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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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das sagt der Richtige“, meinte ich. „Und übrigens: das Mädchen tritt dir gleich in den Hintern.“
    „Excusez-moi“, erwiderte Clement mit dem Anflug eines leichten Grinsens, „aber ich bin im Moment nicht in der Lage aufzustehen, damit du… - na du weißt schon.“
    Ich lachte, es klang anfänglich ein wenig schrill, aber es tat mir eindeutig gut.
    „Wie geht es Cecilia?“, fragte ich, nachdem ich wieder etwas zu Atem gekommen war.
    „Wir haben sie als Erste versorgt“, erwiderte Arne. „Wir haben ihre Wunden gesäubert, desinfiziert und bandagiert. Jetzt schläft sie.“
    „Gut“, sagte ich. „Was kann ich tun?“
    Johannes gab mir einen leichten Schubs. „Setz dich zu unserem großen Krieger mit dem weißen Turban und beobachtet, wie Arne und ich hier die ganze Arbeit schmeißen.“
    Reflexartig wollte ich protestieren, aber bei genauerem Überlegen behielt ich meinen Mund lieber zu und ließ mich neben Clement nieder. Ein Ächzen drang aus meiner Kehle, als mein geschundener Körper recht unsanft auf dem harten Boden aufkam.
    „Das ging aber auch schon mal geschmeidiger“, spöttelte Clement.
    Ich langte hinüber und nahm Arne den restlichen Verband aus der Hand. „Du kannst Johannes helfen. Ich kümmere mich unterdessen um Clement.“ Clement hielt geduldig still, während ich arbeitete. Bald war ich fertig.
    „Danke“, sagte ich leise zu ihm.
    Seine Augen blickten mich fragend an. „Wofür?“
    „Dafür, dass du mir Johannes in einem Stück zurückgebracht hast.“
    „De nada“, winkte Clement lächelnd ab, um gleich darauf seinen Mund zu einer Grimasse zu verziehen, als er den Schmerz in seiner Kopfwunde spürte.
    Lange blickte ich Clement ins Gesicht. Die Ähnlichkeit mit Johannes, seinem Bruder, wurde mir immer deutlicher. „Es tut mir wirklich leid“, sagte ich schließlich, „dass ich dich falsch eingeschätzt habe.“
    „Unsinn, Schwägerin“, meinte er, „du hattest jeden Grund, misstrauisch zu sein. …Es hat zwar gedauert, …aber jetzt habe ich dir gezeigt, wie ich wirklich bin.“
    „Ja. Das hast du“, sagte ich. Es tat gut, zu wissen, dass Clement ein Freund war, dem man blind vertrauen konnte. Die Erlebnisse der letzten Stunden hatten uns zusammenwachsen lassen - zu einer richtigen Familie.
    Johannes kam vom Feuer und reichte jedem von uns einen Becher. „Geschmolzener Schnee. Extra heiß. Den Kaffee müsst ihr euch einfach dazu denken.“
    Mit zitternden Fingern ergriff ich die Tasse, spürte den Dampf an meinen Lippen und trank vorsichtig. Es brannte auf meiner Zunge und in meiner Kehle, aber es wärmte.
    Johannes setzte sich zu mir und legte seinen Arm schützend um mich. Er hielt mir ein Stück Trockenfleisch hin. Ich tunkte es in mein heißes Wasser und biss ein Stück von der zähen Masse ab. Mein Mund kaute automatisch.
    Morgen würden wir nach Snowhill zurückkehren. Dort gab es eine Badewanne, richtiges warmes Essen, und ein weiches Bett, bezogen mit frischen Laken, herrlich duftend.
    Morgen würde der Albtraum beendet sein. Morgen begann die Zukunft.
     

 
    11
     
    L ilith schloss einfach die Augen und begann, ruhig zu atmen. Johannes ließ sie sanft nach hinten gleiten, schob den Hut unter ihren Kopf und zog eine Decke über sie. Arne lag dicht neben Cecilia und wärmte sie mit seinem Körper. Beide schliefen tief und fest.
    Johannes erhob sich, um sich ausgiebig zu strecken.
    „Wo willst du hin?“, fragte Clement.
    „Wo soll ich schon hinwollen? Du ruhst dich jetzt aus und ich übernehme die Wache“, erwiderte Johannes.
    „Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“
    Johannes gähnte unverhohlen. „Ich schaffe das schon.“
    „Also, Brüderlein, ich sehe das so: Ich habe noch Schmerzen und mein Kopf brummt. Ich werde die nächsten paar Stunden ohnehin keine Ruhe finden. Die Zeit kann ich auch sinnvoll nutzen und aufpassen. Dann werde ich dich wecken und du übernimmst.“
    Johannes fuhr sich nachdenklich über das Kinn. Dabei erzeugten seine dunklen Bartstoppeln ein leicht kratzendes Geräusch. „Klingt recht vernünftig.“
    Er ging zu Lilith, kroch unter ihre Decke und hob noch einmal kurz den Kopf. „Und du weckst mich auch wirklich auf?“
    Clement grinste. „Versprochen. Aber jetzt halt endlich die Klappe, sonst muss ich dir noch ein Gute-Nacht-Lied singen. Und glaube mir, das wollen wir beide nicht hören.“
    Es dauerte keine fünf Minuten, bis sich das gleichmäßige Atmen von Johannes unter das der anderen Schläfer mischte.

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