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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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unterstützte, denn sie waren Mitglieder davon. Das Syndikat bewahrte selbstverständlich drei Viertel ihres Goldes in Fort Knox auf (ohne Deckmäntelchen). «Wo könnte es wohl einen sichereren Ort geben?» hatte Robert Putney Drake einmal gefragt.
    Aber der Frachter war nicht pünktlich. Der Wind zerrte an Flanagan, peitschte sein welliges, weisses Haar, die Ärmel seiner gut geschneiderten Jacke und seine Hosenbeine. Der gottverfluchte Wind von Chicago. Flanagan hatte sein Leben lang gegen ihn gekämpft. Er hatte den Mann aus ihm gemacht, der er heute war.
    Der Polizeisergeant Otto Waterhouse erschien im Eingang zur Dachterrasse. Waterhouse gehörte zum persönlichen Stab Flanagans, das hiess, er wurde von der Polizei entlohnt, vom Syndikat und von einer dritten Stelle, die regelmässig einen festgesetzten Betrag auf das Konto Otto Wasserhaus bei der Bayrischen Nationalbank überwies. Waterhouse war ein einsachtundachtzig grosser Schwarzer, der seine eigenwillige Karriere bei der Polizei von Chicago gemacht hatte, indem er williger und eifriger als ein durchschnittlicher Sheriff aus Mississippi Angehörige seiner eigenen Rasse verfolgte, folterte und killte. Flanagan war schon früh auf Waterhouse' eiskalte, von Selbsthass erfüllte Liebesaffäre mit dem Tod aufmerksam geworden und hatte ihn seinem Stab einverleibt.
    «Eine Nachricht aus der CFR-Kommunikationszentrale in New York», sagte Waterhouse. «Aus Ingolstadt wurde durchgegeben, dass das Projekt Tethys fehlschlug.»
    Flanagan senkte das Fernglas und drehte sich zu Waterhouse um. Das rosige Gesicht des Staatsanwalts, mit seinen buschigen Salz-und-Pfeffer-Augenbrauen war scharfsinnig und distinguiert, genau das Gesicht, für das die Leute ihre Stimme abgaben, vor allem hier in Chicago. Es war das Gesicht, das einst einem Jungen gehört hatte, der mit der Hamburger-Bande im irischen Getto in Chicagos Süden herumgezogen war und nur so zum Vergnügen den Schwarzen, derer sie habhaft werden konnten, das Hirn mit Pflastersteinen zu Brei schlugen. Es war ein Gesicht, das von jenen primitiven Anfängen zum Wissen um die vor zehntausend Jahren versunkenen Tempel gelangt war, um Spinnenschiffe und internationale Verschwörungen. Es war unauslöschlich von Milo A. Flanagans Vorfahren - von Galliern, Bretonen, Schotten, Pikten, Walisern und Iren - geprägt. Ungefähr um die Zeit, als der Tempel von Tethys im Meer versank, waren sie auf Anordnung von Agharti aus jenen dichten Wäldern, die heute das Wüstengebiet der Äusseren Mongolei bilden, ausgewandert. Doch war Flanagan nur ein Illuminat vierten Grades und nicht vollständig über die Geschichte aufgeklärt. Obwohl er kaum Emotionen zeigte, brannten tief in seinen Augen blauweisse Flammen von Wahnsinn. Waterhouse war einer der wenigen Leute in Chicago, die Flanagans unheilvollem Blick standhalten konnten.
    «Wie ist es dazu gekommen?» fragte Flanagan.
    «Sie wurden von Delphinen und einem unsichtbaren U-Boot angegriffen. Die Spinnenschiffe wurden alle zu Schrott geschlagen. Zwack griff ein, wurde aber durch Laserstrahlen beschädigt und zum Rückzug gezwungen.»
    «Wie fanden sie heraus, dass wir Spinnenschiffe im Tempelgebiet hatten?»
    «Vielleicht über die Delphine.»
    Flanagan sah Waterhouse kalt und nachdenklich an. «Vielleicht ist es hier bei uns irgendwo durchgesickert, Otto. Es gibt aktive JAMs hier in der Stadt, mehr als sonstwo im ganzen Land. In der letzten Woche wurde Dillinger zweimal gesehen. Bei Gruad, wie sehr wünschte ich mir, ich könnte es sein, der, ihn ein für alle Mal richtig fertigmachte! Was würde Hoovers Geist wohl dazu sagen, Otto?» Flanagan grinste eines seines seltenen, echten Lächelns und zeigte dabei seine vorstehenden Kaninchenzähne. «Wir wissen, dass es irgendwo im Norden der Stadt ein JAM-Kulturzentrum gibt. Irgend jemand hat während der letzten zehn Jahre regelmässig Hostien aus der Kirche meines Bruders gestohlen - selbst dann, wenn ich bis zu dreissig Männer da draussen postiert hatte. Und mein Bruder sagt, dass es in den letzten fünf Jahren in seiner Gemeinde mehr Fälle von dämonischer Besessenheit gab als in der ganzen früheren Geschichte Chicagos. Eines unserer Medien hat über Emanationen der Alten Frau in diesem Gebiet berichtet; während des vergangenen Jahres mindestens einmal im Monat. Es ist schon lange her, seitdem soetwas auftrat. Sie könnten unter Umständen unsere Gedanken lesen, Otto. Und das könnte die undichte Stelle sein. Warum besorgen wir's
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