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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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kochen wir ihre Seele ab. Jetzt, da die Anlage in Frankfurt abgebrannt ist, müssen wir uns um die Rohstoffe für die Herstellung unseres Elixiers zumindest für eine Übergangszeit wieder selbst kümmern.“
    Elisabeth zeigte erneut ein leichtes Schwanken, während sie sich mit der Hand durch ihr prachtvolles Haar fuhr.
    „Vielleicht war die Aufregung doch zu viel für dich“, bemerkte Cunningham fürsorglich.
    „Ach nein! Die Kopfschmerzen sind weg. Das gerade war nur ein leichter Schwindel – er ist aber schon wieder vorbei. …Hol uns doch zur Feier des Tages eine Flasche Champagner. Der wird uns beiden gut tun und meinen Blutdruck regulieren.“ Elisabeth streckte wortlos ihre Hand aus.
    Cunningham begriff nicht sofort und sah sie fragend an.
    „Das sumerische Pergament“, sagte sie. „Während du weg bist, kann ich es studieren.“
    „Soll ich es dir nachher nicht vorlesen?“, bot sich Cunningham an.
    Elisabeth lächelte. „Mein lieber Charles. Dein Sumerisch ist eine Zumutung. Das wissen wir beide. Und außerdem plane ich für nachher andere Aktivitäten.“
    Cunningham legte das Schriftstück in ihre Hand. Seine Augen glänzten vor Wollust und Begierde. „Ich werde gleich zurück sein.“
    „Ich weiß, mein bester Charles“, sagte sie. Sie ergriff das Pergament, knipste einen indirekten Deckenstrahler an und begann, es auszurollen.
    Dienstbeflissen wandte sich Cunningham ab, um durch mehrere Gänge bis in die Küche zu eilen. Dort öffnete er den deckenhohen Weinschrank und entnahm eine perfekt gekühlte Flasche Veuve Clicquot Brut, die er fachmännisch öffnete und in einen Sektkühler mit reichlich Eis platzierte. Aus einer Vitrine holte er sich zwei kristallene Sektgläser, stellte alles auf ein Tablett und machte sich pfeifend auf den Rückweg.
    Er hatte erst wenige Schritte zurückgelegt, als er ein dumpfes Pochen hörte. Es wiederholte sich in unregelmäßigen Abständen. Jemand schlug hart gegen eine Wand. Cunningham stoppte. Außer ihm und Elisabeth befand sich niemand im Haus. Die Wachmannschaft hielt sich im Nebengebäude auf oder drehte im Gelände ihre Runden.
    Zögerlich ging Cunningham weiter und horchte dabei angestrengt. Diesmal zerriss ein hoher Schrei die Stille.
    Elisabeth schrie.
    Sie brüllte wie eine Wahnsinnige.
    Cunningham ließ das Tablett achtlos fallen, es krachte scheppernd auf den Boden. Champagner spritzte über die seidenen Tapeten. Cunningham kümmerte sich nicht darum, sondern hetzte den Gang hinunter und riss die Tür zu Elisabeths Zimmer auf.
    Die Dämonin stand vor ihrem Bett. Blut sickerte aus den Wunden, die sich wieder geöffnet hatten, rann dunkel über ihr verzerrtes Gesicht. In dem Raum herrschte das absolute Chaos. Elisabeth hatte die Bilder von den Wänden gerissen, die Kommode umgeschmissen, das Bett war zerwühlt. In ihrer Hand hielt sie das zerknüllte Pergament, welches ihr Marga mitgebracht hatte.
    „Charles!“, kreischte sie. „Hier steht es! Alles ist hier aufgeschrieben. Diese Lilith, diese verfluchte Hure, sie ist überhaupt keine Dämonin. Jahrhundertelang hat sie mich getäuscht! Sie ist … sie ist … ein stinkendes Himmelsaas! Sie ist…sie ist ein Engel!“
    Elisabeth verlor kurz das Gleichgewicht, richtete sich aber wie elektrisiert wieder auf. „Es war ein abgekartetes Spiel! Diese Pfaffen, diese perversen Mönche, haben mich an der Nase herumgeführt! Mit Liliths Hilfe haben sie es immer wieder geschafft, mich aufzuhalten. Sie haben mich um meine rechtmäßige Herrschaft betrogen!“ Elisabeth schnappte mehrmals nach Luft.
    Cunningham stürzte zu ihr und wollte sie stützen, doch sie stieß ihn achtlos beiseite. „Und weißt du was?“, schrie sie mit sich überschlagender Stimme, „Diese dreckige alte Hexe Marga, ich hätte sie schon vor Jahren zerquetschen und auskochen sollen! Diese Idiotin hat überhaupt nichts verstanden! Das Medaillon an sich ist absolut wertlos!“
    Elisabeth schwankte stärker. Sie drohte zu fallen. Diesmal wies sie Cunningham nicht zurück. Es gelang ihm, seine Arme um sie zu legen und sie aufzufangen, bevor sie stürzte.
    „Lilith“, flüsterte sie mit schwerer Zunge. „Sie ist diejenige! Sie vermag es, die Tore zu öffnen!“
    Ein Zucken durchlief sie. Mit letzter Kraft legte sie die Hand in Cunninghams Nacken, um ihn näher zu sich zu ziehen. Ihre Finger bohrten sich schmerzhaft in sein Fleisch. „Charles, du weißt es! Lilith ist schuld am Tod meines einzigen Kindes, das ich in dieser Welt hatte!

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