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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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nur, was sie will.“, stellte Johannes fest, ohne aufzuschauen.
    „Das ist mir klar“, sagte Clement. „Ich wollte aber höflich sein. Ich brauche Lilith wirklich.“
    „Ist das gefährlich, was ihr unternehmt?“, wollte Johannes wissen.
    Clement zuckte vage mit den Schultern. „Nicht mehr und nicht weniger als alles, was wir hier tun.“
    Ich erhob mich aus meinem Stuhl, zupfte mir den Poncho zurecht und legte den Schal enger um meinen Hals. „Brauche ich ein Pferd?“
    Clement nickte.
    Ich ging quer über die Straße in den Stall, um meinen Fuchs zu satteln. Am langen Zügel führte ich ihn nach draußen und schwang mich auf seinen Rücken. Das Tier tänzelte freudig los und schnaubte lustige Atemwolken in die klare Winterluft.
    Clement schloss zu mir auf und schweigend trabten wir aus der kleinen Ortschaft heraus. Durch die matten Fenster der Häuser verfolgten uns zahlreiche Blicke. Die verängstigten Bewohner beobachteten jeden unserer Schritte.
    „Wohin reiten wir?“, fragte ich, als wir das hölzerne Ortschild passierten.
    „Zum Friedhof“, erwiderte Clement.
    „Hast du dort ein Rendezvous?“ In meiner Stimme lag ein Anflug von Sarkasmus.
    „Ich nicht, aber du.“
    Erstaunt blickte ich auf.
    „Ich wollte es nicht vor meinem Bruder sagen, weil ich nicht weiß, ob er eingeweiht ist. Du hast wiederholt Hilfe von außen bekommen, nicht wahr?“
    „Das ist kein Geheimnis“, erwiderte ich.
    „Aber du hast es Johannes noch nicht gesagt.“
    Ich schwieg.
    Clement grinste leicht. „Wie auch immer. Jedenfalls wirst du bald wieder Besuch bekommen.“
    „Und das weißt du woher?“
    Clements Grinsen wurde stärker, fast schon arrogant. „Ich habe so meine Quellen.“
    „Ach“, sagte ich.
    „Und meine Quellen haben mir geflüstert, dass dein Helfer in Kürze erscheinen wird.“
    „Auf dem Friedhof?“, fragte ich ungläubig.
    „Exakt.“
    Von Weitem konnte ich die einzelnen Kreuze erkennen. Wie verloren standen sie im tiefen Schnee. Eine kleine Kapelle erhob sich etwas abseits, aus Feldsteinen errichtet, grau und unscheinbar. Daneben konnte ich einen grob gezimmerten Holzschuppen ausmachen. Das musste das Beinhaus sein, von dem Cecilia gesprochen hatte.
    Gerade noch erhaschte ich einen Blick hinab auf das Tal. Dann verdichteten sich die Wolken und unsere Welt hier oben war von allem abgeschottet.
    „Du bist sicher, dass er kommen wird?“
    Als Antwort stieg Clement von seinem Schimmel, packte ihn am Zügel und führte ihn an den Gräbern vorbei.
    Ich folgte ihm. Wir banden unsere Pferde an eines der Kreuze. Clement zog den Schal um seinen Kopf fester und setzte seinen Hut wieder sorgsam darauf. Ich drückte meinen Poncho enger an mich und lehnte mich an die Flanke meines Fuchses. Dessen Körperwärme tat mir gut.
    Nichts geschah, nichts bewegte sich, nicht einmal der unscheinbarste Vogel kam vorbei, um uns in dieser Einöde etwas Abwechslung zu bringen.
    Am Rande des Gräberfeldes glimmten ein paar verkohlte Hölzer - Überreste eines Feuers. Jemand hatte sich hier vor kurzem aufgehalten.
    „Warst du das?“, erkundigte ich mich.
    „Ja“, antwortete Clement, und auf meinen fragenden Blick fügte er hinzu: „Ich brauchte die Hitze.“
    Wir warteten.
    Der Wind gewann an Heftigkeit, kalt heulte er an uns vorbei, fast wie ein lebendiges Wesen. Die Unruhe, die freudige Erwartung in mir erstarben. Leere ersetzte sie. Die Zeit verlor ihre Bedeutung, driftete ins Nichts, verschwand wie das Leben rings um uns herum.
    Clement hatte sich geirrt. Vielleicht hatte er auch gelogen. Der einsame Reisende, der mir bereits zweimal das Leben gerettet und von Asmodeo erzählt hatte, dieser Mann war vielleicht doch nur ein Traum gewesen. Eine Einbildung meines überreizten Verstandes.
    Er und Asmodeo - ich würde nicht zu ihnen zurückkehren.
    Sie hatten nie existiert.
    Aus der Kapelle ertönte ein Rumpeln - ein Geräusch, wie es ein schwerer wassergefüllter Krug erzeugt, der zu Boden fällt und zerschellt. Ohne jede Vorwarnung wurde die ausgeblichene Eingangstür der Kapelle aufgestoßen. Ein Mann taumelte nach außen, er trug einen schwarzen Anzug, seine Haare waren weiß wie der Schnee.
    Er hustete, wieder und immer wieder, es war mehr ein Würgen. Er hielt sich die Seite, krümmte sich unter Schmerzen zusammen. Leicht vornübergebeugt stöhnte er mehrmals auf, wobei er sich an den Hals griff. In dieser Stellung verharrte er für längere Zeit. Dann normalisierte sich seine Atmung und er richtete sich

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