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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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Bewohner sie mit Sicherheit nicht vor diesen Hünen bewahren.
    Genauso gut hätte Lucy aufgeben können. Wenn sie sich den Kriegern einfach stellte? Wenn sie sich ergab, würden sie ihr etwas antun? Würden sie sie kalt lächelnd töten?
    Die Prinzessin legte Levanda die Hand auf den Hals und trieb sie zu noch größerer Eile an. Der Wald wurde hier lichter. Die Drachenbäume waren größer und machten den Wald schattig. Eine Lichtung nach der anderen tat sich vor ihnen auf und blieb rasend schneller hinter ihnen zurück. Als ein paar Felsen auftauchten und es auf einmal bergauf ging, hatten die Grauen Hexer die Prinzessin eingeholt und eine knochige Hand griff nach Levandas Zügel.
    Lucy schrie auf und riss die Stute herum. Sie prallte gegen die Flanke eines der grauen Pferde und schlug aus. Das getroffene Tier wieherte und brach nach rechts aus. Für einen Moment schaffte Lucy es, in eine Senke hinunterzujagen, aber der Hexer auf der linken Seite vollzog das Manöver mit und erreichte gleich darauf mit der Hand die Zügel der Rappstute.
    Lucy wandte den Kopf und blickte dem Hexer genau ins Gesicht. Die silbrigen Augen wirkten tot, wie die eines Fisches. Lucy schauderte. Auf einmal war ihr kalt. Eiskalt.
    „Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben, Prinzessin“, sprach der Hexer sie an.
    Lucy runzelte entsetzt die Stirn.
    „Ich will Euch keinen Schaden zufügen. Wenn Ihr mir nur folgt, wird Euch nichts geschehen, dann bringe ich Euch zu meinem Herrn.“
    „Ich will aber nicht zu Eurem Herrn!“ Lucy versetzte dem Mann einen Tritt mit ihrem Fuß ans Knie. Da sie noch die Ritterstiefel mit den Sporen trug, musste der Hexer Levandas Zügel loslassen und krümmte sich vor Schmerzen.
    Sie sind also nicht unverwundbar, schoss es Lucy durch den Kopf. Sie können Schmerzen empfinden wie wir auch.
    Die Rappstute jagte einen Hügel hinauf und eine weite Sicht über Eshkash eröffnete sich ihnen. Die dichten Laubwälder ergossen sich nach Osten Richtung Effèlan und bildeten das übliche Blättermeer. Weiter im Norden am Horizont vermochte man die silbrigen Bäume der Wälder von Odoburay zu erkennen. Lucy konnte kaum glauben, dass sie schon so weit von zuhause weg war. Hinter diesen Wäldern, die auch die Silbernen Wälder genannt wurden, lag Shindistan, die Tote Stadt der Lichtfeen. Niemand, den sie kannte, war jemals dort gewesen. Es sollte ein riesiges Labyrinth aus dunklen Türmen und Palästen sein, die mit Brücken untereinander verbunden waren. Tief in die Erde sollten diese Türme hinabreichen. Die ganze Stadt war wie ein tiefer Krater, auf dessen Grund ewige Nacht herrschte. Dort lebten immer noch die Lichtfeen, aber von ihrem Licht war nicht mehr viel geblieben.
    Unterhalb des Hügels, weiter Richtung Osten, mitten im Gewirr aus Drachenbäumen und monströsen Föhren, konnte Lucy nun tatsächlich ein Haus erkennen. Es mochte vielleicht eine halbe Stunde Wegstrecke von ihrem momentanen Standpunkt entfernt sein. Levanda sprang nach unten, und schon schloss sich das Unterholz wieder um sie und ihre Reiterin.
    Die Grauen Hexer fielen ein bisschen zurück. Lucy glaubte aber nicht, dass ihre Pferde erschöpft waren. Als sie einen raschen Blick über die Schulter warf, sah sie ein Glitzern in der Hand eines der Hünen.
    Ein Pfeil! Das ist ein Pfeil! schoss es ihr durch den Kopf.
    Lucy duckte sich über Levandas Hals. Es war kein Feuerpfeil, den der Hexer auf die Prinzessin anlegte.
     
    Es war auch kein gewöhnlicher Pfeil. Er sah aus, wie aus feinstem Glas gemacht und war so dünn wie eine Nadel. Aber der Pfeil bestand nicht aus Glas, sondern aus Kristall.
    „Haltet an!“, befahl der Graue Hexer, der den Bogen gespannt hatte und auf der Hügelkuppe stehen geblieben war, seinen Kameraden. „Ich muss mich konzentrieren.“
    Die Hexer griffen in die Zügel ihrer Pferde und lenkten sie unter einen Drachenbaum, der sie mit seinem weit ausladenden Dach schützte.
    Der Hüne mit dem Bogen hatte ein Auge geschlossen und zielte mit der Pfeilspitze auf den Rücken der Prinzessin. Sie hatte sich bereits an die fünfzig Meter von ihm entfernt, aber noch ließ der Hexer den Pfeil nicht von der Sehne fliegen. Er wartete ... Seine Hände zitterten leicht. Kristallpfeile waren selten. Für jeden Pfeil, der sein Ziel verfehlte, musste ein weißer Greif sterben.
    Der Hexer begann zu zählen: „1 ... 2 ... 3 ...“ Die Sehne des Bogens aus Drachenknochen spannte sich bedrohlich knirschend. „ ... 4 ... 5 ... 6 ...“ Die Prinzessin

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