Illusion - das Zeichen der Nacht
machen, hatte er es sich anders überlegt und entschieden, sie nicht in seine Pläne einzuweihen.
»Du kannst das Buch nicht vernichten«, sagte sie. »Das hat schon Arawn versucht und es ist ihm nicht gelungen.«
»Wir reden nicht über das Original«, erwiderte Alex, ohne sie anzusehen, »sondern über eine Kopie.«
»Das Entscheidende ist der Text, was spielt es da für eine Rolle, ob es eine Kopie ist oder nicht?«, beharrte Jana. »Du darfst es nicht mal versuchen, Alex. Es könnte dich das Leben kosten und nicht nur dich. Wenn du es vernichtest, vernichtest du vielleicht auch alles andere. Argo, sag du’s ihm!«
Argo grinste verächtlich. »Von mir aus kann er es ruhig vernichten, solange er es mich vorher benutzen lässt, um wieder der zu werden, der ich einmal war.«
»Aber wenn er das Buch verbrennt, wird es dir nichts mehr nützen.«
»Da irrst du dich, Jana«, sagte der alte Wächter mit einem Lächeln. »Alex hat recht, es geht hier nur um eine Kopie. Wenn sie zerstört wird, kann das der Welt nichts anhaben. Nicht das müsst ihr fürchten.«
»Nicht das … Was denn dann?«, fragte Jana.
Argo richtete sich auf, bevor er antwortete. Seine Augen glühten, als hätte er Fieber, und seine Hände zitterten sichtlich. »Das Buch wird euch vernichten«, flüsterte er. »Ihr wollt es beide haben, aber ihr könnt es nicht bekommen, ohne einander zu verraten.«
Es war, als ließen diese Worte die Luft im Raum gefrieren. Jana spürte sofort die Kälte, eine durchdringende, grausame Kälte, die sie mit spitzen Nadeln durchbohrte, bis sie keine Luft mehr bekam.
»Wenn ihr die Lügen dieses Alten glaubt, geschieht euch das recht«, sagte Yadia wegwerfend. »Ich weiß, dass ich am kürzeren Hebel sitze, deshalb halte ich jetzt den Mund. Ihr werdet schon zu mir kommen, wenn ihr mich braucht.«
»Ich glaube nicht, dass wir dich wieder brauchen«, widersprach Alex, ohne Argo aus den Augen zu lassen.
Yadia hob die Brauen und grinste Jana an. Dann kehrte er ihr den Rücken zu und schlurfte zur Tür. »Na schön, ganz wie ihr wollt.« Er drehte sich ein letztes Mal um, bevor er hinausging. »Dann viel Glück! Glaubt mir, das werdet ihr brauchen.«
Kapitel 13
A ls Yadia fort war, seufzte Argo erleichtert auf. »Danke«, sagte er zu Alex. »Ich hätte es nicht ertragen, wieder von ihm abhängig zu sein.«
»Du solltest ihm dankbar sein«, erwiderte Alex mit einem schnellen Blick in die Eingangshalle. »Er hat dich befreit. Ich weiß nicht, wie er es angestellt hat, Corvinos Schutzzauber zu brechen und dich aus dem Palast zu schleusen.«
»Deine Freundin scheint sich nicht besonders zu freuen, dass ich entkommen bin«, sagte er und deutete auf Jana.
Die verzog verdrossen das Gesicht. »Ich will mich nicht mit dir streiten, Argo. Du bist nun mal hier und kannst uns zu diesem Buch bringen, sagst du. Also los, dann bring uns hin.«
»Wir gehen jetzt nirgendwohin, Jana«, mischte sich Alex ein. »Nieve und Corvino kämmen die Stadt nach ihm durch; er muss sich verstecken, zumindest vorerst.«
»Dann bleiben wir eben hier«, erwiderte sie. »Ich glaube nicht, dass wir ein besseres Versteck finden.«
»Vergiss es, Jana, hier können wir nicht bleiben.« Alex war kurz davor, die Geduld zu verlieren, dem schneidenden Ton seiner Stimme nach zu schließen. »Yadia weiß, wo wir sind, und war ziemlich sauer, als er abgezogen ist. Es würde mich nicht wundern, wenn er uns jeden Moment die Varulf auf den Hals hetzen würde. Keine Sorge, ich habe eine Suite im Hotel Cimarosa gemietet. Das ist sehr diskret und vorsichtshalber habe ich unter falschem Namen reserviert.«
»Du hast ein Hotel gebucht? Wie lange planst du diese ganze Sache denn schon?«
Alex lächelte, auch wenn sich in seinen Augen keine Freude spiegelte. »Noch nicht lange. Ich hab dir ja gesagt, ich war ziemlich beschäftigt. «
»Ihr werdet einander verraten«, warf Argo ein und rieb sich zufrieden die Hände. »Das fängt gut an, sehr gut! Ein vergiftetes Geschenk. Ich wusste schon immer, es gibt nichts Verheerenderes als ein gut gewähltes Geschenk.«
Jana sah ihn angewidert an, aber Alex ging zu ihr und ergriff ihre Hand. »Hör nicht auf ihn. Er redet dummes Zeug. Angenommen, das Buch gibt es wirklich, dann lasse ich nicht zu, dass es uns auseinanderbringt.«
»Aha.« Jana zog die Hand zurück. »Deswegen willst du es vernichten?«
Es trat tiefes Schweigen ein, während die beiden sich prüfend ansahen, eine geschlagene Minute lang, bis ein
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