Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
Ashjafal und der Drachenhüter bewerkstelligt, sie in ein Buch, gebunden in Drachenhaut, zu bannen. Dort lebten sie als Buchstaben, geschrieben mit Drachenblut auf dunklem Pergament. Alle ihre Namen waren hier verzeichnet und ihre Geschichten und Fähigkeiten festgehalten.
In grauer Vorzeit hatten sie Shindistan, die Stadt der Feen, in die Tote Stadt verwandelt. Viele Jahre hatten die Feen unter ihnen in Knechtschaft leben müssen. Bis Marja der Reinherzige das Licht der Welt erblickt und den Drachen Firintur getötet hatte, um mit Hilfe seines magischen Herzens, seines Blutes und seiner Haut ein Buch zu binden, das auch die Seelen der Grauen Hexer zu binden vermochte.
Tahut war ein eiskalter Schauer nach dem anderen über den Rücken geklettert, als er diese Zeilen gelesen hatte. Mit jeder Seite, die er in dem Buch umgeblättert hatte, hatte er das Gefühl gehabt, das Knistern der Magierseelen hören zu können.
Aber es musste sein! Die Grauen Hexer sollten zurückkehren, um ihm, Tahut, zu dienen, und ihm zurückzubringen, was Effèlan und die Ashjafal ihm genommen hatten. Danach würde er die Grauen Hexer wieder in das Buch verbannen und es vernichten lassen ... auf dass es nie wieder Zauberei in Faranjoma gab!
Von Romec war sich ganz und gar nicht sicher, ob man Feuer mit Feuer bekämpfen konnte, aber er holte trotzdem seine kleinen Fläschchen unter dem Mantel hervor und stellte sie in einer Reihe vor sich auf das durchnässte Gras.
Unter solchen Bedingungen eine Anrufung vorzunehmen, empfand er als Herabsetzung seiner Kunst. Andererseits war das Wetter natürlich günstig, und er spürte schon jetzt die Energie des Gewitters in den Fingerspitzen knistern.
Tahut trat ungeduldig zur Seite und sah dem Drachenfürst dabei zu, wie er die Zutaten in einem kleinen Kessel mixte und dabei das Schwarze Buch aufschlug, um unbekannte Litaneien herunterzuleiern. Ein unangenehmer Schauer nach dem anderen wanderte dem König über den Rücken. Er wusste, sie taten etwas zu tiefst Verabscheuungswürdiges, aber er konnte und wollte nicht mehr zurück.
Das Schicksal hatte ihm eine Möglichkeit an die Hand gegeben, seine Kinder zu retten, und er wäre der Letzte, der dafür nicht seine Seele aufs Spiel setzen würde.
„Es muss sein“, sagte er sich immer wieder vor, während Dämpfe aus dem kleinen Kessel vor von Romecs Füßen stiegen, die auch der Regen nicht vertreiben konnte.
Bildete sich Tahut das nur ein, oder breitete sich tatsächlich ein rötlicher Schimmer über die wirbelnde Wolkendecke zu ihren Köpfen? Sogar der Regenfall setzte aus, nur der Donnerschlag und die taghellen Blitze steigerten sich zu einem ohrenbetäubenden Crescendo.
Der König konnte fühlen, wie er am ganzen Leibe zu zittern begann. Von Romec blieb außergewöhnlich ruhig. Er hatte sich nun erhoben und zeichnete mit einem kleinen Glasröhrchen, aus dem er ein hellblaues Pulver schüttete, ein seltsames Muster auf den durchweichten Boden.
Als er den Kreis, den das Zeichen bildete, beinahe geschlossen hatte, blickte er auf und winkte König Tahut zu sich.
Zuerst stand Tahut wie angewurzelt da und vermochte nicht einmal den kleinen Finger zu rühren. Als aber ein lodernder Blitz in die hochgewachsene Sturmweide genau neben ihm einschlug, war er innerhalb einer Sekunde in dem magischen Kreis, und Nevantio schloss ihn mit dem verbliebenen Pulver.
„Hier kann uns nichts mehr geschehen“, erklärte der Drachenfürst. Allerdings strafte seine zittrige Stimme die Worte Lügen. „Ihr dürft Euch nicht von der Stelle rühren. Ganz gleich, was passieren mag oder was sich Euch Euren Augen offenbaren wird. Habt Ihr das verstanden?“
Tahut nickte bibbernd. Er konnte von Glück reden, dass ihn, außer von Romec, niemand sah. Er war in ganz Faranjoma als einer der besten und gefürchtetsten Krieger bekannt. Im Moment machte er allerdings eher den Eindruck eines schlotternden Kindes.
„Macht weiter“, stöhnte er und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht.
Der Drachenfürst seufzte, blätterte die nächste Seite im Buch der Grauen Hexer um und begann den unverständlichen Text aufzusagen: „Henori tutori. Elori. Amundi sekundi alundi ...”
Die Luft war nun so trocken und elektrisch, dass sie knisterte. Funken sprangen an den Sturmweiden hinauf, und die ganze Stimmung war durchaus als apokalyptisch zu bezeichnen.
Der schwarze Wolkenhimmel flammte in dunklem Rot und zeigte ihnen seltsame, abartige Formationen im Gewölk, die Tahut als zu
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