Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
von dem allgemeinen Durcheinander nicht in ihrer Ruhe gestört zu werden.
„Lasst ihn am Leben!“, brüllte Estarius, der nicht bis zu Miray durchdrang, da er von einem ganzen Rudel Grauer Hexer umgeben war. Der Prinz spürte, wie er gestoßen und geboxt wurde, dann kaltes Metall an seiner Kehle.
Im nächsten Augenblick zerbarsten die trüben Fensterfronten in Tausende Stücke, die quer durch den Raum schossen. Eine schwarze, riesenhafte Gestalt erschien in dem zerstörten Ausschnitt und schob einen zierlichen Drachenschädel herein. Das rötliche Licht spielte um Jonkanurs Nüstern, und Miray spürte die Hitze von ihm ausgehen. Einige der Hexer begannen auf der Stelle zu fliehen. Die meisten rannten zum Tor, nur die Gesichtslosen blieben immer noch teilnahmslos in der Mitte des Raumes stehen.
Als sich Miray, der plötzlich frei war, umdrehte, sah er Estarius, der auf ihn zulief, den Dolch immer noch in der rechten Hand. Dann raste eine Feuersalve quer durch den großen Saal und ver kohlte die Säulen und das Fresko an der Decke. Miray stolperte, den Arm vors Gesicht gehoben, rückwärts. Estarius verschwand hinter der wabernden, roten Luft.
Dari brüllte Mirays Namen und schickte sich an, auf den Rücken des schwarzen Drachen zu klettern.
Miray blickte sich um. Wo war Lucy? Sie konnten nicht ohne sie von hier fliehen.
Lucy hatte ihren Platz hinter der Säule verlassen und näherte sich in dem allgemeinen Chaos den Gesichtslosen. Die Grauen Hexer, die an ihr vorbeistürzten, nahmen kaum Notiz von ihr. Lucy fand die Gesichtslosen zu tiefst abstoßend, aber sie wusste, was sie tun musste, wenn ihre Mission nicht völlig umsonst sein sollte. Sie schlich sich von hinten an die vier Männern heran. Der Träger des Medaillons stand rechts außen. Wenn sie schnell war, konnte sie ihm das Ding wegnehmen, bevor der blinde Hüne überhaupt etwas bemerkte. Nur noch vier Schritte trennte sie von den Gesichtslosen. Der heiße Hauch des Drachenfeuers erwischte Lucy einen Moment und ihr Ärmel begann zu brennen. Rasch schlug sie die Flammen wieder aus und atmete tief durch.
Nach dem nächsten Schritt, stand sie genau hinter dem grauen Hünen, der das Amulett trug. Sie konnte die zierliche silberne Kette sehen, die aus kleinen, glitzernden Schlangen bestand, die sich gegenseitig in den Schwanz bissen. Der Mann konnte sie nicht wahrnehmen. Lucy hatte sich sehr bemüht, keinen Laut zu verursachen. Sie hatte genau zugehört, als Estarius vorhin von den Gesichtslosen erzählt hatte. In gewisser Weise waren sie machtlos, solange man ihnen nicht freiwillig Macht über sich gab. Lucy streckte die Hand aus. Zentimeter um Zentimeter näherten sich ihre Finger der geschmeidigen Kette. Sie erreichten den Kragen des grauen Mantels, und dann fühlte Lucy die Kette unter ihren Fingerkuppen.
Jetzt oder nie! schoss es der jungen Prinzessin durch den Kopf. Sie wusste, dass alles ganz schnell gehen musste. Ihre Finger legten sich rasch um die Kette und rissen sie nach oben. Im selben Moment wirbelten alle vier Gesichtslosen in einer Bewegung herum, und einer von ihnen packte Lucy am Arm. Das Amulett pendelte in ihrer Hand wild hin und her. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in die leeren Gesichter der vier Männer.
Ein neuer Ansturm von Drachenfeuer fegte durch den Saal und setzte einen der Mäntel der Gesichtslosen in Brand. Torkelnd versuchte der Mann die Flammen zu ersticken, während ihm ein zweiter helfen musste. Dem dritten trat Lucy gegen das Schienbein und der vierte war noch zu überrascht, seiner Kette beraubt zu sein, um überhaupt etwas gegen die dunkelhaarige Prinzessin unternehmen zu können.
Lucy taumelte rückwärts und konnte es kaum glauben, dass sie frei war. Rasch blickte sie sich um. Es waren immer noch genug Graue Hexer in der Halle, um sie aufhalten zu können. Miray stand nicht weit von ihr vor Estarius, der ihn mit einem Dolch in der Hand verfolgte.
Lucy lief los, musste einem Grauen Hexer ausweichen, der nach ihr griff und wäre beinahe gestürzt. In letzter Sekunde fing sie sich wieder und brüllte Mirays Namen. Er sah sie und hielt auf sie zu.
„Lauf zu Jonkanur!“, rief er zurück. „Was machst du denn, lauf zu dem Drachen. Wir müssen fliehen.“
Lucy riss die Hand hoch, in der sich das Iluminai befand. Es leuchtete in einem sanften, kristallenen Licht.
Miray begriff, blieb stehen und streckte eine Hand danach aus. Lucy warf das Medaillon in hohem Bogen durch die Luft, wo es wie ein Stern zu
Weitere Kostenlose Bücher