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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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zuwandten.
    „Du wolltest die Pferde versorgen und als du nicht zu uns herüberkamst, hat Johannes nach dir im Stall gesucht. Aber du warst verschwunden.“
    Eine tödliche Furcht schnürte mir die Kehle zu. Ich zwang mich, ruhig zu atmen und erwiderte: „Drüben fehlen zwei Pferde.“
    „Natürlich“, sagte Arne. „Johannes fand keine Ruhe. Er ist vor wenigen Minuten los, um nach dir zu suchen.“
    „Alleine?“, fragte ich.
    Arne schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wollte auch mit. Aber sie haben mich hier gelassen, damit ich das Dorf bewache.“
    „Wer sie ?“, fragte ich und hätte Arne am liebsten geschüttelt, weil ich ihm alles einzeln aus der Nase ziehen musste.
    „Clement und Johannes. Sie sind zusammen fort.“
    Mein Herz begann zu rasen. „Hast du eine Ahnung, wohin sie geritten sind?“
    „Clement sagte etwas vom Friedhof. Aber mach dir keine Gedanken, wenn sie dich dort nicht finden, werden sie…“
    Ich wartete nicht ab, bis Arne seinen Satz beendet hatte. Die Tür der Herberge schlug schwer hinter mir zu. Ich rannte hinüber zum Stall, legte meinem Fuchs in aller Eile eine Trense an und schwang mich ohne Sattel auf dessen Rücken. Unbarmherzig stieß ich ihm meine Fersen in die Seiten und duckte mich tief über seinen Hals. Wir preschten aus der Stadt. Das Pferd hatte durch die kurze Pause etwas Energie gesammelt und schoss wie ein Blitz dahin.
    Ich musste zum Friedhof. Clement war ein skrupelloser Killer. Er hatte geplant, Franz, seinen eigenen Onkel, zu töten, als dieser mit mir das letzte Mal Kontakt aufnehmen wollte. Davor, in der Realität, hatte er seinen Vater und Johannes ermorden wollen. Er würde es erneut probieren. Und diesmal würde es ihm gelingen, wenn ich ihm nicht zuvor kam. Er hatte mein Medaillon in seinen Besitz gebracht, in der Überzeugung, dessen Einzigartigkeit zu kennen. Er hielt die Spieluhr für den Schlüssel und meinte, somit freie Hand zu haben. Er konnte nicht wissen, dass ihm das Medaillon allein nichts nutzte. Für ihn gab es keinen Grund mehr, seinen Bruder am Leben zu lassen. Er würde zuerst Johannes töten, anschließend mich und dann mit dem Medaillon in der Hand versuchen, das Tor zur öffnen - das Tor, das die Hölle von der Menschenwelt trennte.
     

2
     
    A ls ich in Sicht der kleinen Kapelle kam, zügelte ich meinen Fuchs und sprang ab. Ich ließ das Pferd einfach stehen und ging weiter – vorsichtig, darauf bedacht, mich lautlos zu bewegen. Hinter einer hohen Schneewehe duckte ich mich und blickte hinüber zu der weißen Ebene des Friedhofs.
    In der Nähe einer ehemaligen Feuerstelle, schon lange erloschen und halb verschneit, kniete ein Mann mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Eine große Gestalt stand vor ihm. Leicht nach vorne gebeugt, schien sie mit dem Gefangenen zu sprechen, bevor sie ohne jegliche Vorwarnung zutrat. Ein unterdrückter Schrei drang bis zu mir, darauf folgte Gelächter.
    Wieder und wieder trat Clement auf Johannes ein. Dabei lachte er schallend. Sein Johlen zerriss die winterliche Ruhe.
    Ich verließ meine Deckung, zog die Waffe und versuchte, Clement anzuvisieren. Doch jedes Mal, wenn ich meinte, ein freies Schussfeld zu haben, bewegte er sich. Entweder wurde er von einem der Holzkreuze verdeckt, oder aber er packte gerade den geschundenen Körper von Johannes, wirbelte ihn herum, in der Absicht, ihn erneut zu schlagen. Ich konnte mich nicht überwinden, den Abzug zu drücken, zu sehr fürchtete ich, Johannes zu treffen.
    Ich war näher herangekommen, mich trennten noch maximal zwanzig Schritte von den beiden, als mir ein Glitzern an einem der Grabsteine auffiel. Ich sah genauer hin. Mein Medaillon lag dort. Ohne nachzudenken ergriff ich es, hob es hoch und betätigte den Mechanismus.
    Anfänglich überdeckte Clements Lachen die Töne der Spieluhr. Dann, plötzlich, stockte Clement in seinem Tun. Mit einem katzenhaften Sprung brachte er sich hinter Johannes in Sicherheit, griff in dessen schwarzes Haar und drückte die Mündung seiner Automatik an die Schläfe seines Bruders. „Oh, meine liebe Lilith, meine teure Schwägerin, da bist du ja endlich!“
    Ich klappte mein Medaillon zu, steckte den Revolver in das Holster zurück. „Lass ihn in Ruhe“, sagte ich.
    „Wenn ich das so betrachte, und ich sehe das richtig, kannst du mir hier gar keine Befehle erteilen.“
    Ich ließ das Medaillon an meiner Hand etwas hin und her pendeln. „Und wenn du ihn totschlägst, er wird dir nicht sagen, wie man das Tor

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