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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Stimmung sofort zu heben. Ärger und Streit waren vergessen. In diesem Moment wollte sie nur noch bei ihm sein, seine Arme um ihre Taille spüren und sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu küssen.
    Ein heißes Kribbeln an den Fingern, die das Kettchen hielten, signalisierte ihr, dass die Beschwörung funktioniert hatte. Das linke Knie auf den Boden gestützt, schlang sie sich das Silberkettchen wieder um den Knöchel. Jetzt übertrug sich das Brennen dort auf ihre Haut, und ehe sie bewusst entscheiden konnte, machte sie sich bereits mit schnellen Schritten auf Alex’ Spur.
    Sie wusste, sie brauchte sich nur von ihren Füßen führen zu lassen und weiterhin an Alex zu denken, um den Zauber aufrechtzuerhalten. So trugen ihre Schritte sie von einer Straße in die andere, über Kanäle und Brücken, die meiste Zeit lief sie mit geschlossenen Augen wie eine Schlafwandlerin.
    Die Beschwörung löste eine seltsame Euphorie bei ihr aus, ein wohliges Gefühl, das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Auf ihrem Gesicht machte sich ein seliges Lächeln breit und eine ganze Weile vergaß sie sogar, warum sie Alex eigentlich nachging.
    Bis sie irgendwann plötzlich wie angewurzelt stehen blieb.
    Sie machte die Augen auf und wusste sofort, wo sie war: am Eingang der Calle dei Morti, wo der Palazzo dieses mysteriösen Armand stand. Es konnte nicht sein, dass Alex ihn gefunden hatte, kaum dass er in Venedig angekommen war.
    Oder doch?
    Ohne zu zögern, steuerte sie auf die graue Mauer zu, die die Gasse abschloss. Genau wie bei ihrem ersten Besuch in Begleitung von Yadia war an der Steinwand ein rotes Pferdekopf-Graffiti zu erkennen. Als Jana es berührte, zerfiel die Mauer zu einer Staubwolke und dahinter tauchte eine durchscheinende Fassade auf, die immer deutlicher hervortrat. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief Jana die kaum sichtbare Treppe hinauf, die zum Eingang des seltsamen Palazzo führte. Sie blieb auf dem halbrunden Absatz vor der glänzenden schwarzen Tür stehen und begann, mit dem Knöchel des Zeigefingers anzuklopfen, indem sie das Profil des Pferdekopfes nachzeichnete.
    Als die Tür aufschwang, blieb Jana wie versteinert auf der Schwelle stehen. Vor ihr, am anderen Ende der Eingangshalle, war durch eine offene Tür hindurch ein gotisches Fenster zu sehen, das auf einen breiten Kanal hinausging. Und vor dem Fenster, mit dem Rücken zu ihr, erkannte sie Argos Umrisse. Er sah aus wie ein verstümmelter, kranker Engel, der sich nur mit letzter Kraft auf den Beinen halten konnte.
    Aus demselben Raum, aus einer Ecke, die von der Eingangshalle nicht zu sehen war, waren Stimmen zu hören.
    »Den Preis bestimme ich und er ist gestiegen, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben«, sagte eine von ihnen. »So ist das nun mal. Vogel friss oder stirb.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Yadia«, erwiderte die andere Stimme rau. »Ich kann dir nicht noch mehr geben, als du schon bekommen hast. Spar dir deine Drohungen. Was willst du denn machen, ihn an Corvino zurückgeben?«
    Ein eiskalter Schauder rieselte an Janas Wirbelsäule hinab. Sie hatte die zweite Stimme schon bei den ersten Worten erkannt. Alex.
    Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, stürmte sie wie ein Wirbelwind in den Raum, wo die beiden Verschwörer verhandelten. Überrascht sahen beide gleichzeitig zur Tür. Sogar Argo drehte sich kurz um, alarmiert von dem keuchenden Atem des Mädchens.
    Janas Augen blickten in die von Alex, die blauer und kälter waren denn je.
    »Was machst du denn hier?«, herrschte er sie an. »Hast du nicht gesagt, du willst mir nicht nachlaufen?«
    Das war mehr, als Jana ertragen konnte. »Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?«, fragte sie höhnisch zurück. »Wurzeln schlagen, dort auf der Straße, wo du mich hast stehen lassen?«
    Alex deutete ein Achselzucken an, während Yadia unverhohlen grinste. »Du hättest in Nieves Palast zurückgehen können. Du hast doch einen Schlüssel und wusstest, dass jetzt niemand dort ist.«
    »Du vergisst eins.« Jana bekam fast keine Luft, so empört war sie. »Wir hatten besprochen, dass ich bei der Suche auch mitmache, weißt du noch?«
    Alex ließ sich mit der Antwort mehrere Sekunden Zeit. »Wie du siehst, war das nicht nötig«, erwiderte er schließlich. »Yadia hat Argo in meinem Auftrag aus dem Palast geholt. So fand ich es am besten.«
    Jana machte einen Schritt auf ihn zu. »Das ist ja die Höhe!« Ihre Stimme zitterte vor ohnmächtiger Wut. »Du hast

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