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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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auch, wo er steckt.«
    David zog zwei in der Mitte zusammengefaltete Zugtickets aus der Tasche und zeigte sie Alex. »Wir fahren nach Vicenza, in die alte Villa delle Fontane«, verkündete er mit einem strahlenden Lächeln.
    »Und woher wusstest du, dass ich mitkommen würde?«, fragte Alex misstrauisch. »Warum hast du zwei Tickets gekauft?«
    »Das zweite war eigentlich für Jana«, antwortete David unverblümt. »Im ursprünglichen Plan warst du nicht vorgesehen. Aber Jana ist nicht hier und du weißt genauso viel wie sie. Auch wenn du nie ihre Magie haben wirst …«
    »Nein.« Alex warf einen finsteren Blick auf das ungemachte Bett. »Nein, die werde ich nie haben.«

Kapitel 2
    I m Inneren des weiß-blauen Taxis roch es nach künstlichem Fichtenaroma. Während sie auf dem Rücksitz Platz nahmen, beobachtete Alex aus den Augenwinkeln Davids Schwierigkeiten, sich mit seiner einzigen brauchbaren Hand den Sicherheitsgurt anzulegen.
    »Willkommen in Vicenza«, sagte der Taxifahrer in miserablem Englisch und drehte sich mit einem so selbstzufriedenen Lächeln nach seinen Fahrgästen um, als gehörte ihm die ganze Stadt. »Wohin soll es denn gehen?«
    »Villa delle Fontane«, antwortete David wie aus der Pistole geschossen.
    Das Lächeln im rötlichen Gesicht des Fahrers schmolz dahin wie eine Tafel Schokolade in der Sonne. »Was wollen Sie denn dort?«, fragte er argwöhnisch. »Es gibt in Vicenza Hunderte von interessanten Orten zu besichtigen und bestimmt haben Sie noch keinen einzigen gesehen …«
    »Fahren Sie uns einfach hin«, unterbrach David ihn ungnädig. »Wir brauchen ein Taxi, keinen Touristenguide.«
    Gekränkt ließ der Taxifahrer den Motor an und bog in einen breiten Boulevard ein, der von eleganten alten Gebäuden gesäumt wurde und zu den Außenbezirken der Stadt führte.
    Während des Großteils der Strecke sahen die beiden Fahrgäste aus dem Fenster, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Der Fahrer musterte sie hin und wieder im Rückspiegel und suchte nach einer Möglichkeit, ein Gespräch anzuknüpfen. Er musste um die sechzig sein, achtete aber offensichtlich sehr auf sein Äußeres, denn sein dichtes Strubbelhaar war auffallend blond gefärbt.
    Sie warteten gerade an einer Ampel, an der Ausfahrt eines Einkaufszentrums mit dicht besetzten Parkplätzen, als er unvermittelt hervorbrachte: »Die Villa delle Fontane ist verflucht.«
    Alex und David wechselten rasch einen Blick.
    »Warum sagen Sie das?«, fragte Alex, ohne allzu viel Interesse zu zeigen.
    Der Fahrer suchte im Spiegel seinen Blick. »Dort ist vor Kurzem ein Mann gestorben. Er ist bei lebendigem Leib verbrannt, weil er mit schwarzer Magie herumexperimentiert hat. Behaupten Sie jetzt nicht, Sie hätten das nicht gewusst. Deshalb wollen Sie doch die Villa sehen, stimmt’s?«
    David und Alex setzten eine Unschuldsmiene auf.
    »Davon hatten wir keine Ahnung. Wir interessieren uns für die Architektur von Palladio«, erklärte David, »und dieser Palazzo soll eins seiner originellsten Bauwerke sein.«
    »Palazzo?« Der Taxifahrer lachte laut. Dabei stieß er pfeifende Laute aus, als hätte er Asthma und bekäme gleich keine Luft mehr. »Das ist bloß noch eine versiffte Ruine. Als kleine Jungs haben wir dort manchmal rumgeschnüffelt, aber wir sind nie reingegangen. Hier weiß jeder, dass dieses Haus verflucht ist.«
    »Dann ist dort nichts mehr zu sehen?«, fragte Alex enttäuscht.
    »Schutt und Gestrüpp. Wenn Sie das mögen, bitte schön.«
    Die Ampel sprang auf Grün und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. Der Fahrer strich sich rasch über den Kopf, von der Stirn bis zum Nacken. Dabei verwandelte sich das helle Blond seiner Haare in einen glänzenden Rotton, der genauso wenig natürlich wirkte.
    »Ich dachte, Sie mögen keine Magie«, bemerkte David spöttisch.
    Der Typ grinste ihn im Rückspiegel an. Offenbar war er sehr stolz auf seinen kleinen Trick. »Gegen Magie ist nichts zu sagen, solange man sie richtig benutzt«, erklärte er selbstherrlich. »Ich sehe gern gepflegt aus und dabei hilft sie mir. Das hat nichts mit dem Hexenkram zu tun, den manche praktizieren.«
    David schnaubte ungeduldig, ging jedoch nicht weiter auf das Thema ein.
    Eine ganze Weile fuhr der Wagen auf einer kurvigen Straße, die von hohen Zypressen gesäumt wurde, durchs Hügelgebiet der Colli Berici. Linker Hand konnten sie das Zentrum von Vicenza sehen, eine Traube von goldglänzenden Häusern, die vom grünblauen Dach der Kathedrale überragt

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