Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Vergleich mit den ersten Flugversuchen der Menschen auf der Erde. Die Maschine, auf die jemand kunstvoll ›'Komet 2'‹ gemalt hatte, war immerhin zwanzig Meter lang und hatte eine eben solche Spannweite. Drei große Motoren waren vorn am Bug und unter den Tragflächen montiert. Die Treibstoffversorgung war ein Problem gewesen. Eluak hatte hin- und herüberlegt, wo er die Tanks für das Flugbenzin einbauen sollte. Schließlich hatte Rainer ihm gesagt, dass er es zwar nicht mehr genau wisse, aber er glaube, dass auf der Erde das Benzin in den Tragflächen untergebracht war. Eluak machte Berechnungen und strahlte – das Problem war gelöst. Rainer kletterte die Leiter zur Passagierkabine herauf und sah in den Rumpf der 'Komet 2' hinein. Er war noch leer. Überall waren Kabel zu sehen, die in dicken Bündeln verlegt worden waren. Er lief die wenigen Meter bis zum Cockpit und sah Sinnu hinter den Kontrollen sitzen. Das Cockpit war nicht weniger kompliziert, als er es von irdischen Maschinen kannte. Seine vielen Bemerkungen über irgendwelche Instrumente hatten dazu geführt, dass einige Instrumente erst vollständig neu entwickelt werden mussten.
»Na Sinnu, meinst du, dass du den Vogel in die Luft bekommst?«
Sie drehte sich herum und strahlte ihn an. »Inolak, diese Maschine wird fliegen, ich weiß es genau. Wir sind alle Daten immer wieder durchgegangen. Die Propeller müssten so viel Schub erzeugen können, dass wir sogar noch Lasten transportieren könnten. Die Start- und Landebahn ist sicherlich viel länger als nötig, aber das ist mir gerade recht, da ich diesen Vogel ja auch wieder landen muss. Wir wissen noch nicht genau, wie lang der Bremsweg sein wird. Wirst du morgen mitfliegen?«
»Ich würde gerne«, sagte Rainer. »Aber ich musste Innilu versprechen, dass ich es nicht tun werde, bevor wir sicher sind, dass es auch funktioniert.«
Sinnu lachte. »Innilu ist etwas ängstlich geworden, seit die Kinder da sind, findest du nicht? Wie geht es den Vieren?«
Rainer strahlte, nicht ohne Stolz. »Oh, sie entwickeln sich prächtig. Komm doch einfach einmal wieder bei uns vorbei. Innilu vermisst die Gespräche zwischen euch. Aber ich geb dir recht – sie ist etwas ängstlicher geworden. Ich kann sie aber auch verstehen. Wenn während des Fluges etwas passiert, kann die Maschine abstürzen. Du weißt, dass du keine Chance hast, wenn so etwas geschieht, nicht wahr?«
Sinnu winkte ab. »Ich kenne diese Maschine, Inolak. Sie wird funktionieren.«
Am nächsten Tag war es so weit. Das Wetter war ihnen gnädig und die Sonne schien über einem herrlich blauen Himmel. Sinnu stieg mit Keetok – der sie als Kopilot-Pilot begleiten wollte – in die 'Komet 2'. Das große Tor des Hangars wurde aufgeschoben und dann kam der große Augenblick. Sinnu drückte die Einschalttaste für die Elektromotoren. Eluak hatte ein Zündverfahren entwickelt, bei dem die Propeller erst mit elektrischem Strom in Fahrt gebracht wurden und dann der Schwung der Propeller genutzt wurde, um den Benzinmotor zu starten. Die Rotorblätter begannen, sich zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller. Die vielen Zuschauer, die sich eingefunden hatten, applaudierten heftig, erschraken dann aber, als Sinnu die eigentliche Zündung aktivierte. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm liefen die großen Benzinmotoren an. Nun kamen die Propeller richtig in Fahrt. Die Komet war am Heck noch festgemacht. Ein Hangarmitarbeiter löste das Haltetau und gab Sinnu ein Zeichen. Vorsichtig schob sie den Gashebel immer weiter nach vorn, bis sie spürte, dass sich die Komet leicht bewegte. Langsam rollte das Flugzeug aus der Halle hinaus auf das Startfeld. Mit einer Hand griff sie nach den Ohrenschützern, da der Lärm wegen der noch fehlenden Verkleidungen für ihre empfindlichen Ohren unerträglich war, dabei hatte sie bisher nur einen Bruchteil der Motorleistung abgerufen. Die modifizierten Motoren für das schwere Benzin verursachten viel mehr Lärm, als die alten Luftschiffmotoren.
Das Flugzeug war etwas schwierig auf der Piste zu handhaben. Es dauerte einen Moment, bis Sinnu die Koordination der beiden Außenmotoren in den Griff bekam, doch dann schaffte sie es, die Nase der Maschine auf die weiße Linie, die man in die Mitte der Startbahn gemalt hatte, ausrichten. Sie blickte noch einmal aus dem Seitenfenster des Cockpits zurück zu den Wartenden und machte Inolak gegenüber das Zeichen, dass sie so oft bei ihm beobachtet hatte: die Faust mit dem nach oben
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