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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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war, konnte er immer noch nicht ganz begreifen.
    Während Tahut in den Spiegel mit dem Rand aus rotfunkelndem Gold blickte, bemerkte er einen hellen Schatten hinter sich vor dem aufwendigen Himmelbett stehen. Die blauen Schleier, die vom Baldachin herabbaumelten, wehten im Luftzug, der durch das geöffnete Fenster ins Innere des Zimmers drang.
    Erschrocken wirbelte Tahut herum und sah zu der Stelle vor dem Bettkasten, aber dort war niemand zu erkennen. Erleichtert wandte er sich wieder seinem Spiegelbild zu und erstarrte.
    „Überrascht, mich zu sehen?“ Nyasinta lächelte sanft und ein wenig traurig. Ihre Augen waren nicht mehr so voller Freude und Tatendrang, wie Tahut sie in Erinnerung hatte.
    Sie trug ein Gewand aus weißen Schleiern, die sich wie die blauen Tücher sachte im Wind bewegten.
    Tahut konnte nicht antworten, er starrte nur.
    „Ich bin Miray oft auf diese Weise erschienen“, fuhr Nyasinta fort. „Er hatte es nicht leicht in seiner Kindheit, und ich dachte, er würde mich brauchen. Allerdings war er nie so entsetzt, wie du es jetzt bist.“
    „Das ist schwarze Magie ...“, stammelte der König.
    „Nein, das hat gar nichts mit Magie zu tun“, entgegnete die Drachenhüterin und trat von hinten an Tahut heran. „Ich bin nicht verschwunden, nur weil ich tot bin. Es geht mir sogar recht gut, wie du siehst. Warum kannst du es nicht einfach einmal genießen?“
    „Das ist sicher nur ein Trugbild, das die Grauen Hexer mir geschickt haben, um mich zu verwirren.“
    Nyasinta seufzte traurig.
    “Ich hatte natürlich gehofft, du würdest es nicht tun”, sagte sie.
    „Wovon sprichst du?“
    „Von den Grauen Hexern. Ich hatte gehofft, du würdest sie nicht rufen, aber vielleicht musste das so sein.“
    „Du hast davon gewusst?“
    „Natürlich. Genauso wie ich wusste, wann ich sterben würde.“
    „Aber ... es war schließlich dein Brief, der das alles ausgelöst hat. Die Kinder wären niemals losgezogen, um nach Effèlan zu gehen, und ich hätte nie zu Maßnahmen dieser Art gegriffen, wenn du nicht diesen unseligen Brief geschrieben hättest!“
    „Jemand muss die Grauen Hexer für immer besiegen“, lautete Nyasintas rätselhafte Antwort. „Sie in ein Buch zu verbannen, war keine Lösung, die den Hexern bis ans Ende aller Tage standhalten konnte.“
    „Ich verstehe nicht ganz, was du damit sagen willst“, schnaubte König Tahut.
    „Ich habe es zuerst auch nicht verstanden, aber jetzt tue ich es.“
    „Gibt es denn jemanden, der die Grauen Hexer besiegen kann? Du solltest mir schnell seinen Namen nennen, wenn es nicht schon zu spät ist.“
    „Ja, es gibt jemanden, aber seinen Namen brauchst du nicht zu wissen. Ich möchte dir nur so viel sagen: Du wirst unseren Sohn nie zu Gesicht bekommen, denn er wird nicht nach Shidabayra heimkehren ...“
    Mit diesen Worten verblasste die Drachenhüterin, und auf einmal konnte Tahut wieder nur sich selbst und sein mürrisches Gesicht im Spiegel sehen. Er wandte sich rasch um und durchforschte das Zimmer mit zusammengekniffenen Augen, aber es war niemand mehr da.
    Nur die blauen Schleier, über dem Baldachin des Bettes, bewegten sich wie zuvor sachte im Wind.
                                                                         *
    Miray konnte nicht glauben, was er sah, als er zusammen mit Dari und Lucy den nun leeren Festsaal betrat, in dem noch vor wenigen Stunden Daris Rückkehr gefeiert worden war. Das heißt, der Saal war nicht ganz leer. Eine Abordnung von einem Dutzend Ashjafal befand sich darin. Unter ihnen Andamar, der Miray unverhohlen anglotzte. Vor ihm standen König Effèlan und Roderick, die beide einen undeutbaren Gesichtsausdruck zur Schau trugen.
    „Sie kamen kurz nach eurem Aufbruch hier an. Wir konnten ihnen den Zutritt nicht verwehren, schließlich pflegen wir seit vielen hundert Jahren einen guten Kontakt mit dem Königshaus von Effèlan“, erklärte Libanul, der Miray gegenüber das erste Mal kleinlaut wirkte.
    „Das ist in Ordnung“, entgegnete der Prinz mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. Dann trat er vor und wandte sich an seinen Ziehvater.
    „Ich möchte mit Euch unter vier Augen sprechen.“
    „Soll mir recht sein“, erwiderte der König.
    Miray wies mit der Hand auf einen runden Ausschnitt, der sie hinaus auf einen Balkon brachte.
    Tahut folgte seinem Ziehsohn nach draußen, nicht ohne das Gesicht erschrocken zu verziehen, als es unter seinen

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