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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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bläulicher Schimmer aus der Eingangshalle sie ablenkte.
    Beide drehten sich gleichzeitig zur Tür um. Dort stand Nieve, aufrecht und herausfordernd, wie sie sie noch nie gesehen hatten.
    »Heru hat mich gewarnt«, sagte sie. Ihre Stimme klang rau und zugleich aufgewühlt, was verriet, wie tief ihre Enttäuschung ging. »Er hat mir gesagt, ich soll euch nicht trauen, aber ich wollte nicht auf ihn hören. Alex, wie konntest du nur?«
    »Kein Gericht hat Argo schuldig gesprochen, soweit ich weiß«, verteidigte sich Alex. »Ihr beide haltet euch für das Gesetz. Aber das seid ihr nicht.«
    Nieve war so blass geworden, dass ihre Haut fast durchsichtig wirkte. »Seit wann hast du so viel Verständnis für ihn? Er hat versucht, dich umzubringen, Alex. Das hätte er getan, wenn Erik nicht gewesen wäre.«
    »Ich weiß. Aber das rechtfertigt nicht, dass ihr ihn gefangen haltet.«
    Die bläuliche Aura, die die Wächterin umgab, wurde deutlicher und dunkler. »Sie war das, stimmt’s?« Sie deutete auf Jana, die sich wenige Schritte von Argo entfernt ein wenig abseits hielt. »Sie hat dich überredet, ihn zu befreien. Versuch gar nicht erst, es abzustreiten, Yadia hat mir alles erzählt. Wie hast du das geschafft, Argo? Was hast du ihnen versprochen, um sie rumzukriegen?«
    Argo machte eine abwehrende Handbewegung und auf seine Lippen trat ein hämisches Grinsen. »Versuch doch selbst darauf zu kommen, meine Liebe. Geh wieder nach Hause und setz dich zusammen mit Corvino hin und überleg …«
    Die letzten Worte des alten Mannes wurden von einem gellenden Kreischen übertönt. Es kam von Nieve, die reglos dastand und aussah, als wollte sie diesen Sturzbach kristallklarer Laute, der aus ihrer Kehle schoss, nie wieder abstellen. Ihr unmenschlicher, unerträglich schriller Schrei bewirkte, dass sich ein zerstörerischer Wind um die Wächterin der Stimme herum erhob.
    Auf einmal geschah alles gleichzeitig: Der orkanartige magische Wind zerrte an den Vorhängen und warf die wenigen Möbel im Raum um, er hob Jana und Argo in die Luft und schmetterte sie gegen die Wand mit dem Spiegel, alle Fensterscheiben zerbarsten und fielen in einem Scherbenregen zu Boden. Nur Alex blieb in dem ganzen Chaos stehen, als hätte er Wurzeln geschlagen. Nieves tosender Wind peitschte ihm grausam ins Gesicht, aber er senkte nicht einmal den Blick.
    Stattdessen sah Jana, wie er ihr beide Handflächen entgegenhielt, als wollte er den Sturm stoppen. Und sie sah auch, wie der Wind wenige Zentimeter vor diesen Händen gegen eine unsichtbare Mauer prallte und sich zu einem Schwall Wasser verdichtete, der zurückschwappte wie eine Welle, die ins Meer zurückgezogen wird. Und das Meer schien Nieve zu sein … Innerhalb von Sekunden war rings um sie herum nur noch Wasser und sie wurde von einem Strudel erfasst, der immer höher an ihr hinaufstieg. Ihr übernatürliches Kreischen brach nicht ab, allerdings klang es jetzt brüchig und setzte immer wieder aus. Es schien, als könnte sie unmöglich die erbarmungslose Gewalt überleben, die sie selbst entfesselt hatte und die Alex auf magische Weise in Wasser verwandelt hatte.
    All das beobachtete Jana wie gebannt vom Boden aus. Sie hatte sich den Kopf angeschlagen und war mehrere Sekunden lang wie betäubt gewesen, aber jetzt konnte sie wieder klar denken. Sie musste Alex helfen und der Sache ein Ende machen, bevor jemand verletzt wurde.
    Darüber hatte sie Argo ganz vergessen. Als sie seine Absichten bemerkte, war es schon zu spät, um ihn aufzuhalten: Argo sprang durch das zerborstene Fenster. Jana sah nur noch, wie er ein paar Meter in die Tiefe fiel, ehe er sich schwerfällig in die Luft erhob wie ein verletzter Geier.
    »Er entkommt«, schrie sie und drehte sich in den Raum um. »Argo ist rausgesprungen, er fliegt davon!«
    Der Sturm legte sich abrupt und das Wasser um Nieve herum verflüchtigte sich so schnell wie in einem Traum. Blass und zitternd rannte Alex zum Fenster, während Nieve ganz ruhig stehen blieb und mit weit aufgerissenen Augen an die Decke starrte.
    Jana und Alex sahen, wie Argo in geringer Höhe über den Kanal flog und sich in Richtung Lagune entfernte. Auf einmal hatte Jana eine Idee: Sie hob eine schwarze Feder vom Boden auf, die sich aus seinen Flügeln gelöst hatte, als er aus dem Fenster gesprungen war. Während sie dem Wächter nachsah, konzentrierte sie all ihre Gedanken darauf, durch diese Feder eine magische Verbindung zu Argos Flügeln zu schaffen. Sie vergegenwärtigte sich den

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