Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
weiß es ehrlich gesagt nicht ... und wenn du mich fragst, will ich es auch gar nicht so genau wissen. Das ist Tahuts Problem.“
„Ja, vielleicht hast du Recht.“
Jonkanur schlug mit den Flügeln und rauschte durch ein paar kleine Schäfchenwolken, die innen feucht waren. Unter ihnen schoben sich langsam die Berge näher, hinter denen die Grenze nach Kutraija lag.
„Wie geht es hinter den Bergen weiter?“, fragte Miray die Lichtfee. Sie ritten gut zwanzig Meter vor den anderen, die sich hinter ihnen durch das karge Land mühten. Viel mehr als ein bisschen Gras, und hin und wieder einen Busch, gab es hier nicht zu sehen.
„Hast du noch nie von den Geschichten gehört, die man sich erzählt? Nach Kutraija kommt man nur über das Wolkenmeer, das die Berge bedeckt. Mit dem Schiff des Himmelsmeisters.“
„Natürlich kenne ich diese Geschichten“, entgegnete Miray schnippisch. „Aber das ist ein Märchen, das man den neugierigen Kindern erzählt. Effèlan hat es mir vorgelesen, als ich zehn Jahre alt war und mit Grippe im Bett lag.“
Dari warf dem Prinzen einen amüsierten Blick zu.
„Also, wie kommt man wirklich nach Kutraija?“
„Wenn du mir nicht glaubst, musst du warten, bis wir dort sind.“
„Mit einem weißen Schiff, das über Wolken fährt und die Form eines Schwans besitzt?“ Miray musste lachen, und der Laut war so ungewöhnlich für diese Gegend, dass er erschrocken innehielt. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Kutraija ist eben anders, als Faranjoma“, behauptete Dari. „Du darfst nicht vergessen, dass dort früher die Elben gelebt haben. Es ist keine Menschenwelt.“
Miray verstummte einen Moment und versuchte sich an die Geschichte zu erinnern, die ihm Effèlan vor vielen Jahren erzählt hatte. Damals hatte er sie geglaubt, aber später war ihm klar geworden, dass viele Geschichten, die Kutraija betrafen, bloß Märchen waren. Genau wie die Geschichte, dass die Drachenbäume früher einmal richtige Drachen gewesen sein sollen.
Sie erreichten den Fuß der Berge knapp vor Mitternacht. Es war nun empfindlich kühl geworden, und die Nüstern der Pferde sonderten dicke Dampfwolken ab. Die beschlagenen Hufe verursachten laute Geräusche auf dem felsigen Untergrund. Ein schmaler Pfad begann sich steile Felshänge hinaufzuwinden und führte durch ein Labyrinth aus Gestein und Felsen, das sie langsam nach oben brachte. Ab und zu tat sich eine Schneise auf, die Einblicke in ein weites Gewirr aus dicht beisammen stehenden Bergkuppen nehmen ließ.
Die Berge waren in der Nacht von einem bläulichen Licht bedeckt, das auf nackten Felsen und spitzen Gipfeln glänzte. Es war eine stille und trostlose Welt, die nicht viel mehr beherbergte, als ein paar Schneeleoparden und hin und wieder einen Adler.
Sie ritten nun in einer geschlossenen Gruppe im Gänsemarsch hintereinander über den Pfad aufwärts und ließen das ungewohnte Panorama auf sich wirken.
Miray kam es so vor, als sei er in seinem Bett im Palast von Effèlan eingeschlafen und habe nun einen bizarren Traum von einer Welt, die ausschließlich aus steilen Felsen zu bestehen schien. Nur Roderick hatte diese Berge schon oftmals überquert und machte den Eindruck, als kenne er hier jeden Weg und Steg.
Er hatte sich an die Spitze der fünf Reiter gesetzt und trieb seine schneeweiße Stute zügig den Hang hinauf. Ab und zu lösten sich ein paar Steine und kollerten unter den Hufen der Tiere abwärts. Sonst war es atemberaubend still.
Als sich Prinz Miray einmal im Sattel umwandte, um einen Blick zurück auf das Land zu werfen, breiteten sich die Wälder Faranjomas weit vor seinem Auge aus. Das silberne Mondlicht beleuchtete eine endlose, leicht gewellte Fläche, die von dem dichten Grün der Wälder bedeckt war. Davor kauerten die Toten Ebenen, und Shindistan war ein schwach erhellter Fleck vor den ersten Bergkuppen.
Gegen Morgen waren die Reiter bereits erschöpft. Auch die Pferde stolperten nur mehr und grunzten müde. Sie hatten mittlerweile den höchsten Punkt überschritten und wanderten einen schmalen Pass entlang, der zielstrebig Richtung Norden verlief. Von hier aus waren die Berge kaum noch zu erkennen, denn eine dicke Wolkendecke lag über den Gipfeln.
Jonkanur schwebte soeben mit Nevantio im Sattel an ihnen vorbei, und ein kühler Luftzug strich über die Reiter hinweg.
Dari wandte sich um und lächelte Miray knapp zu. „Es ist jetzt nicht mehr weit“, sagte sie.
„Nicht mehr weit bis nach
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