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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Menschen nahe fühlen durch die Kunst, die sie erschaffen haben. Ich kann ihre Gefühle nachvollziehen, Stimmungen erleben, von denen ich vorher keine Ahnung hatte. Nichts davon möchte ich missen; ich will nicht, dass die Kunst und die Symbole verschwinden.«
    Jana nickte wortlos. Sie wusste, dass Heru sie nicht anlog. Das, was er gerade gesagt hatte, hätte er sich niemals ausdenken können, wenn er noch der Alte gewesen wäre.
    »Wenn du es wirklich ernst meinst, musst du mich hinausgehen lassen.« Vorsichtig nahm sie Herus Hand mit dem Handschuh in beide Hände. »Ich habe dir geglaubt, Heru. Jetzt musst du an mich glauben.«
    Eine lautlose Erschütterung ließ den Boden beben und die Reste der Bronzeuhr, die auf dem Kaminsims stand, fielen herunter. Dabei lösten sich die Zeiger und schossen über den Boden.
    »Was ist los? Was war denn das?«, fragte Jana erschrocken.
    Heru war blitzschnell zur Tür gestürzt. Jana hörte, wie er durch den Flur rannte, die Treppe ein Stück hinunterlief, dann wieder umdrehte und schließlich mit eiligen Schritten zurückkam.
    »Das Gebäude ist abgesackt«, sagte er, als er den Salon wieder betrat. »Der Keller ist eingestürzt. Jetzt muss sich das Erdgeschoss unter dem Meeresspiegel befinden. Ohne die Magie, die uns schützt, stünde es jetzt unter Wasser.«
    »Was sollen wir bloß tun? Wir müssen hier raus, Heru. Wenn wir noch länger warten, schaffen wir es vielleicht gar nicht mehr.«
    Heru hob die kranke Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Er schien etwas zu hören, auch wenn im Raum absolute Stille herrschte. Es war, als könnten seine Augen durch die Wände sehen, als beobachteten sie etwas in irgendeiner anderen Ecke des Gebäudes.
    »Das wird nicht mehr nötig sein.« Er legte Jana den Arm um die Schulter und führte sie zur Tür. »Er ist hier. Yadia, dieser Idiot, hat ihn reingelassen.«
    Janas Herz trommelte auf einmal wie wahnsinnig. »Alex?«, fragte sie mit dünner Stimme. »Alex ist hier?«
    Heru wandte ihr das Gesicht zu und sah sie an. In seinen Augen stand Angst. »Nein, Jana, es ist nicht Alex, sondern der Nosferatu. Und er ist hergekommen, um dich zu töten.«

Kapitel 2
    A ls Jana in den Flur hinaustrat, bemerkte sie sofort die klebrige, feuchte Hitze, die zusammen mit dem Nosferatu in den Palast eingedrungen war. Sie war wie der flirrende Dunst, der sich in den Tropen in den heißesten Stunden des Tages über den Sümpfen bildete.
    Überall herrschte graues Dämmerlicht, durchsetzt mit Schatten und Spinnweben. Janas Atem ging schwer, während sie Heru folgte. Diese mit siedendem Wasser gesättigte Luft erstickte sie. Und es wurde immer schlimmer, je näher sie den Räumen kamen, die Argo bewohnt hatte.
    Die Tür war abgeschlossen, so wie Heru sie hinterlassen hatte, als er Jana zu Hilfe gekommen war. Leise fluchend zog der Wächter einen verrosteten Schlüssel aus der Tasche und drehte ihn im Schloss.
    Als er die Tür aufmachte, wurde Jana von gleißender Helligkeit geblendet, als blicke sie direkt in einen Scheinwerfer. Die gegenüberliegende Wand war in der Mitte eingestürzt und durch die Öffnung drang goldenes, flimmerndes Licht von draußen herein. Zitternd betrat Jana den Raum, die Augen fest auf dieses seltsame Leuchten gerichtet. Gerade eben war der Himmel über Venedig so dunkel gewesen, als wäre es Nacht. Warum schien es jetzt plötzlich wieder Tag zu sein?
    Irgendetwas an diesem Licht war künstlich. Was es war, merkte Jana erst nach einer Weile: Es kam nicht vom Himmel und es tanzte auf den Wänden umher und warf gespenstische Schatten, als wäre es der Widerschein eines großen Lagerfeuers.
    Plötzlich wurde ihr noch etwas klar: Das Loch in der Wand war ein magisches Portal.
    Jana ergriff die Hand des Wächters und beide spähten durch die Öffnung, bevor sie hineinstiegen. Dahinter befand sich ein unterirdischer Kanal, der von Fackeln erhellt wurde, mit einem schlichten Landungssteg aus Holz am gemauerten Ufer.
    Und an diesem Holzsteg war ein Boot vertäut, ein alter Leichenkahn mit einem Baldachin aus schwarzem Samt, der sanft auf dem Deck schaukelte und unter dem in vier riesigen silbernen Kandelabern mehrere Dutzend Kerzen brannten.
    Stumm musterte Jana das Gewölbe aus Stein über dem Kanal. Es wirkte alt, aber solide und setzte sich nach rechts und links fort, erhellt von den flackernden Fackeln an den Wänden, bis es sich in der Ferne verlor.
    »Was … was zum Teufel ist denn das?«, fragte Heru neben ihr.
    »Der Fluss Koptos«,

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