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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Legende zufolge war der Golem eine Statue aus Lehm, die ein Rabbiner zum Leben erwecken konnte, indem er sie mit kabbalistischen Zeichen bedeckte.«
    »Aber diese Zeichen hier sind nicht hebräisch«, wandte Jana vorsichtig ein. »Zumindest die meisten nicht.«
    »Unser Golem trägt Schriftzeichen aus verschiedenen Sprachen, abgesehen von den vielen bildhaften Darstellungen.« Der Frau war offenbar gar nicht bewusst, dass sie sich mit ihren Erklärungen ausschließlich an Alex richtete, obwohl der Einwand doch gerade von Jana gekommen war. »Selbstverständlich ist es streng verboten, ihn zu berühren. Er ist von unschätzbarem Wert, denn er ist weltweit das einzige Exemplar mit diesen Merkmalen. Es war schon mehrmals die Rede davon, Sponsoren für eine Restaurierung zu suchen, aber die Schirmherren des Museums werden sich nicht einig.«
    »Dann ist diese Figur also der Golem«, folgerte Alex.
    Das klang alles andere als begeistert und Jana sah ihren Freund aufmerksam an. Was hatte er denn erwartet? Vielleicht hatte er in seiner Vision ja etwas anderes gesehen. Das würde sie ihn fragen müssen, wenn sie wieder allein waren.
    »Die älteste Golem-Statue, die es gibt«, bestätigte die Frau stolz. »Wie gesagt, möglicherweise verdanken wir ihr den Ursprung der Legende. Und die Zeichen, mit denen sie bedeckt ist, halten manche Gelehrte für die hermetische Schrift, die als ›Buch der Schöpfung‹ bekannt ist. Ich wette, das ist das originellste Buch, das ihr je gesehen habt.«
    »Wirklich interessant«, antwortete Alex. Seine Stimme klang wieder honigsüß und verführerisch, wie zu Beginn ihres Besuchs. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würden wir einige der Zeichen gern kopieren«, sprach er weiter und zog ein Notizbuch und einen Kugelschreiber mit dem Schriftzug des Hotels Cimarosa aus der Jackentasche. »So etwas sieht man nicht alle Tage.«
    »Natürlich, nur zu«, lächelte die Frau. »Wie schön, dass ein so junger Mann wie du sich für die Geschichte des Ghettos interessiert. Da bist du leider eine Ausnahme.«
    Ihre dick getuschten Wimpern flatterten wieder so übertrieben, dass Jana sich unter anderen Umständen das Lachen hätte verkneifen müssen, aber in diesem Moment und in Anwesenheit von Alex hätte sie sich am liebsten auf die Frau gestürzt und ihr die Augen ausgekratzt.
    »Wir möchten Sie natürlich nicht von der Arbeit abhalten«, fügte Alex rücksichtsvoll hinzu. »Ich nehme an, Sie müssen an Ihren Arbeitsplatz zurück, bevor einer Ihrer Kollegen sich fragt, wo Sie hingegangen sind. Keine Sorge, wir werden Ihre Freundlichkeit nicht ausnutzen. Sie können ruhig wieder nach unten gehen, wir brauchen keine zehn Minuten.«
    Die Bibliothekarin nickte, offensichtlich überzeugt. »Ich nehme an, ihr findet allein hinaus.«
    »Keine Sorge«, wiederholte Alex. »Der Weg ist gar nicht zu verfehlen.«
    Die Frau nickte noch einmal, warf ihnen einen letzten langen Blick zu und steuerte dann mit hocherhobenem Kopf zur Tür. Das Klappern ihrer Absätze entfernte sich eilig in Richtung Wendeltreppe.
    Jana fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis ihr klar wurde, dass sie sich um den Finger hatte wickeln lassen. Wahrscheinlich würde der Einfluss von Alex’ Stimme auf ihr Bewusstsein in ein paar Minuten nachlassen und zu einer nebulösen Erinnerung werden. Oder vielleicht hatten sie Glück und die Frau würde sich gar nicht mehr an sie erinnern.
    »Du hast sie ja nicht alle«, sagte sie Alex direkt ins Gesicht. »Hätten wir hier nicht anders reinkommen können? Womöglich verliert diese arme Frau wegen uns ihren Job.«
    »Seit wann bist du denn so rücksichtsvoll gegenüber Leuten, die dir im Weg stehen?« Beide blitzten sich sekundenlang empört an, bis Alex plötzlich zu lachen begann. »Ich fasse es nicht – du bist eifersüchtig! Die stolze Jana, die Prinzessin des Agmar-Klans, verzehrt sich vor Eifersucht. Das übertrifft alle meine Erwartungen!«
    »Red keinen Blödsinn«, zischte Jana wütend. »Ich verstehe nicht, wie du dich in so einer Situation über mich lustig machen kannst.«
    »He, komm mal her.« Alex zog sie an sich und schloss sie in die Arme. Sein heißer Atem an ihrem Hals löste ein wohliges Kribbeln aus. Sie schloss die Augen, als sie den ersten Kuss auf ihrer Haut spürte, zart und unendlich sanft. Und sie hielt sie geschlossen, während immer mehr Küsse wie ein köstlicher Regen auf ihren Nacken, ihr Ohr und ihre linke Wange niedergingen.
    Als sie die Augen wieder aufmachte,

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