Fremdenführer und zerrte ihn herbei.
»Signore, bitte entschuldigen Sie. Wo lagen Raphaels sterbliche Überreste im siebzehnten Jahrhundert?«
»In Urb… Urbino«, stammelte der Führer befremdet. »In seinem Geburtsort.«
»Unmöglich!« Langdon fluchte in sich hinein. »Die Illuminati-Altäre der Wissenschaft befanden sich hier in Rom, da bin ich absolut sicher!«
»Illuminati?« Der Fremdenführer ächzte erschrocken und starrte erneut auf das Dokument in Langdons Hand. »Wer sind Sie?«
Vittoria antwortete an Langdons Stelle. »Wir suchen nach etwas, das sich ›Santis irdenes Grab‹ nennt. Hier in Rom. Können Sie uns sagen, worum es sich dabei handelt?«
Der Führer blickte sie verunsichert an. »Das hier ist Raphaels einziges Grab in Rom.«
Langdon versuchte nachzudenken, doch sein Verstand weigerte sich. Wenn Raphaels Grab 1655 noch nicht in Rom gewesen war – auf was bezog sich dann Miltons Gedicht? Santi’s earthly tomb with demon’s hole? Was, zur Hölle, ist das? Denk nach, Mann!
»Gab es noch einen anderen Künstler mit Namen Santi?«, fragte Vittoria.
Der Fremdenführer zuckte die Schultern. »Nicht dass ich wüsste.«
»Was ist mit anderen berühmten Persönlichkeiten? Vielleicht ein Wissenschaftler oder ein Dichter oder ein Astronom namens Santi?«
Der Führer sah aus, als würde er am liebsten weglaufen. »Nein, Signora. Der einzige Santi, von dem ich je gehört habe, ist Raphael, der Baumeister.«
»Baumeister?«, fragte Vittoria. »Ich dachte, er wäre Maler gewesen?«
»Er war beides, Signora. Wie all die anderen Großen auch. Michelangelo, Leonardo, Raphael.«
Ob es nun an den Worten des Fremdenführers lag oder an den kunstvollen Sarkophagen ringsum – mit einem Mal dämmerte es Langdon. Santi war Baumeister. Nun fielen die Fakten wie Puzzlesteine an ihren Platz. Die Baumeister der Renaissance hatten nur zwei Ziele im Leben gehabt – Gott mit möglichst großen Kirchen zu verehren und weltliche Würdenträger in möglichst prachtvollen Gräbern zu bestatten. Santis irdnes Grab. Könnte es das sein…? Immer schneller kreisten
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