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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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auf die Knie nieder und begann jämmerlich zu schreien. Fay musste sich entsetzt die Ohren zuhalten. Das Gebrüll wurde immer lauter, bis der Mann sich auf einmal in grauen Rauch aufzulösen begann. Einen Moment schwebte er wie eine stinkende Wolke über den Köpfen der zwölf Ritter, dann wurde er plötzlich von einem der Drachenbäume aufgesaugt. Wieder erklang das schrille Kreischen, und der mächtige Baum begann zu verwelken. Die großen Blätter rollten sich zusammen und fielen zu Boden. Es sah aus, als ständen die Ashjafal in einem Schneegestöber aus Blättern. Die schuppige Rinde des Baumes fing an zu bluten und hellroter Baumsaft sickerte ins Gras. Die Äste knirschten und bogen sich herab. Dann war das Spektakel auf einmal vorüber, und es kehrte wieder Ruhe im Wald ein.
    Fay, in ihrem Busch, zitterte und bebte. Was hatte sie da soeben mitangesehen? Sie konnte sich nichts davon erklären. Wer war der graue Mann, und warum hatten die Ashjafal ihn vernichtet?
    Die Magischen Ritter sahen sich der Reihe nach an, als hätten sie etwas Schweres und Wichtiges hinter sich gebracht. Dann wandten sie sich auf ein geheimes Kommando hin ab und verschwanden rasch zwischen den Drachenbäumen Richtung Westen.
    Es dauerte eine ganze Stunde, bis sich die Prinzessin langsam aus ihrer Erstarrung lösen konnte und aus ihrem Versteck gekrochen kam.
    Langsam, als müsste sie sich an ein scheues Reh anpirschen, näherte sich Fay dem zerstörten Baum. Er bot zwischen alle den gesunden und mächtigen Stämmen des Waldes, einen beinahe monströsen Anblick. Als hätte sich der ganze Baum in ein hässliches Geschwür verwandelt, und die Finsternis tat ihr Übriges dazu. Vorsichtig streckte Fay die Hand nach der blutenden Rinde aus. Sie ahnte, dass dem, der diesen Baum berührte, Schreckliches widerfuhr. Trotzdem strich sie mit den Fingern über den wie Pech glänzenden Stamm. Plötzlich jagte ein kurzer Schmerz durch ihre Hand, und Fay sprang mit einem leisen Schrei zurück. Schaudernd wandte sich die Prinzessin ab und schlug einen anderen Weg ein. Einen, von dem sie hoffte, er würde sie nach Yrismin führen. Aber von da an begleitete etwas Dunkles ihre Gedanken auf all ihren Wegen.
                                                                            *
    Lucy stand auf dem Balkon des kleinen Stadthäuschens und blickte zu den vielen hundert Lichtern hinunter, die in Yrismin, eines nach dem anderen, aufleuchteten. Die Sonne war schon lange untergegangen, und es fröstelte sie in der dünnen Stola, die der Bruder des Orgelspielers ihr gegeben hatte. Hinter der, mit großen Fackeln beleuchteten, Stadtmauer, lauerte der Wald wie eine Herde schwarzer Schatten.
    „Hier!“ Dari war aus der Türe getreten und reichte der Prinzessin ein in Tuch eingewickeltes Paket. „Ich glaube, das gehört dir. Ich wollte es dir nicht geben, solange die Diebe in der Nähe waren.“
    Verwundert nahm Lucy das Päckchen entgegen und runzelte die Stirn. Dann erinnerte sie sich langsam wieder. Es war das Paket, das die Heilerin von Usonday ihnen vor ihrer Abreise gegeben hatte. Angeblich stammte es von ihrer Mutter.
    Lucy strich gedankenverloren über den zerschlissenen Stoff, in den der Gegenstand eingewickelt war.
    „Drago ist zurückgekommen“, fügte Dari hinzu. „Er will mit uns reden. Die Familie bereitet gerade das Abendessen vor. Komm einfach in fünf Minuten hinunter.“
    Die Lichtfee legte der Prinzessin eine Hand auf die Schulter, und Lucy nickte ihr dankbar zu. Dann verließ Dari sie, und Lucy war allein mit den Lichtern der Stadt und Nyasintas Geschenk.
    Eigentlich wollte sie es ohne Fay nicht aufmachen. Es war schließlich ein Moment, der ihnen beiden gehören sollte.
    Lucy zwinkerte die aufkommenden Tränen fort und faltete den Stoff auseinander. Zuerst dachte sie, der Gegenstand müsse sehr klein sein, da der Stoff nichts preisgeben wollte. Dann war sie der Meinung, es wäre gar nichts darin eingewickelt, bis ihr langsam klar wurde, dass das Tuch selbst das Geschenk sein musste.
    Sie entfaltete es, und der Wind erfasste den Stoff und bauschte ihn, sodass er über die Brüstung tanzte.
    Das Tuch war aus schimmernder Seide gewebt, wie Lucy nun feststellte, obwohl es in zusammengerolltem Zustand einen zerschlissenen Eindruck gemacht hatte. Es war so weich und fein, dass man seine Berührung kaum wahrnahm. Wenn es auf der Haut zu liegen kam, war es nicht mehr zu spüren.

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