Im Abgrund der Ewigkeit
offensichtlich von Elisabeth stammte. Und Marga hätte tausend Eide darauf abgelegt, dass die es nicht freiwillig hergegeben hatte. Dieser dämonische Asmodeo hatte es ohne jeden Zweifel gewaltsam an sich gebracht.
Graf di Borgese - Rauben und Morden, das stellte das wahre Wesen dieser verdorbenen Kreatur dar.
Und Lilith? Hinter ihrem schönen Antlitz verbarg sich eine von Grund auf lasterhafte Person, die offen zugab, mit zwei Kerlen gleichzeitig ins Bett zu steigen. Um ihre schandhaften Ziele zu erreichen, machte sie sich Männer und sogar Dämonen hörig. Und die gingen sogar so weit, sie Engel zu nennen.
Ekel stieg in Marga auf. Dieser verdammten Dämonenbrut mit ihrem Gefolge würde sie über kurz oder lang einen Strich durch die Rechnung machen. Samael würde alle bestrafen, die es gewagt hatten, die heilige Ordnung in Frage zu stellen. Samael war die Königin der Finsternis - und sie, Marga, ihre wichtige, geradezu unverzichtbare Verbündete.
Schritte kamen auf sie zu, Bärbel bog um die Ecke. Marga zauberte ein liebevolles Lächeln auf ihre Lippen und hielt ihr einladend eine Camel entgegen.
„Ein Wunder!“, sagte Bärbel und ihre Wangen glühten aufgeregt. „Frau Dr. Naumann hat es gerade geschafft, Lilith für mehrere Minuten ins Bewusstsein zurückzuholen.“
„Ein wahnsinniger Erfolg“, stimmte ihr Marga zu. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten.“
Teil IV – Ende und Anfang
Kapitel 12
– Lilith und Johannes
1
D ie Farben flossen ineinander. Sie verdichteten sich, bis aus ihnen stabile, verlässliche Strukturen entstanden. Der Stall, die Tiere, der Geruch von Heu.
Ich ballte die Hände zu Fäusten, wieder und wieder, bis ich fühlte, dass ich meine Kraft zurückerlangte und mein Körper mir gehorchte.
Snowhill, das Fegefeuer, die Zwischenwelt, stellten nur einen Traum dar – oder eine andere Realität. Hier konnte man leben, leiden und auch sterben. Aber Johannes und ich, wir mussten diese Dimension so schnell es ging verlassen. Wir wurden anderswo dringend gebraucht. Zusammen mit Asmodeo hatten wir eine Aufgabe zu erfüllen.
Asmodeo – ich schloss die Augen, fuhr langsam mit der Hand über meine Wange, an der Stelle, an der mich seine Fingerspitzen berührt hatten. Er hatte die ganze Zeit über mich gewacht, jeden meiner Schritte beobachtet und alles dafür getan, um mir und Johannes die Flucht aus der Vorhölle zu ermöglichen.
Während die Gedanken und Gefühle kreuz und quer durch meinen Kopf schossen, hatte ich geistesabwesend die Pferde im Stall betrachtet und plötzlich wurde mir bewusst, dass zwei Tiere, die ich vorhin selbst versorgt und gefüttert hatte, fehlten: Clements Schimmel und der Schecke, den Johannes ritt.
Instinktiv langte ich an meinen Hals. Meine Finger griffen ins Leere. Das Medaillon war verschwunden.
Der Schock ließ mich wanken, ich taumelte nach vorne und musste mich an einer der Boxenwände abstützen. Fieberhaft dachte ich nach, wann ich es zum letzten Mal gehabt hatte. Die Bilder der vergangenen Tage jagten vor meinem inneren Auge vorbei. Unsere Rast an der Feuerstelle in der vergangenen Nacht, auf dem Rückweg von dem zerstörten Rattennest, kurz bevor ich eingeschlafen war: Ich hatte mich vergewissert, dass sich das Medaillon an seinem gewohnten Platz befand. Jetzt fehlte es.
Es gab nur eine Erklärung: Clement! - Er hatte es mir abgenommen, es gestohlen, während ich schlief. Er glaubte mittlerweile zu wissen, welche Bedeutung, welche Macht das Schmuckstück besaß!
Ich rannte aus dem Stall über die Straße, sprang die Veranda empor, riss die schwere Holztür auf und stürzte in Gundulas Herberge. Cecilia saß in mehrere Decken gehüllt vor dem Feuer. Sie hatte ihre Beine hochgelegt und trank aus einem Becher. Gundula stand daneben, eine Hand ruhte auf der Schulter ihrer Tochter. Arne hatte es sich auf dem Steinsims neben dem Feuer gemütlich gemacht. Er schnitzte mit seinem Taschenmesser an einem Stück Holz.
Ich verharrte, holte tief Luft, als sich die Nebentür öffnete und die alte Hilde zu uns hereinkam. Ich hätte sie beinahe nicht erkannt. Ihre Haare waren gekämmt, sie schien gewaschen und hatte sich frische Kleidung angezogen. In ihren Armen trug sie eine zusammengelegte Decke. Sie lächelte, als sie mich sah. In ihrem Gesicht stand Erleichterung geschrieben.
„Wo bist du gewesen, Lilith?“, begrüßte mich Gundula.
„Ich?“ Verständnislos blickte ich in die fragenden Gesichter, die sich mir
Weitere Kostenlose Bücher