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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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genau sehen kann! Und hebt eure Hände hoch!“
    Wir gehorchten und der Oberst wandte sich wieder an Johannes. „Was meintest du gerade, bevor wir unterbrochen wurden?“
    Johannes grinste nachsichtig. „Du scheinst wirklich nicht der Hellste zu sein. Aber das macht nichts. Ich wiederhole es noch einmal. Nur für dich: Kein Proviant, kein Verschleppen von Menschen. Ist das klar?“
    Der Ausdruck des Obersts wurde lauernd. Seine Miene verzog sich zu einer abstoßenden Grimasse. Wieder bewegte sich etwas auf seiner rechten Brustseite und der Kopf einer schwarzen Ratte lugte zwischen zwei Goldknöpfen hervor. „Was passiert, wenn ich mir den Proviant und die Kleine mit den blauen Augen trotzdem hole?“
    Johannes schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Das würde ich nicht tun.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ihr dann alle auf dem Friedhof von Snowhill landet.“
    Der Oberst machte eine Bewegung mit der rechten Hand. Die zwei Leute, die ihn flankierten, hoben ihre Waffen, in der Absicht, Johannes zu töten.
    Johannes feuerte mit seinem Revolver durch die Tischplatte. Die erste Kugel traf den Mann rechts vom Oberst.
    Clement, der seine Hände, genau wie ich, immer noch erhoben hatte, langte blitzschnell nach hinten, ergriff die Automatik, die er auf dem Schrank platziert hatte, brachte sie auf Augenhöhe und gelbes Mündungsfeuer stach in den Raum. Ich hatte meinen Revolver inzwischen ebenfalls schussbereit, die Waffe krachte überlaut, meine linke Handkante fegte über den Hahn.
    In Sekundenbruchteilen roch es nach Pulver und Tod.
    Die Rattenmenschen schrien. Sie versuchten, ihre Pistolen in Anschlag zu bringen, wurden getroffen, wie von einem Orkan herumgewirbelt, um grotesk verrenkt zu Boden zu fallen.
    Der Oberst brüllte wie ein Irrer. Dabei warf er sich zur Seite, robbte einige Meter über den Boden, bevor er schließlich aufsprang. Im wilden Zickzack hetzte er zum Fenster, wo er sich mit einem Kopfsprung unter klirrendem Glas und prasselnden Scherben ins Freie rettete.
    Johannes und Clement stürzten mit mir zur Tür.
    Ich stieß einige rauchende Patronenhülsen aus meiner Waffe und lud sie noch im Laufen nach. Draußen hatte Clement mit tödlicher Präzision das Feuer auf die letzten zwei Rattenkerle eröffnet. Sie versuchten zu fliehen, doch sie hatten keine Chance.
    Ein Pferd stürzte im Galopp an uns vorbei. Darauf saß tief gebückt der Oberst. Sein blaues Cape flatterte im Wind. Clement packte seine Automatik mit beiden Händen, atmete aus und zielte genau. Schon krümmte sich sein Finger am Abzug.
    Ich stieß seinen Arm zur Seite, der Schuss ging fehl.
    Der Oberst ritt im halsbrecherischen Tempo die Straße entlang und verschwand hinter einem der letzten Häuser.
    Clement wirbelte herum und richtete seine Waffe auf meine Brust. Sein Gesicht war von wahnsinnigem Zorn und Mordlust verzerrt.
    Johannes schob sich zwischen uns. „Hör auf, Clement!“, sagte er. „Es ist vorbei.“
    Die Waffe in Clements Faust bewegte sich keinen Millimeter zur Seite.
    „Lilith hat richtig gehandelt. Der Oberst kehrt jetzt gedemütigt zu seinen Leuten zurück. Er wird vor Wut schäumen. Er wird alles daran setzen, so schnell wie möglich seine Rache zu bekommen, um sein Gesicht nicht vollends zu verlieren. Und dabei wird er unvorsichtig werden. Nur so haben wir überhaupt eine Chance gegen die Rattenmenschen.“
    Clement atmete keuchend aus, senkte seine Pistole und legte die Sicherung ein. „Sag Lilith, sie soll nie wieder zwischen mich und eines meiner Ziele treten. Nie wieder!“ Abrupt wandte er sich ab und ging zurück in die Herberge. Als wir ihm folgen wollten, krachte von innen ein Schuss und gleich darauf flog der Kadaver einer einzelnen Ratte durch das zerbrochene Fenster.
     

 
    4
     
    D ie Herberge glich einem Hort der Verwüstung. Umgestoßene Stühle, gesplittertes Holz, die Waffen der Rattenmenschen wie wahllos im Raum verstreut, und überall Blut und Leichen der Männer, deren Augen jetzt ausdruckslos und gebrochen aus ihren harten Gesichtern starrten. Draußen hatte es mittlerweile angefangen, zu schneien. Zarte Flocken wurden durch das kaputte Fenster und die offene Tür geweht.
    Gundula, Cecilia und Arne standen in der Nähe des Kücheneingangs und blickten ungläubig auf das Schlachtfeld.
    „Mein Gott“, sagte Gundula leise und wickelte sich fester in ihre Wollstola.
    „Der hat hiermit nichts zu tun“, entgegnete Clement. Er schritt an ihr vorbei zu der Truhe, öffnete sie und nahm sein

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