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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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befreit wurde, desto besser. Früher oder später würde jemand vor lauter Angst die Nerven verlieren und das Ungeheuer angreifen. Vielleicht konnte er es ja auf diese Weise loswerden.
    Vielleicht aber auch nicht. Es konnte auch sein, dass sein eigenes Schicksal nun für immer mit dem Los dieser entsetzlichen toten Haut verknüpft war. Dann würde er mit ihr zugrunde gehen. Wie auch immer – Hauptsache, er war nicht gezwungen, der Gefangene dieses Wesens zu bleiben.
    Anfangs hatte er noch versucht, die dünne Hülle, in der er steckte, zu lenken, in der Hoffnung, ihre Bewegungen bestimmen zu können. Aber bald merkte er, dass es sinnlos war. Der Körper des Nosferatu gehorchte ihm nur, wenn dessen Wille mit dem seinen übereinstimmte, und das war fast nie der Fall. Die meiste Zeit bestimmte das Ungeheuer selbst, wie und wohin es sich bewegen wollte.
    Nur seinen Blick hatte Alex selbst unter Kontrolle und so konnte er nach David Ausschau halten. Aber Janas Bruder schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Oder vielleicht hatte die magische Tür ihn an einen anderen Ort geführt.
    Als eine Touristin in seine Richtung blickte, stieg eine Welle der Panik in Alex auf. Einerseits wünschte er sich ja, gesehen zu werden, aber andererseits tat ihm die arme, wehrlose Frau jetzt schon leid, denn gleich würde sie etwas Entsetzliches entdecken.
    Doch die grauen Augen der Dame glitten über ihn, ohne innezuhalten. Offenbar hatte sie ihn nicht gesehen.
    Erschrocken starrte Alex auf seine Hände. Die Haut des Nosferatu war nur ein zarter Film, fast durchsichtig, sogar für ihn.
    Was war aus ihm geworden? Er hatte keinen Körper und kein Organe mehr und das Gefängnis, in dem er steckte, war so unsichtbar wie seine Seele. Er konnte nicht sprechen oder schreien oder sich auf andere Weise mit den übrigen Menschen verständigen. Jetzt war er nur noch ein Gespenst … Gleichzeitig hatte er aber die Gewissheit, noch am Leben zu sein. Am Leben, aber geheimnisvollerweise von seinem Körper getrennt. In zwei Hälften zerrissen, die sich vielleicht nie wieder zusammenfügen würden.
    Die Haut des Nosferatu, diese Haut, die nicht seine eigene war, brannte überall, als wäre sie eine riesige entzündete Wunde. Bald fand er heraus, dass das Brennen etwas nachließ, wenn er nicht direkt der Sonne ausgesetzt war, und von nun an achtete er in erster Linie darauf, sich im Schatten zu bewegen.
    Alex fiel sofort auf, dass die Passanten ihm unbewusst aus dem Weg gingen. Er war zwar offenbar unsichtbar für sie, aber sie schienen seine Gegenwart instinktiv zu spüren und machten einen Bogen um ihn.
    Mit der Zeit gewann er eine gewisse Kontrolle über sein Gefängnis aus toter Haut und irgendwann gelang es ihm sogar, einen Arm auszustrecken und mit der Fingerspitze einen jungen Gondoliere anzutippen, der träge an einem Holzpfosten lehnte. Es kam ihm so vor, als würde der Mann leicht erschauern, so als wäre ihm kalt. Doch er versuchte nicht einmal herauszufinden, woher die leichte Berührung kam, die er gerade verspürt hatte.
    Alex musste es einsehen: Er war völlig isoliert. Die gewöhnlichen Menschen konnten ihn nicht sehen und nicht hören. Seine einzige Hoffnung waren die Medu. Vielleicht verfügte irgendein Angehöriger der Klane noch über genug Magie, um seine Gegenwart zu bemerken.
    Wo steckte bloß David? Vielleicht war er in einer ganz anderen Ecke der Stadt gelandet und suchte dort nach ihm. Im Stillen verfluchte er Jana, dass sie Venedig verlassen hatte, ohne sich zu verabschieden, und ihn bei diesem Abenteuer im Stich gelassen hatte. Sie hätte ihm bestimmt helfen können, schließlich war sie eine der mächtigsten Medu-Zauberinnen, die es noch gab, sogar nach den Ereignissen in der heiligen Höhle. Wenn er vor ihr stünde, würde sie ihn nicht übersehen, da war er sich ganz sicher. Irgendwie hätte er es bestimmt geschafft, sie auf sich aufmerksam zu machen, sie merken zu lassen, dass er da war.
    Aber diese Gedanken deprimierten ihn nur. Er musste sich damit abfinden, dass Jana nicht da war, dass er nicht auf sie zählen konnte. Und die anderen Medu in der Stadt, die er kannte, waren nicht gerade vertrauenswürdig. Sich in einer so heiklen Situation wie dieser an sie zu wenden, stellte ein Risiko dar, das ihn im Moment nicht besonders lockte.
    Blieben noch die Wächter. Nieve würde ihm sicherlich helfen, er musste nur zu ihr gehen und dann, was weitaus schwieriger war, es irgendwie schaffen, dass sie ihn sah.
    Alex wusste noch

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