Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
einmal aufzunehmen.
„Mir ist gar nicht gut“, ertönte Lucys blecherne Stimme kurz vor Sonnenuntergang aus dem Adlerhelm, und Fay warf ihr einen fragenden Blick zu.
„Ich weiß, es ist kalt, aber wir müssen noch eine gute Weile weiterreiten. Hier ist weit und breit nichts, das uns vor dem Regen schützen könnte. Wir sollten das Ende der Schlucht erreichen und uns dann unter den Bäumen ein Lager errichten.“
„Nein ... ich meine es Ernst, Fay, mir geht es wirklich nicht gut.“ Lucy griff in Levandas Zügel, und die Stute hielt an. Fay tat das Gleiche und suchte die Tarndecke aus Lucys Gepäcktaschen hervor. Alles, was sich in ihren eigenen Taschen befunden hatte, war mit dem magischen Feuer des Pfeils verbrannt.
Fay breitete die große Decke über sich und ihre Schwester, die nun endlich den Helm abnahm.
„Meine Güte!“, entfuhr es Fay. „Du bist ja weiß wie die Wand. Bist du getroffen worden?“
„Nein ...“ Lucy schüttelte den Kopf. „Mir ist nur ganz schrecklich übel. Vielleicht haben wir etwas Schlechtes gegessen.“
Fay überlegte kurz, was sie zu sich genommen hatten, bevor sie Shidabayra verlassen hatten. Sie hatte etwas Dörrfleisch aus der Vorratskammer gestohlen und natürlich Brot. Aber weder das eine noch das andere war verdorben gewesen.
„Dann müsste es mir doch auch schlecht gehen“, wies Fay darauf hin. „Ich spüre aber nichts ... bis auf die unangenehme Nässe.“
„Wie weit ist es noch, bis zum Ende der Schlucht?“
„Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.“ Fay dachte nach. „Vater hat mich einmal mitgenommen, da war ich noch ganz klein. Er wollte, dass ich reiten lernte. Wir sind den ganzen Tag unterwegs gewesen und erreichten die Felsen von Falja’a im Dunkeln. Vater entfachte eine Fackel und zeigte mir die Drachen. Ich weiß noch, dass ich mich schrecklich gefürchtet habe.“
„Typisch Vater“, kommentierte Lucy, beugte sich dann ein bisschen vor und begann gequält zu husten.
Fay gefiel das ganz und gar nicht. Wenn Lucy ausgerechnet jetzt krank wurde, mussten sie umkehren. Aber würden sie noch einmal unbeschadet durch den Wald von Yspiria gelangen?
„Ich reite voran“, entschied Fay. „Du bleibst dicht hinter mir. Das Ende der Schlucht kann nicht mehr weit sein. Im Trockenen, unter den Bäumen, kannst du dich bald ausruhen.“
So war es beschlossen, und die beiden Schwestern verschwanden hintereinander im grauen Regenvorhang der Nacht, nachdem sie die Tarndecke wieder zusammengelegt und im Reisegepäck verstaut hatten.
*
Das Wetter sollte in dieser Nacht noch schlimmer werden. Bald begann ein dunkles Donnern von Westen her über den Wald von Yspiria zu rollen. Ein dumpfer Schlag nach dem anderen erschütterte die Burg von Shidabayra.
Nevantio von Romec konnte nicht einschlafen. Er war wach wie eine Eule, saß im Bett und ließ die Gedanken umherwandern. Er musste an sein Laboratorium im Sternenturm denken. Seit einem Jahr beschäftigte er sich mit einem wichtigen Projekt. Dieses besondere Vorhaben konnte nicht nur für Faranjoma von großem Nutzen sein, sondern würde vielleicht auch bei der Auffindung der Prinzessinnen helfen.
Seit die Magischen Ritter nach Yspiria gekommen waren, versuchte Nevantio einen Drachen zu beschwören.
Nyasinta war einer der letzten Drachenhüter gewesen. Nach ihrem Tode war auch ihr Drache verschwunden. Algament sollte zwar noch irgendwo in den Bergen, oder in den Ländereien dahinter, leben, aber selbst König Tahut hatte seine Spur, auf seiner Reise nach Kutraija vor vielen Jahren, nicht ausfindig machen können.
In den Überlieferungen der Drachenhüter standen Rituale beschrieben, wie man einen dieser geflügelten Dickhäuter zurückholen konnte.
Nyasinta hatte von Romec die fünf Schriften in ihrem Testament hinterlassen, aber leider kannte er sich mit den wenigsten Ritualen und Vorgängen, die darin beschrieben standen, aus. Er war eben nur ein Drachenfürst ... und kein Drachenhüter.
Aber als solcher sollte es ihm zumindest gelingen, einen Drachen heraufzubeschwören. Allerdings laborierte Nevantio an diesem Vorhaben schon beinahe ein ganzes Jahr herum, ohne ein passables Ergebnis erzielt zu haben.
Der Drachenhüter schlug die Bettdecke zurück, griff nach dem Kerzenhalter und verließ bloßfüßig sein Quartier.
Es schüttete wie aus Kübeln,
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