Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
gefehlt! Seit diesem Tag war der König nicht nur wie ausgewechselt, nein, er steckte auch noch ständig mit dem Drachenfürst unter einer Decke. Und nun das hier!
Xergius stieß erbost die Luft aus. Nevantio würde sich noch wundern, so einfach wollte er seinen Platz nicht räumen...
*
Viele hundert Meilen in östlicher Richtung, wurde Andamar vor seinem Zelt von einem unbekannten Geräusch aufgeschreckt.
Er war einen Moment auf seine Hellebarde gestützt eingeschlafen und zwinkerte nun in die trübe Helligkeit der wenigen Fackeln, die im Lager noch brannten. Das Banner von Effèlan hing schlaff an seiner Elfenholzstange. Es wehte kein Windhauch, und die Luft war ungewöhnlich stickig und heiß für diese Jahreszeit.
Andamar war nicht der Einzige, der Nachtwache hielt, aber die beiden anderen Posten waren leer, wie er nun feststellte.
Alarmiert straffte der Ritter seinen Körper und blinzelte in die Finsternis zwischen den Drachenbäumen.
Das Lager befand sich mitten in den Wäldern von Ayn. Als sie in die Nähe von Yrismin gelangt waren und die Spur der beiden Wächter aus Shidabayra entgültig verloren hatten, war Andamar ins Zweifeln geraten. Yrismin besaß eine starke Verteidigung. Besser noch als die von Falgamond. Es war keine gute Idee, mit nur einer Kompanie Ashjafal in die Nähe dieser doch recht großen Stadt zu ziehen. Sie besaß zwar nicht eine so gut gesicherte Stadtmauer, aber das Gelände davor war weit einsehbar, sodass man sich nicht im Schutz der Wälder anzuschleichen vermochte.
Langsam entpuppte sich die Verfolgung der beiden mysteriösen Wächter als Fehlschlag, und Andamar hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Er musste König Effèlan für alles, was er tat, Rede und Antwort stehen. Und dazu kam noch der junge Königssohn, den er in seiner Obhut hatte.
Andamars trübe Gedanken wurden neuerlich durch das Geräusch unterbrochen, das ihn vorhin aus dem Schlaf gerissen hatte. Er wirbelte mit der Hellebarde in der Hand herum und blickte zu den Bäumen hinüber. Die Zelte der Ritter waren in einem weiten Bogen zwischen den Stämmen aufgestellt worden. Keiner, außer Andamar, schien noch wach zu sein.
Der Anführer setzte sich langsam in Bewegung und schritt auf den Wald zu. War dort nicht ein Rascheln im Unterholz? Ein Geräusch wie von Fußtritten?
Dann ging alles blitzschnell. Hundert graue Schatten wirbelten hinter den dicken Stämmen der Drachenbäume hervor und fielen mit Schwertern und Lanzen bewaffnet über das Lager der Ashjafal herein.
Andamar stieß einen lauten Schrei aus, wollte nach seinem Signalhorn greifen, musste sich aber schon in der nächsten Sekunde gegen einen riesigen Mann, gekleidet in einen grauen, teilweise zerfetzten Mantel, zur Wehr setzen. Mit gebleckten Zähnen und einem breiten, schwarzen Schwert, drang der Hüne auf den Magischen Ritter ein.
Überall wurden nun Schreie laut. Das hässliche Geräusch zerreißender Seide gesellte sich dazu. Dann das Klirren von Metall auf Metall. Eines der Zelte fing Feuer und beleuchtete eine grausige Szenerie, die Andamar an einen Albtraum erinnerte. Es mussten sicher hundert oder auch zweihundert Angreifer sein. Es handelte sich um Riesen, so etwas hatte Andamar noch nie gesehen. Sie kämpften, als wären sie Tote aus der Anderswelt, und nichts könnte ihnen Widerstand leisten.
Andamar riss die Hellebarde in die Höhe und streifte die Wange seines geisterhaften Gegners. Ein tiefer Schnitt bildete sich auf dessen Haut. Er klaffte weit auseinander, aber kein Blut drang daraus hervor. Nur graues, welkes Fleisch war zu seh en...
Man kann sie nicht töten! schoss es Andamar durch den Kopf.
„Flieht!“, brüllte er, aber seine Stimme war in dem Kampfgetümmel kaum zu hören. „Flieht um euer Leben!“
Wo ist nur Prinz Miray, dachte Andamar, als der Graue Hexer neuerlich mit dem Schwert auf ihn eindrang.
Prinz Miray saß immer noch in seinem Zelt. Es stand abseits, unter einem niedrigen Drachenbaum. Ein Ast mit dicken Fächerblättern hatte sich tröstend über das blaue Zeltdach geschoben, sodass man es kaum zu sehen vermochte.
Miray zitterte am ganzen Körper. Er blickte durch einen dünnen Schlitz im Zeltstoff auf das Lager hinaus, das soeben im Angriff der Grauen Hexer versank. Jedes Mal, wenn einer der Ashjafal unter Schmerzen aufschrie, zuckte Miray
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