Illusion - das Zeichen der Nacht
Welt, der mich retten kann. Und die einzige Person, die mir helfen kann, ihn in meinen Besitz zu bringen, ist eine meiner Feindinnen. Was soll ich denn tun? Was würdest du tun?«
»Ich bin ziemlich pragmatisch veranlagt«, erwiderte Jana bissig. »Bei dir ist das nicht der Fall, glaube ich …«
Diese Reaktion brachte Argo wieder zum Schmunzeln. »Ganz ehrlich, ich muss deine Offenheit bewundern. Das findet man hier eher selten. Du hast recht, ich war früher nicht besonders pragmatisch. Aber jetzt habe ich keine andere Wahl. Sonst sterbe ich. Du weißt, was ich riskiert habe, um die Unsterblichkeit zu erlangen. Es sollte dich also nicht überraschen, dass ich zu allem bereit bin, um sie zurückzugewinnen.«
»Nicht das überrascht mich, sondern dass du dich ausgerechnet an mich wendest. Du weißt genau, wie es jetzt um meine magischen Fähigkeiten bestellt ist. Wir alle mussten Abstriche machen. Außer den Menschen natürlich. Sie sind als Einzige besser weggekommen. Und offenbar kennst du einen, der eine besondere Begabung für die Magie hat, diesen Armand. Warum bittest du nicht ihn um Hilfe?«
Argo überlegte einen Moment. »Armand hat dich als Magier überzeugt, oder? Aber was in diesem Video zu sehen ist, hat er gar nicht wirklich selbst gemacht.«
»Ich weiß. Niemand kann vom Tod zurückkehren, nicht einmal der allerbeste Magier. Es war ein Trick.«
»Das stimmt nicht und das weißt du auch. Was du gesehen hast, war echt. Aber dahinter stecken nicht Armands Fähigkeiten. Es war die Macht des Buchs.«
Jana sah den Wächter durchdringend an. »Kann ich mich setzen?« Sie deutete auf den venezianischen Lehnstuhl, der direkt neben Argos Sessel stand.
Der alte Mann nickte und Jana ließ sich in das prächtige blumenbestickte Polster sinken. Sie schlug die Beine übereinander, lehnte sich seufzend zurück und richtete den Blick dann wieder auf den Wächter, der sie ein wenig ungeduldig ansah.
»Nicht einmal ein Kurilen-Buch könnte jemanden wieder zum Leben erwecken«, sagte sie müde. »Hast du wirklich gedacht, da würde ich anbeißen? Ich weiß viel mehr über diese Bücher als du.«
»Ich meine kein gewöhnliches Kurilen-Buch.« Argo hatte sich im Sessel vorgebeugt, als wolle er ihr näher sein. »Ich meine das allererste, das Buch der Schöpfung. Das stammt nicht von den Kurilen, sondern existierte schon lange bevor sie auf der Erde auftauchten. Es wird behauptet, seine Symbole und Schriftzeichen hätten dieser Welt ihre Gestalt gegeben. Den Kurilen ist es mithilfe ihrer Visionen gelungen, eine Kopie davon anzufertigen.«
Jana starrte den Wächter mit großen Augen an. »Du willst mir einreden, ich hätte in dem Video eine Spiegelung dieses Buchs gesehen? Du bist ja nicht mehr ganz bei Trost.«
»Keine Spiegelung des eigentlichen Buchs, sondern der Kopie, die die Kurilen angefertigt haben. Stell dir bloß vor: Selbst die Kopie hat genug Macht, um aus der Asche eines Menschen wieder seinen Körper auferstehen zu lassen. Kannst du dir ausmalen, wie mächtig dann erst das Original sein muss?«
Jana antwortete erst nach ein paar Sekunden. »Ich habe noch nie von so einem Buch gehört. Wenn in deiner Geschichte wirklich ein wahrer Kern stecken würde, hätten meine Eltern mir davon erzählt.«
»Soweit mir zu Ohren gekommen ist, hat deine Mutter dir viele Dinge verheimlicht«, erwiderte Argo mit einem fiesen Grinsen. »So etwas sollte dich also nicht wundern. Das Buch der Schöpfung ist für die Medu-Klane quasi ein Tabu. Sie haben sogar Angst, es beim Namen zu nennen. Und weißt du was? Ich glaube, sie tun gut daran.«
»Warum erzählst du mir dann davon? Vielleicht sollte ich besser nichts davon wissen.«
»Vielleicht nicht«, gab Argo zu. »Aber du bist unvernünftig genug, um dich auf die Suche danach zu machen, auch wenn es nicht gut für dich ist. Meinst du, ich kenne dich nicht, ich hätte nicht ein Auge auf dich gehabt, wenn auch aus der Ferne? Du warst zu allem bereit, um die Drakul vom Herrscherthron zu stoßen. Zu allem.«
»Das war einmal«, sagte Jana mit gedämpfter Stimme. »Und es hat keinen Sinn, mich daran zu erinnern. Erik ist tot … Es gibt keinen Krieg mehr zu gewinnen.«
Ohne sie aus den Augen zu lassen, ließ Argo sich in seinen Sessel zurückfallen. Als seine Flügel gegen die Lehne gedrückt wurden, stöhnte er unwillkürlich auf. »Mag sein, dass die Umstände nicht mehr die gleichen sind, aber ein Mensch ändert sich nicht von heute auf morgen. Du bist immer noch ein
Weitere Kostenlose Bücher