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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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beugte mich vor, hielt meinen Mund wenige Millimeter von seinem entfernt.
    Sein Kuss war meine Erlösung. Ich spürte das Spiel seiner Muskeln unter seiner Kleidung und drängte mich an ihn. Das, was uns umgab, verschwand in dem Nichts, aus dem wir hervorgetreten waren.
    Mühelos hob er mich hoch und trug mich hinüber in das frische Heu. Es roch nach Sommer und Blumen.
    Ich klammerte mich an ihn, hielt ihn fest. Diese Nacht gehörte nur uns allein. Uns und unserer Liebe.
     

 
    2
     
    D er Morgen graute, als Johannes und ich engumschlungen Gundulas Herberge betraten. Clement saß allein in der Gaststube. Er trank gerade aus einer roten Blechtasse. Vor ihm stand eine Schüssel mit drei Eiern. Ein wenig weiter entfernt lag seine Automatik. Ihr blauschwarzes Metall sah so aus, als sei es vor kurzem gründlich gereinigt und geölt worden. Die Waffe schimmerte tödlich und faszinierend zugleich.
    „Guten Morgen, ihr Ausreißer“, sagte er und hob seinen Becher zum Gruß.
    „Guten Morgen“, erwiderte Johannes.
    Ich setzte mich auf einen der Stühle an den großen Tisch und Johannes nahm neben mir Platz.
    Cecilia kam aus der Küche. Sie trug eine Blechkanne, die einen wunderbaren Duft verströmte. „Habe ich doch richtig gehört“, sagte sie. „Zwei weitere Gäste.“
    Bei Tageslicht konnte ich ihre einzigartig blauen Augen und ihr dichtes dunkelblondes Haar erst so richtig bewundern. Ihr Wesen war freundlich, offen und ehrlich. Man musste sie einfach gern haben. Jedoch spürte ich noch eine andere Energie von ihr ausgehen. Etwas, was mich tief in meinem Inneren beunruhigte.
    „Hm. Kaffee!“, seufzte ich. „Der rettet mir den Tag.“
    „Habt ihr Hunger?“, fragte Cecilia mit schelmischem Grinsen. Scheinbar hatte jeder im Ort mitbekommen, dass Johannes und ich in der Scheune übernachtet hatten.
    „Wenn ich nicht sofort etwas zu essen bekomme, sterbe ich“, bemerkte Johannes und grinste ebenfalls.
    „Wir haben für euch die letzten Eier reserviert und dazu gibt es Brot.“
    „Rühreier?“, fragte ich voller Hoffnung.
    „Wenn ihr wollt.“
    „Dafür würde ich töten“, sagte ich.
    Das Lächeln verschwand aus Cecilias Gesicht. Clement lachte schallend auf.
    Gundulas Tochter ging in der Küche und ich blieb mit den zwei Brüdern zurück. Clement stellte seine Tasse auf den Tisch, nahm eines der Eier, schlug es auf und ließ den Inhalt in einen weiteren Becher gleiten. Die leere Schale legte er sorgfältig  in die Schüssel zurück. Er wiederholte die Prozedur bis sich alle drei Eier in dem Gefäß befanden. Danach griff er sich eine Gabel und verquirlte die zähe Flüssigkeit ausgiebig. Nachdem er auch die benutzte Gabel in die Schüssel mit den Schalen gelegt hatte, nahm er den Becher, setzte ihn an den Mund und trank den gesamten Inhalt auf einen Zug aus.
    „Na, guten Appetit“, sagte ich.
    Clement schenkte mir ein wohlwollendes Lächeln und meinte: „Danke.“
    Cecilia kam zurück und stellte vor Johannes und mich zwei Blechteller ab, auf denen sich jeweils eine bescheidene Menge Rühreier und ein Kanten Brot befanden. Schlagartig vergaß ich Clements skurriles Frühstück, griff mir selbst eine Gabel und begann wie eine Verhungerte, das Essen in mich hineinzustopfen. Dazu trank ich heißen Kaffee, bis ich Cecilias Gesichtsausdruck bemerkte. Ihre Augen hingen regelrecht an jedem meiner Bissen, obwohl sie sich bemühte, es zu kaschieren.
    Ich ließ meine Gabel sinken und legte sie neben meinen Teller, auf dem sich in etwa noch die Hälfte der Eier befand. Laut seufzend tat ich so, als sei ich völlig satt, während ich mich innerlich für mein fehlendes Feingefühl ohne Ende schämte. Inständig hoffte ich, dass mein Magen jetzt nicht knurren würde und bedachte Cecilia mit einem teils verlegenen, teils entschuldigenden Lächeln. „Ist es nicht ungerecht, dass man so schnell satt wird?“, fragte ich sie. „Ich könnte noch stundenlang weiter essen, aber mein Bauch ist voll. …Willst du vielleicht den Rest haben? …Ich meine, nur wenn du magst… ich will nichts umkommen lassen.“
    Zuerst befürchtete ich, dass Cecilia auf mein Schauspiel nicht eingehen, sondern ärgerlich oder gar beleidigt reagieren würde. Aber meine Sorge erwies sich als unbegründet. Denn kaum hatte ich ausgesprochen, nickte sie eifrig, griff sich wortlos eine Gabel, zog meinen Teller zu sich und schaufelte den Rest der Eier in Windeseile in sich hinein.
    Als sie fertig war, lächelte sie mich an und ihre Augen strahlten

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