Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
gleichzeitig so blass und weiß wie ein Leichentuch.
„Was hast du getan ...?“, formten ihre Lippen, und der Blick aus ihren glänzenden Augen traf Tahut mitten ins Herz.
„Nichts“, stammelte er, stürzte in sein Quartier und schlug die Türe hinter sich ins Schloss.
11. Der Grenzpfad
„Nun seht Euch das an, mein Prinz!“, frohlockte Andamar, der mit dem Rest der Kompanie auf einem kleinen Hügel stand und auf Falgamond hinunterblickte.
„Was meint Ihr, warum haben die auf sämtlichen Türmen Signalflaggen gehisst?“
Der zierliche Ritter an Andamars Seite, der große Mühe hatte, seinen schneeweißen Hengst an der Kandare zu halten, klappte das Visier seines aufwendig gestalteten Helms zurück und warf dem Anführer der Ashjafal einen fragenden Blick zu.
„Vielleicht haben sie uns bemerkt ...?“
Andamar wandte den Kopf und warf Miray einen geringschätzigen Blick zu.
„Nein, mein Prinz, Ihr müsst noch viel lernen. Sie können uns gar nicht bemerkt haben. Der Wind steht nicht in unserem Rücken, und die Wälder haben uns bis jetzt gedeckt. Weit und breit war kein Gardewächter zu sehen, und die breite Straße haben wir gemieden. Diese Fahnen dort unten bedeuten etwas anderes.“
„Und was ...?“ Miray schluckte. Er mochte Andamar nicht besonders. Seit sie vor sechs Wochen von Effèlan aus aufgebrochen waren, hatte der breitschultrige Ritter nur ein Ziel verfolgt: Den Sohn des Königs zu einem kampferprobten Ashjafal auszubilden. Leider stellten sich diesem ehrgeizigen Vorhaben ein paar unüberwindliche Probleme in den Weg.
Prinz Miray war nicht klein gewachsen, aber dennoch so dünn und biegsam wie eine junge Weide. Er hatte zwar eine unübertreffliche Anmut und konnte ein begnadeter Fechtmeister werden, wenn er nur wollte, allerdings fehlte es ihm an Konzentration. Um genau zu sein, schweiften seine Gedanken ständig zu Orten und Dingen, die Andamar nicht einmal zu erahnen vermochte. Und auch gar nicht wollte!
„Mein Sohn darf kein Träumer sein“, hatte Effèlan einen Tag vor ihrer Abreise zu ihm gesagt.
„Er soll ein Krieger werden. Ein harter Mann. Denkt Ihr, das wäre möglich?“
Andamar hatte noch aus jedem Bürschchen einen Ritter gemacht. Warum dann nicht auch aus Prinz Miray?
Andamar blickte in das Gesicht des jungen Prinzen und schauderte einmal mehr. Immer wieder fielen ihm die geraden Gesichtszüge auf und die großen Augen unter den ernsten Brauen. Manchmal gewann man den Eindruck, Prinz Miray wäre mit den Elben verwandt. Etwas Mysteriöses schien sich hinter seiner schlanken Gestalt und dem Gesicht wie aus Elfenbein gemeißelt zu verbergen. Und dann diese seltsamen Ideen und Gedanken, die der junge Mann immer wieder äußerte.
Das eine oder andere Mal hatte das schon für lang anhaltendes Gelächter unter den Kriegern gesorgt.
Auch jetzt drang Gekicher unter den Helmen der hinter ihnen stehenden Ashjafal hervor. Miray drehte sich mit einer zornigen Bewegung um und funkelte die Männer böse an. Es war nicht zu übersehen, dass der junge Königssohn Feuer in sich hatte und aufbrausend war. Allerdings geschah dies immer zu unangebrachten Zeiten, und nie dann, wenn es darum ging, zu kämpfen. In dieser Hinsicht war der Prinz ein elender Feigling. Bis heute war es Andamar nicht gelungen, dem Bürschchen seine Feigheit auszutreiben.
„Behandelt ihn wie einen der niedersten Soldaten“, hatte Effèlan befohlen. „Ich möchte keine Sonderstellung für ihn. Ich möchte einen Prinz, der mein Amt einmal mit starker Hand übernehmen kann. Wenn es sein muss, brecht seinen Willen mit den Mitteln, die Euch als gerechtfertigt erscheinen.“
Andamar schauderte es. Er war sich nicht sicher, ob er seinen eigenen Sohn auch so hart beurteilt hätte.
„Ruhe dahinten!“, brüllte Andamar und winkte Miray etwas näher.
„Passt auf, was ich sage“, zischte er, und Mirays Blick saugte sich an den Lippen des älteren Kriegers fest. „Dahinter stecken sicher diese beiden Gardewächter aus Shidabayra, die uns zwei Mal durch die Lappen gegangen sind. Die mit den schwarzen Windpferden.“
„Aber ... warum sollten die Leute in Falgamond wegen ihnen Signalflaggen hissen, wenn es Gardewächter aus Shidabayra sind?“
„Na, weil sie es eben nicht sind. Ihr wisst doch noch, dass ich dachte, es wären unerfahrene Knappen, weil beide so schmächtig waren. Aber ich erinnere mich jetzt,
Weitere Kostenlose Bücher