Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
in den Taschen seines Mantels zu wühlen.
„Wo habe ich nur ...“, murmelte er und förderte eine kleine, blaue Kristallkugel zutage.
„Entschuldigt mich einen Moment“, nuschelte der Drachenfürst und huschte nach draußen, wo man eine Sekunde später seine gedämpfte Stimme hören konnte.
„Wer ist der Kerl eigentlich und mit wem redet er da jetzt?“, wollte König Effèlan wissen.
Dari blickte Lucy an, die nicht wusste, was sie sagen sollte.
„Ist das einer von Tahuts Leuten?“, verlangte Effèlan zu wissen. „Ist er mit diesem Drachen hergekommen, um meinen Sohn nach Shidabayra zu bringen? Verstehe ...“, murmelte der König und blickte einen Moment lang wie in weite Ferne. Er schien zu überlegen. Oder vielleicht wurde ihm die Tragweite seiner Tat, die er vor einundzwanzig Jahren begangen hatte, erst jetzt richtig bewusst.
„Es ist wegen der Grauen Hexer“, ergriff Lucy das Wort und blickte Effèlan bittend an. „Einer, der sich Estarius nennt, ist unter ihnen, und er fordert das Herz zurück, das er Prinz Miray bei seiner Geburt verliehen hat. Dari hat uns erklärt, dass man gegen so jemanden wie ihn nicht kämpfen kann. Jedenfalls nicht mit dem Schwert. Wir haben ihnen das Iluminai geraubt. Das einzige echte Medaillon. Aber das bringt uns natürlich in große Gefahr, deswegen müssen wir so weit wie möglich fort. Ohne das Amulett können die Grauen Hexer nicht lange überleben und ...“
„Deswegen lauft ihr fort, damit sie euch nicht mehr rechtzeitig einholen können“, vollendete Effèlan den Satz. Lucy blickte zu Boden.
„Wo ist denn Eure Schwester?“
Lucy sah nicht auf, und Dari funkelte Effèlan an. „Das tut jetzt nichts zur Sache“, sagte sie.
„Doch, ich glaube schon. Hat sie nicht auch das Zeichen der Drachenhüter? Ich kenne mich damit aus. Es war doch Tahut, der die Hexer aus dem Schwarzen Buch befreit hat, nicht wahr? Was ist, wenn sich Eure Schwester mit diesen Leute zusammentut? Dann habt ihr doch keine Chance, auch wenn ihr nach Kutraija geht. Miray muss mit mir kommen. Ich bin der Einzige, der ihn beschützen kann.“
„Das haben wir gesehen, als wir im Palast von Effèlan waren“, sagte Lucy.
„Estarius also ...“, murmelte der König nach einer kurzen Schweigeminute. „Was für ein raffinierter alter Haudegen. Aber Miray und sein Herz gehören mir, und wenn er es jetzt wieder haben will, muss er erst an mir vorbei.“
„Mit genau dieser Einstellung bringen wir uns um alle unsere Chancen!“, fuhr Dari auf. „Ich will nichts mehr von diesen Machtspielchen unter meinem Dach wissen. Wir brechen auf, sobald der Drache bereit ist.“
„Ich begleite euch“, bestand Effèlan darauf.
„Nein“, entgegnete die Kaiserin. Lucy erschauerte beim Klang ihrer Stimme. So mitfühlend und sanft die Lichtfee auch war, sie konnte gleichzeitig so streng und hart sein, wie man es von einer viele hundert Jahre alten Kaiserin der Lichtfeen zu erwarten hatte.
„Ihr könnt mir nicht befehlen, und wenn ich meinen Sohn begleiten will, dann werde ich das tun.“
„Er ist nicht Euer Sohn.“
„Ich habe mich von seinem ersten Atemzug an um ihn gekümmert. Ihm zu essen und Kleidung gegeben. Also sagt mir nicht, er wäre nicht mein Sohn!“ Effèlan war aufgestanden, und die ganze Kammer dröhnte von seiner Stimme. Er atmete einmal tief durch und wartete Daris Antwort nicht ab.
„Wir treffen uns am Rande der Stadt“, sagte er und ging nach draußen. Dort rannte er beinahe mit Nevantio zusammen, der immer noch mit der Kugel in seiner Hand sprach.
„Wenn das König Tahut ist, dann bestellt ihm einen schönen Gruß von mir“, sagte Effèlan und stürmte davon.
37. Der Himmelsmeister
Lucy hatte ganz Aribanai nach Fay abgesucht. Sie hatte ihren Namen gerufen und Jonkanur losgeschickt, um sie zu finden, aber keiner von ihnen beiden hatte eine Spur von der Prinzessin entdecken können.
„Sie kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben“, hatte Lucy schließlich zu dem schwarzen Drachen gesagt, als er von seinem Erkundungsflug zurückgekommen war.
„Es tut mir sehr leid“, antwortete Jonkanur. „Ich weiß nicht, wo sich Prinzessin Faydon aufhalten könnte. Es ist, als würde man eine Nadel im Heuhaufen suchen. Sie könnte überall und nirgends sein. Es haben sich schon andere in dem Labyrinth aus Türmen verirrt. Das muss nicht bedeuten, dass dieser Effèlan Recht hat ...“
Lucy ahnte es, aber sie wollte es nicht wahr
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