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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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der Gang, der schlimmsten Gang, aber ich wartete auf was noch Besseres, das Unmögliche, den Boss-Gimmick, der mich vom schwarz-weißen Schachbrett runternehmen würde und zu einem Ort führen, wo ich ich sein konnte und nicht länger ein Pfand, das nach Charlies Lust und Laune rumgeschubst wurde.
    Otto Waterhouse hatte dieses Gefühl nie gekannt, wenigstens nicht bis kurz vor Schluß des Spiels. Mir gelang es nie so recht, in seinen Kopf hineinzusehen, um zu wissen, was darinnen vor sich ging (er hingegen war ein richtiger Bulle und konnte meine Gedanken von dem Augenblick an, wo wir uns das erste Mal begegneten, lesen, und ich spürte immerzu, wie er mich beobachtete und auf den Augenblick wartete, wo ich den Kurs ändern und mich auf Charlies Seite schlagen würde), so war das beste, was ich tun konnte, ihm zu sagen, daß er kein gewöhnlicher Schwarzer sei: er machte die Schwarzen nicht für seinen Boss fertig, er machte sie zu seiner eigenen Befriedigung fertig; es war sein ganz privater Trip.
    Otto wurde mein Verbindungsmann, nachdem ich mit Untergrundarbeit beauftragt worden war. Wir trafen uns an einem Ort, für dessen Besuch ich immer eine Entschuldigung hatte, in einem heruntergekommenen Anwaltsbüro in der North Clark Street 23, das Washington, Weishaupt, Budweiser und Kief hieß. Aus mir unbekanntem Grund wurde es später in Ruly, Kempt, Sheveled und Couth umbenannt und dann noch einmal in Weery, Stale, Flatt und Profitable, und um das Antlitz zu wahren, stellten sie tatsächlich ein paar Rechtsanwälte an, die für Blue Sky, Inc. arbeiteten.
    Am 29. April beschloß Joe Malik, der noch immer eine gehörige
    Portion Zweifel an Hagbard hegte, es mit der einfachsten Art des Tarotkartenlegens zu probieren. Indem er sich voll und ganz auf dieses Problem konzentrierte, mischte er die Karten und zog diejenige heraus, die ihm, sollte es mit der Wahrsagerei wirklich funktionieren, Auskunft über die wahre Natur Hagbards geben sollte. Mit sinkendem Mut stellte er fest, daß er den Hohepriester gezogen hatte. Unter Zuhilfenahme der ihm von Simon beigebrachten Mnemotechnik identifizierte Joe diese Figur rasch mit der Zahl 5, dem hebräischen Buchstaben Vau (mit der Bedeutung «Nagel»), und der traditionellen Interpretation des Falschspiels: etwa Heuchelei und Tricks. Fünf war die Zahl für Grummet, das destruktive und chaotische Ende eines Zyklus. Vau war der Buchstabe, der in Zusammenhang mit Streitigkeiten stand, und die Bedeutung «Nagel» wurde häufig mit jenen Utensilien in Verbindung gebracht, die zu Jesu Tod führten. Die Karte gab ihm Auskunft darüber, daß Hagbard ein heuchlerischer Trickkünstler war, der auf Zerstörung hinarbeitete, ein Mörder des Träumer-ErlöserAspekts der Menschheit. Oder, um eine mystischere Deutung zu geben, was sich bei der Beschäftigung mit Tarot empfahl, so schien Hagbard all diese Eigenschaften zu besitzen und war eigentlich ein Agent für Wiederauferstehung und Wiedergeburt... so wie Christus sterben mußte, um der Vater zu werden, wie das falsche «Selbst» getilgt werden muß, um sich mit dem großen «Selbst» vereinigen zu können. Joe fluchte. Die Karte reflektierte nur seine eigene Unsicherheit. Er durchstöberte das Bücherregal, das Hagbard in seiner Kabine hatte aufstellen lassen, und fand drei Bücher über Tarot. Das erste, ein populäres Handbuch, stellte sich als absolut unbrauchbar heraus: es identifizierte den Hohepriester mit dem Buchstaben der Religion im Unterschied zum Geist, mit Konformität und mit all jenen Plastik-MittelklasseEigenschaften, die Hagbard so augenfällig abgingen. Das zweite Buch (von einem Tarot-Adepten verfaßt) führte ihn geradewegs zu seiner eigenen konfusen Deutung der Karte zurück, indem es andeutete, daß der Hohepriester « mysteriös », sogar « finster » ist. Und: «Er scheint einen sehr geheimnisvollen Scherz auf Kosten anderer zu genießen.» Das dritte Buch ließ sogar noch weitere Zweifel aufkommen: Es war das Liber 555, geschrieben von einem gewissen Mordecai Malignatus, ein Name, der Joe vage in Erinnerung rief, daß die alte East Village Other-Tabelle der Illu-minaten-Verschwörung einen «Mordecai the Foul» verzeichnet hatte, der für die Sphere of Chaos verantwortlich war — und « Mor-decai Malignatus » stellte eine einigermaßen gute Latinisierung von «Mordecai the Foul» dar. Mordecai kontrollierte, wie Joe sich erinnerte, gemäß der halb akkuraten, halb irreführenden Tabelle (zusammen mit dem damals

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