Iloo - Die andere Welt (German Edition)
fühlte sich etwas schwindelig – ein Gefühl, das ihr bisher vollkommen fremd war. Ihr fiel ein, dass sie Rainer versprochen hatte, den Heiler aufzusuchen. Sie entschied, dass es vielleicht tatsächlich besser war, sich einmal durchchecken zu lassen. Als Partnerin des Gildeältesten musste sie nicht lange warten, bis der Heiler sich Zeit für sie nahm. Für den Heiler Sintok war es noch immer eine Besonderheit, eine Frau zu treffen, die einen gesellschaftlichen Status hatte, der über seinem Status als Heiler anzusiedeln war. Sintok war unsicher, wie er sich gegenüber Innilu zu verhalten hatte und behandelte sie daher mit ausgesuchter Höflichkeit.
»Partnerin des Ältesten, Frau Innilu, ich begrüße Sie mit allem gebotenen Respekt«, sagte er, als er sie in seinen Behandlungsraum bat, und hoffte, dass er den richtigen Ton getroffen hatte.
»Bitte nennen Sie mich einfach Innilu. Ich bin definitiv Inolaks Partnerin, das ist richtig. Aber ich lege keinen Wert auf Personenkult. Ich komme als Patientin zu Ihnen.«
»Was fehlt Ihnen denn, Innilu?«
»Ich weiß es nicht genau. Ich bin oft unangemessen müde und abgespannt, und das muss einen Grund haben. Bitte untersuchen Sie mich einfach. Vielleicht stellen Sie ja etwas fest und können mir eine Medizin geben.«
Sintok nickte. Innilu war offenbar eine relativ unkomplizierte Frau.
»Dann legen Sie sich bitte dort drüben auf die Liege, Innilu. Ich werde Ihnen dann auch etwas Blut abnehmen. Es wird aber nicht weh tun.«
»Sie glauben doch nicht, dass ich Angst vor einem kleinen Piekser habe, oder?«, sagte Innilu und sah Sintok belustigt an. Das Eis war gebrochen und zwischen Sintok und Innilu kam eine etwas lockerere Unterhaltung in Gang.
Sintok nahm sich viel Zeit für die Untersuchung und führte ein ausführliches Gespräch mit Innilu. Zwischendurch machte er sich immer wieder Notizen.
Nach fast zwei Stunden lagen die Ergebnisse der Blutuntersuchung ebenfalls vor, als Sintoks Dienerin Phaaru die Blätter mit den Daten brachte. Sintok ergriff die Blätter und studierte sie. Dann lächelte er und sah Innilu an, die erwartungsvoll auf eine Äußerung Sintoks wartete.
»Nun spannen Sie mich nicht so auf die Folter, Sintok«, sagte Innilu ungeduldig. »Was ist nun mit mir los? Ich hoffe, nichts Ernstes.«
»Keine Sorge, Innilu«, sagte Sintok. »Sie sind nicht krank. Ich werde Ihnen daher auch keine Medizin geben können, die Ihnen hilft. Ihnen fehlt nichts – ganz im Gegenteil. Sie sind schwanger.«
»Ich bekomme Kinder?« Sie sah Sintok entgeistert an..
»Vier Kinder, um genau zu sein«, bestätigte Sintok. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis Sie die Merkmale am eigenen Körper bemerken werden: Gewichtszunahme, Bewegung der Kleinen, Stimmungsschwankungen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass alles in Ordnung ist. Ich würde Sie nur bitten, mich in regelmäßigen Abständen aufzusuchen, um sicherzugehen, dass sich alles normal entwickelt.«
Innilu begriff allmählich, was Sintok gesagt hatte und sprang erfreut auf. Sie drückte Sintok als Überbringer guter Nachrichten fest an sich.
»Offensichtlich freuen Sie sich über die Nachricht«, stellte Sintok fest. »Ich gratuliere Ihnen, Innilu.«
Es wurde Abend, bis Innilu Rainer zu sehen bekam und Gelegenheit erhielt, ihm von der Untersuchung bei Sintok zu berichten. Rainer war ganz aus dem Häuschen, als er erfuhr, dass Innilu und er Nachwuchs bekommen würden.
»Aber wie ist es denn möglich ...?«, fragte Rainer.
Innilu lachte. »Muss ich dir etwa erklären, wie das möglich ist? Ich hatte bisher durchaus den Eindruck, dass dir diese grundlegenden Dinge bekannt sind.«
Rainer hob Innilu hoch und schwenkte sie im Kreis, bis er sie plötzlich absetzte.
»Entschuldigung, ich werde ab jetzt vorsichtiger sein müssen, nicht wahr?«
»Blödsinn!«, sagte Innilu. »Ich erwarte Kinder und bin nicht krank. Überleg dir lieber schon mal ein paar Namen für unsere Kleinen, damit wir sie nicht durchnummerieren müssen. Ein bisschen Zeit haben wir ja noch bis zur Geburt.«
Als Innilu am nächsten Tag ins Verwaltungsbüro ging, war Idalu bereits dort und ordnete Unterlagen neuer Niederlassungen von anderen Gilden, die um Erlaubnis baten, sich bei ihrer Gilde anzusiedeln. Idalu blickte kurz hoch und grüßte Innilu. »Guten Morgen, Frau Älteste. War wohl wieder schwer, die Schlafkoje zu verlassen, was?«
Innilu grinste. Zwischen ihr und Idalu herrschte ein freundschaftlich lockerer Ton, und es machte ihr
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