Iloo - Die andere Welt (German Edition)

wie die Wut in ihm aufstieg, und konnte sie nur mühsam unterdrücken. Was bildete sich Loomak nur ein, ihn so unter Druck zu setzen? Dieses Gerede über das soziale Gefüge interessierte ihn im Moment überhaupt nicht. Wenn er erst einmal den Krieg gegen Inolak siegreich beendet hätte, würde er selbst es sein, der für Veränderungen sorgen würde. Loomak war seiner Meinung nach viel zu schwach, um den Wissenschaftlern auf Dauer eine Spitzenposition unter den Gilden zu sichern. Im Geiste sah er sich bereits selbst als Ältesten seiner Gilde, doch noch war es nicht an der Zeit, diesen Anspruch aussichtsreich geltend zu machen.
    »Ja Loomak«, sagte er widerwillig. »Ich werde mich sogleich um einen Transfer zum Söldnerturm bemühen.«
    Dann ging er wortlos zur Tür hinaus und suchte nach einem Piloten, der ihn hinüberfliegen würde. Er hasste diese kleinen Maschinen mit ihrem fehlenden Komfort, doch war es die einzige Möglichkeit, zum Ziel zu gelangen, ohne dass andere Gilden etwas davon mitbekamen. Wenn der Krieg erst einmal begonnen hatte, war es etwas anderes, aber im Moment war es nicht ratsam, wenn etwas durchsickern würde.
     
    Loomak blieb noch einen Moment an seinem Schreibtisch sitzen, nachdem Kebrak gegangen war. Inzwischen empfand er Kebraks Verhalten ihm gegenüber als respektlos. Er war nicht mehr überzeugt davon, dass es richtig gewesen war, ihm die alleinige Verantwortung für den Einsatz gegen die Informatiker-Gilde zu übertragen. Offenbar war Kebrak nicht so gefestigt, wie er erwartet hatte. Er würde ihn im Auge behalten müssen, damit sein Einfluss und seine Macht nicht zu groß wurde, wenn der bevorstehende Krieg erst beendet wäre.
    Plötzlich fiel ein Schatten auf seine Unterlagen. Irritiert hob er den Blick, da er sich nicht vorstellen konnte, wo der Lichtschein herkommen sollte, der diesen Schatten produzierte. Über ihm – nur knapp über seinem Kopf schwebte ein heller Punkt, der langsam hin und her tanzte. Fasziniert betrachtete er diese rätselhafte Lichtquelle. Noch nie hatte er so etwas gesehen. Im ersten Moment wollte Loomak nach dem Licht greifen, doch dann beherrschte er sich, da er ja nicht wusste, worum es sich dabei handelte. Der Wissenschaftler in ihm bekam wieder die Oberhand. Er beobachtete einfach. Seine Augen gewöhnten sich an die ungewohnte Lichtfülle und er konnte erkennen, dass es sich eher um eine kleine Kugel, als um einen Punkt handelte. Die Kugel leuchtete von innen heraus in alle Richtungen und bewegte sich scheinbar willkürlich in verschiedene Richtungen, wobei sie meist über seinem Kopf verharrte. Ein Geräusch verursachte die Kugel nicht, jedoch erschien es ihm, als wenn das Licht leicht flackern würde, so als wenn man durch eine Linse blicken würde, auf deren anderer Seite sich jemand bewegte. Bevor er diesen Gedanken jedoch weiter verfolgen konnte, wurde er durch ein Geräusch abgelenkt. Mehrere metallene Gegenstände auf seinem Tisch hatten sich zu bewegen begonnen und kratzten über die Tischplatte. Loomak sah noch die Bewegung einer kleinen Papierschere, bevor er wieder aufblickte und nur noch sah, wie die leuchtende Kugel sich bewegte. Diesmal nahm sie Kurs auf die Außenwand seiner Gemächer und verschwand darin.
    Loomak sprang auf und eilte zum Fenster. Nach kurzer Suche entdeckte er das Leuchten, das sich mit hoher Geschwindigkeit entfernte und bald nicht mehr zu sehen war. Er setzte sich an seinen Tisch und rätselte darüber, was er da beobachtet hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand der anderen Wissenschaftler schon eine ähnliche Beobachtung gemacht hatte. Ob es Zufall war, dass diese Kugel ausgerechnet bei ihm und über seinem Kopf erschienen war? Oder hatte die Sache einen Grund? Sollte er ausspioniert werden? Loomak verwarf den Gedanken. Es würde voraussetzen, dass Jemand in der Lage wäre, diese Erscheinung zu steuern, von der er noch nicht einmal erahnen konnte, um was es sich handelte. Es war absurd, anzunehmen, dass es auf Iloo eine Technologie geben könnte, die so etwas zustande brachte. Trotzdem würde er mit seinen Kollegen darüber sprechen. Vielleicht hatte einer von ihnen eine Idee, um was es sich handeln könnte. In Gedanken nahm Loomak die Papierschere in die Hand und stellte verblüfft fest, dass einige Heftklammern daran klebten. Er konnte sich nicht erinnern, dass diese Schere vorher magnetisch war.
     
    Kebrak ließ sich von einem der Gildepiloten direkt zum Turm der Söldner fliegen. Der starke Wind