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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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stehen und schloss einen Moment erschöpft die Augen. Sie hatte die Rüstung des Garderitters nun endgültig abgestreift. Sie hätte Fay bei ihrer Irrwanderung nur behindert. Das lange Haar hing der Prinzessin strähnig ins Gesicht, und die Hände und Wangen waren zerkratzt.
    Fay hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Sie hätte direkt vor den Mauern Yrismins stehen können, oder vielleicht sogar schon in den Wäldern von Eshkash, in denen es von Udrys und Sevendys nur so wimmelte. Vielleicht war sie aber auch in eine ganz andere Richtung geirrt und bewegte sich wieder nach Westen.
    Ein leises Geräusch, das an Schluckauf erinnerte, ließ die Prinzessin einen Augenblick lang erstarren.
    Erschrocken drückte sie sich noch fester an die Rinde des Drachenbaumes. Als ihr Magen knurrte, hätte sie sich dafür am liebsten geohrfeigt. Aber seitdem sie in der Holztruhe der Waldgeister erwacht war, hatte sie nichts anderes, als ein paar vertrocknete Beeren zu sich genommen.
    Ein Schatten legte sich über den finsteren Wald von Ayn. Fay hielt die Luft an. Drei Rehe rannten in wilder Panik an ihr vorbei. Das blühende Schneegras bog sich in einem plötzlichen Wind waagrecht zu Boden. Fay hatte das unangenehme Gefühl, einer schrecklichen und unbekannten Gefahr ausgesetzt zu sein.
    Und dann sah sie tatsächlich einen Sevendy! Er war sicher drei Meter groß, und bei jedem seiner Schritte bebte die Erde. Seine breiten Füße hinterließen im weichen Waldboden deutliche Spuren. Fay hatte noch nie einen dieser Waldmenschen zu Gesicht bekommen. Ihre Mutter hatte früher von ihnen erzählt, wenn die Zwillinge abends nicht zu Bett gehen wollten. Hässlich wie die Nacht sollten sie sein, und nach Dunkelwerden hielten sie Ausschau nach verirrten Wanderern.
    Natürlich war das nur ein Ammenmärchen, aber der Sevendy, der nun an Fay vorbeistapfte, war nicht nur tatsächlich ziemlich hässlich, er war so wirklich, wie die Angst, die der Prinzessin die Kehle zuschnürte.
    Der Sevendy schien aber nicht auf der Jagd zu sein. Eigentlich erinnerte sein Verhalten Fay an die Rehe, die zuvor ihren Weg gekreuzt hatten. Er bemerkte die Prinzessin gar nicht. Keuchend rannte er weiter und verschwand vor Fays Augen zwischen den Drachenbäumen im Zwielicht der Nacht.
    Noch während Fay darüber nachgrübelte, was einen Sevendy in Angst und Schrecken versetzen könnte, wurde auch diese Frage beantwortet. Die Finsternis schien dichter zu werden, und dann stolperte ein weiterer Mann zwischen den Stämmen hervor. Es war eine hünenhafte Gestalt, in einem grauen, zerschlissenen Mantel. Der Mann mochte sicher über zwei Meter groß sein und wirkte in Statur und Bewegung grob. Fay lief ein Schauer über den Rücken. Alles an dem Mann war grau. Seine Kleidung, sein Gesicht und die Augen, sogar der Atemhauch, den er ausstieß.
    Fay hätte sich jetzt gerne unsichtbar gemacht, aber auch der graue Hüne bemerkte sie nicht. Er blieb keine zwanzig Schritte von ihr entfernt stehen und blickte sich gehetzt um.
    Hinter ihm knisterten Fußtritte durch den Wald. Das Klirren von bespornten Stiefeln war zu hören. Jemand brüllte einen Befehl. Das konnten nur Ashjafal sein!
    Endlich erwachte Fay aus ihrer Starre. Rasch ließ sie sich in einen kleinen Haselstrauch fallen. Dort rollte sie sich zu einer Kugel zusammen und hielt still. Sie wusste nicht, was hier vor sich ging, aber sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub.
    Die Ashjafal kamen von allen Seiten herbeigeströmt und brachten mit ihren Fackeln etwas Licht in die Sache. Fay zählte ein knappes Dutzend Männer. Allerdings waren sie nicht bewaffnet. Sie trugen auch keine Helme und waren zu Fuß. Fay konnte deutlich sehen, dass sie sich Zeichen auf die Stirnen gemalt hatten. Einer von ihnen trug einen langen, purpurnen Umhang und eine Kristallkugel in der Hand. Die Männer murmelten leise Worte, die wie eine Beschwörung klangen.
    Der graue Hüne schien davon in ihren Bann gezogen zu werden. Er taumelte vor und zurück, machte aber keinen weiteren Fluchtversuch.
    Der Mann mit dem Umhang blieb genau vor Fays Versteck stehen und erhob nun seine Stimme.
     
    „Wir bannen dich aus unserer Welt,
    hier gibt es nichts, was dich noch hält.
    Fliehe mit dem Sturm und schwinde,
    fliehe mit dem Licht und finde,
    nichts als Untergang und Schande.
    Ich zerbreche deine Bande,
    hier und jetzt, für alle Zeit!“
     
    Ein knirschendes Geräusch erklang, als die Kristallkugel in der Hand des Ashjafal zersprang. Der graue Hüne fiel

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