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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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sagte sie mit einem verlegenen Lächeln. »Ich habe dich falsch eingeschätzt. Ich weiß ja, dass du Erik gemocht hast. Na gut, wenn du keine Angst vor diesem Buch hast, dann habe ich auch keine.«
    Alex seufzte erleichtert. »Super«, sagte er lächelnd. »Dann lass uns gehen, bevor das Museum zumacht. Du hast bestimmt Hunger, wir können unterwegs ein paar Pizzaschnitten kaufen. Es gibt überall welche.«
    Seine Worte kamen ziemlich überstürzt, als fürchte er, Janas Entschluss könnte ins Wanken geraten, wenn sie nicht sofort losgingen. Gleichzeitig wirkte er seltsam aufgekratzt, als sei ihm gerade ein schwerer Stein vom Herzen gefallen.
    Es war Jana gar nicht recht, als sie neues Misstrauen in sich aufsteigen spürte. Irgendwas stimmte nicht mit dem Lächeln ihres Freundes, es war aufgesetzt, einfach nicht echt. So etwas hatte sie noch nie an ihm beobachtet.
    —
    Bei dem Haus, vor dem sie stehen geblieben waren, handelte es sich um ein altes Backsteingebäude im typischen Baustil des venezianischen Judenghettos. Im Erdgeschoss luden Arkaden mit fünf hohen Bögen dazu ein, sich in ihren Schatten zu flüchten. Im zweiten Stock waren einige Fenster mit weißen Markisen abgeschirmt und dazwischen befanden sich Säulen aus Sandstein, die die monotone Oberfläche aus ziegelroten Backsteinen auflockerten.
    Alex schien genau zu wissen, wo er hinwollte. Jana sah, wie er unter einem Arkadenbogen hindurchging und vor einer niedrigen Tür stehen blieb, die ihm kaum bis an die Schultern reichte.
    Bevor sie ihm folgte, blickte sie sich nervös um. Seit ein paar Minuten kam es ihr so vor, als wäre auf einen Schlag die Abenddämmerung hereingebrochen. Am Himmel waren große grau-dunkelviolette Wolken aufgezogen, die wahrscheinlich Regen bringen würden, und die Schatten waren unerklärlich dunkel geworden.
    In diesem Moment bog eine Gruppe Touristen um die Ecke und breitete sich über beide Gehwege und einen guten Teil der gepflasterten Straße aus. Offenbar hatte ihr italienischer Guide ihnen gerade eine witzige Anekdote erzählt, denn fast alle der älteren Herrschaften lachten, nur einer nicht, ein großer Mann mit einem Hemd im Schottenkaro und Cowboyhut. Im Gegenteil, er wirkte übellaunig und irritiert und sah ständig nach rechts und links, als würde er jemanden suchen.
    Jana seufzte. Ihre Fantasie ging mit ihr durch, das musste sie zugeben. In Wirklichkeit war mit dieser Straße doch alles in Ordnung. Sie war schattiger als der weite Platz, von dem sie kamen, und voller lärmender Touristen. Das war alles. Nichts Ungewöhnliches. Eine schmale düstere Gasse wie tausend andere. In einer so alten Stadt wie Venedig etwas vollkommen Normales.
    Sie ging zu Alex, zu der seltsamen Tür, die, wie ein Schild anzeigte, ins Museum der Leonardo-Loredan-Stiftung führte. »Sind wir hier richtig? Gibt es keinen anderen Eingang?«
    »Ich glaube schon, aber im Traum haben wir den hier benutzt«, antwortete Alex. »Das geht schon, du musst nur den Kopf ein bisschen einziehen.«
    Offenbar hatte Alex bereits auf den Klingelknopf gedrückt, der an der Säule rechts von ihnen angebracht war, denn ehe Jana etwas erwidern konnte, war ein langer Summton zu hören und die Tür sprang auf.
    Sie führte direkt in eine Eingangshalle mit einer Theke, dahinter standen zwei Bürotische mit Computerbildschirmen darauf. Die Frau, die vor dem einen saß, stand auf und kam um die Holztheke herum auf sie zu.
    »Sind Sie Touristen?«, fragte sie säuerlich. »Die Kasse befindet sich am Haupteingang, vorne am großen Platz. Außerdem schließen wir in einer knappen halben Stunde. Sie kommen besser ein andermal wieder.«
    Jana betrachtete aufmerksam das katzenhafte Gesicht der Frau. Ihre grünen mandelförmigen Augen unter den grau verschatteten Lidern wölbten sich wie zwei Lampen über die kantigen Wangenknochen, wo ihre Haut außergewöhnlich straff wirkte, als hätte sie sich vor Kurzem einem Lifting unterzogen. Ihr Teint war dunkel und mit braunen Flecken übersät, ein Zeichen, dass er in der Vergangenheit oft der Sonne ausgesetzt gewesen war. Und diese Vergangenheit war deutlich länger, als die jugendliche Kleidung der Frau suggerieren sollte.
    Die riesigen Silbercreolen in den Ohren der Frau klimperten, als sie vor den beiden Besuchern stehen blieb. Das Smaragdgrün ihrer Augen ist zu hell, dachte Jana, und zu glänzend. Vielleicht war hier Magie im Spiel. Viele Menschen hatten es sich angewöhnt, ihre neuen Fähigkeiten dazu zu benutzen, ihr

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