Illusion - das Zeichen der Nacht
schnell hin, während Corvino die Pasta auf drei Teller verteilte, die am Rand mit schwarzen Oliven verziert waren. Es überraschte sie, wie hungrig ihre beiden Freunde offenbar waren und wie gelöst und vergnügt ihre Mienen.
Sie versuchte, sich von deren Appetit anstecken zu lassen, aber die Erinnerung an die gallertartige Kugel, die sie gerade auf ihren Nachttisch gelegt hatte, war ihr auf den Magen geschlagen. Trotzdem zwang sie sich mitzuessen. Sie wollte nicht, dass Corvino und Nieve etwas merkten und ihr Fragen stellten.
Zum Glück übernahm während des ersten Teils des Essens Nieve die Unterhaltung. »Dieser Glaukos ist ein Idiot«, sagte sie, während sie sich mit einer Papierserviette die Soßenreste von den Mundwinkeln tupfte. »Ich verstehe immer noch nicht, warum ich eine geschlagene Stunde seine reizende Gesellschaft ertragen musste, bevor er mir Argo übergeben hat.«
»Er wollte dich anbaggern«, witzelte Corvino. »Du gefällst ihm, wetten?«
»Ja, es ist nicht zu übersehen, wie sehr ich ihm gefalle«, erwiderte sie sarkastisch. »Was ist bloß mit diesen Varulf los? Jedes Mal wenn ich einem von ihnen näher komme, verziehen sie angewidert das Gesicht. Ich weiß, dass sie die Wächter hassen, aber sie könnten sich doch ein bisschen zusammenreißen.«
»Es ist dein Geruch«, sagte Jana. »Bei den Varulf ist der Geruchssinn sehr ausgeprägt. Das nutzen sie schon seit Jahrhunderten, um festzustellen, ob ein Wächter in der Nähe ist. Wahrscheinlich nehmen sie dich immer noch als Bedrohung wahr.«
Corvino lachte. »Du weißt doch, Nieve: Wir stinken! Für Glaukos muss es eine Tortur gewesen sein, so lange mit dir in einem Raum zu sein.«
»Er war nicht allein«, erklärte Nieve. »Harold ist ihm keine Sekunde von der Seite gewichen und hat bei allem, was Glaukos gesagt hat, die Ohren aufgesperrt. Als er anfing, mit seinem Privatjet anzugeben, wurde Harold blass vor Wut und hat schnell das Thema gewechselt. Ich weiß immer noch nicht, warum.«
»Ich schon«, sagte Jana. »Die Varulf sind immer der ärmste Medu-Klan gewesen. Die Tatsache, dass Glaukos in einem Privatjet herumdüst, gibt sehr zu denken. Sein Klan könnte ihm solchen Luxus nicht finanzieren.«
»Ach nein?« Nieve wirkte überrascht. »Wer denn dann?«
Corvino seufzte. »Wir.« Er wickelte gerade ein paar Nudeln um seine Gabel. »Mit dem ganzen Geld, das wir ihm für Argo gegeben haben, können sie sich einiges leisten.«
»Aber doch keinen Privatjet«, widersprach Nieve. »Oder was meinst du, Jana?«
»Ich glaube, das Geld kommt von Harold. Die Drakul finanzieren die Varulf und bestimmt auch die Iriden. Warum sonst sollte Eilat hier in Venedig sein? Sie müssen eine Art Allianz geschlossen haben. Ich habe bloß keine Ahnung, wozu.«
Corvino kaute erst zu Ende, bevor er seine Meinung beisteuerte. »Wahrscheinlich wollen sie das Friedensabkommen zwischen den Medu und uns Wächtern aushebeln. Harold hat nie wirklich dahintergestanden und Glaukos noch weniger. Sie haben nur unterschrieben, weil die Pindar und die Albos sich auf deine Seite gestellt haben, Jana, und das Abkommen unterstützt haben. Aber jetzt, wo sie wissen, dass Argo krank ist und Heru sich zurückgezogen hat, wollen sie bestimmt die Karten neu mischen. Es sind nur noch Nieve und ich übrig … Und sie haben noch viele offene Rechnungen mit uns.«
Jana schob zerstreut die Nudeln auf ihrem Teller hin und her, während sie sich Corvinos Theorie anhörte. »Ich bin ziemlich sicher, dass du dich irrst«, sagte sie dann. »Harold und Glaukos würden das Abkommen bestimmt nur zu gerne brechen, aber ich glaube nicht, dass das im Moment für sie an erster Stelle steht. Nicht ihr seid der Feind, sondern ich. Ich meine, mein Klan … Die Drakul können mir nicht verzeihen, was mit Erik passiert ist. Für sie bin ich daran schuld, dass sie alles verloren haben, und früher oder später werden sie einen Weg finden, sich zu rächen.«
»Ich weiß nicht, so verrückt kommt Harold mir nicht vor«, überlegte Nieve. »Zumindest hat er sich bisher nie so verhalten. Vielleicht sind die Drakul nur an Bündnispartnern interessiert, um nach und nach ihren Einfluss zurückzugewinnen. Wir müssen auf der Hut sein … Aber ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass wir uns wirklich Sorgen machen müssen, zumindest nicht im Moment.«
»Dann haben wir ein Problem weniger.« Corvino lud sich noch mehr Nudeln auf den Teller. »Wenn sich doch nur alle so lösen ließen.«
Jana bemerkte den
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