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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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stehen, um auf Jana zu warten.
    »Darf man fragen, was das sollte?«, fauchte Jana ihn wütend an. »Seit wann stehst du auf ihrer Seite?«
    Alex drehte sich weg und ging weiter, bevor sie ihn eingeholt hatte. »Ich hab dich da rausgehauen«, sagte er, mit dem Rücken zu ihr. »Ich dachte, du wolltest mit mir kommen, und das war nun mal der einzige Weg.«
    »Jaja … ›Ich bürge für sie.‹ Als könnten sie dir mehr trauen als mir.«
    »Sie sehen das zumindest so.« Alex blieb wieder stehen und ging diesmal erst weiter, als Jana auf gleicher Höhe war. »Hör mal, du musst ja nicht mitmachen, wenn du nicht willst. Ich dachte eben, du wärst an dem Buch interessiert.«
    »Anscheinend interessiert es dich sogar noch mehr als mich.«
    Alex schoss einen Blick auf sie ab, der spitz war wie ein Pfeil. »Was willst du damit sagen?«
    Sie zerrte an seinem Arm, damit er stehen blieb. Sie standen an der Brüstung einer kleinen Eisenbrücke über einen schmalen grünlichen Kanal, der zwischen baufälligen Fassaden dahinfloss.
    »Ich war ehrlich zu dir, aber du nicht zu mir«, antwortete sie. »Du weißt mehr, als du gesagt hast. Meinst du, das würde ich nicht merken?«
    Er verteidigte sich nicht. Stattdessen sah er sie kalt an. »Ich habe dich mitgenommen, oder?«, fragte er ungeduldig. »Ich dachte, das reicht dir.«
    »Tut es nicht.« Jana verschränkte die Arme, entschlossen, keinen Schritt von der Brücke zu machen, ohne die Situation geklärt zu haben. »Ich will wissen, wo wir hingehen. Dir ist das offenbar sonnenklar, dabei bist du gerade erst in Venedig angekommen und trotzdem kennst du den Weg.«
    »Du willst wissen, wo wir hingehen? Na gut, dann komm doch mit. So einfach ist das.«
    »Das ist es nicht, Alex. Ich laufe dir nicht nach, als wäre ich dein Schoßhündchen. Du musst mir schon einen guten Grund nennen.«
    »Das würde ziemlich viel Zeit kosten, glaube ich. Und genau die haben wir nicht; wenn du also nicht mitkommen willst … Musst du wissen.«
    Alex stieß sich von der Brüstung der Brücke ab und legte mit energischen Schritten das Stück zurück, das ihn vom anderen Ufer des Kanals trennte. Einige Sekunden später sah Jana ihn in der Dunkelheit einer modrigen, feuchten Gasse verschwinden.
    Sie hätte ihm sofort folgen sollen, aber sie war nicht bereit, hinter ihm herzurennen, zumindest nicht, solange er sie sehen konnte – oder hören. Sie wartete, bis seine Schritte verhallt waren, dann lief sie im Dauerlauf zu derselben Gasse, in die er eingebogen war.
    Zu spät. An dem Landungssteg, zu dem dieser schmale Durchgang führte, war niemand.
    Jana legte die Hand wie einen Schirm über die Augen und suchte den gemächlich dahinfließenden, silbrig glitzernden Kanal ab. Da waren zwei Gondeln, ziemlich weit voneinander entfernt, und sie fuhren in unterschiedliche Richtungen. Unmöglich zu sagen, welche von beiden Alex genommen hatte, falls er überhaupt in einer davon saß.
    Entmutigt machte Jana kehrt und bog wieder in die menschenleere Gasse ein. Auf einer Backsteinmauer saß eine weiße Katze, die sie neugierig beobachtete. Wenn ich eine Varulf wäre, könnte ich mich mit ihr verständigen, sagte sie sich frustriert. Die Katze muss Alex gesehen haben, sie könnte mir bestimmt sagen, wo er hingegangen ist.
    Sie lehnte sich an die dicke Backsteinmauer, ignorierte das Tier und versuchte, sich zu beruhigen. Sie war wütend auf Alex, aber sie wusste, dass Wut ihr nicht dabei helfen würde, ihn zu finden. Wenn sie seine Spur mit magischen Mitteln aufnehmen wollte, musste sie ihre Gefühle transformieren; sie musste sich klarmachen, wie viel er ihr bedeutete.
    »Der Weg des Herzens«, murmelte sie und griff sich an den Fußknöchel, um das mehrfach herumgeschlungene Silberkettchen zu lösen, das sie dort immer trug.
    Dann führte sie die Hände in den Nacken und hängte sich das Kettchen um den Hals. Sie nahm es zwischen die Finger und wiederholte immer wieder den Namen ihres Freundes. »Alex. Alex. Alex …«
    Mit jeder Wiederholung tauchte Jana tiefer in ihr Inneres ein, auf der Suche nach Erinnerungen an die bewegendsten Momente, die Alex und sie zusammen erlebt hatten. Der erste Kuss auf der Treppe bei ihr zu Hause. Der Moment, als sie den keltischen Liebesknoten als Tattoo auf seiner Schulter entdeckt hatte. Der zweite Kuss auf dem Schulhof, als Alex beinahe gestorben wäre, weil er ihre Lippen berührt hatte.
    Sie musste sich nicht groß anstrengen. Die Erinnerung an diese Szene reichte aus, um ihre

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