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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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Händen packte ich die Tasche und stolperte nach vorne. Ich wusste nicht wohin, ich wollte nur weg vom Zug.
    Wieder krachten Schüsse. Etwas pfiff an mir vorbei.
    Ich begann zu rennen.

2
     
    W ie ein gejagtes Tier hetzte ich voran. Ich nahm keine Notiz von meiner Umgebung, ich achtete nicht darauf, wer mich verfolgte. Das einzige, was mich vorwärts trieb, war meine Angst. Wieder und wieder ertönten Schüsse. Sand und Felsen explodierten in beißenden Fontänen, als die Kugeln einschlugen.
    Vorbei an wenigen dürren Sträuchern hastete ich eine Anhöhe empor. Auf deren Scheitel blieb ich stehen. Vor mir erstreckte sich eine nicht enden wollende Ebene, die sich am Horizont verlor. Schlackig brauner Sand, von der Sonne zu Stein gebacken und mit unzähligen Furchen versehen, wartete auf mich.
    Ein weiteres Projektil jaulte an mir vorbei. Ich strauchelte, rutschte aus und rollte in immer schneller werdendem Tempo die Böschung auf der anderen Seite herunter.
    Mehrmals prallte ich schmerzhaft gegen den Boden und blieb schließlich halb benommen am Fuß des Hügels liegen.
    Schwer atmend richtete ich mich auf und starrte voller Panik nach oben. Meine Verfolger waren noch nicht auszumachen.
    Die schwarze Reisetasche lag mehrere Meter entfernt. Ich schleppte mich zu ihr, hob sie auf, stöhnend vor Schmerzen. Wieder setzte ich mich in Bewegung. Ich trieb mich voran, um den Uniformierten und ihren tödlichen Waffen zu entkommen. Mein Herzschlag trommelte wie rasend in meinen Ohren.
    Ich wollte nur weg. Nichts wie weg.
    Ich hatte vergessen, richtig zu atmen. Stoßweise sog ich die Luft ein. Meine Lungen brannten wie Feuer.
    Nach geraumer Zeit wagte ich einen Blick über die Schulter. Der kleine Hügel, von dem ich herabgestürzt war, befand sich in einer Entfernung von mehreren hundert Metern. Unbarmherzig stach die Sonne auf mich herab. Soweit mein Auge reichte, konnte ich kein Zeichen von Leben erkennen. Auch meine Verfolger blieben verschwunden.
    Ich verfiel in einen leichten Trott. Der schwarze Koffer hing an meinem rechten Arm und schlug mir bei jedem Schritt gegen die Beine. Die Kleidung klebte schweißnass an meiner Haut.
    Irgendwann war ich am Ende meiner Kräfte. Ich blieb stehen, taumelte und brach einfach zusammen. Blicklos stierte ich vor mich hin. Schweiß rann mir über die Stirn. Die vertrocknete Erde, auf der ich lag, roch heiß und abgestorben.
    Wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt stand der Lederkoffer. Überdeutlich traten seine weißen Nähte hervor. Ich sah jeden einzelnen Einstich, den die Nadel hinterlassen hatte und seinen Verschluss – groß, kreisrund und abgegriffen.
    Schon lange hatte ich keine Schüsse mehr gehört. Außer meinem rasselnden Atem vernahm ich kein Geräusch. Manchmal hatte ich den Eindruck, als würde ein Windhauch über die sonnendurchglühte Ebene streichen. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
    Ich zwang mich dazu, die Hände zu Fäusten zu ballen und unter meinen Körper zu ziehen, um mich in eine halb sitzende Position zu stemmen.
    Nachdem die Umgebung aufgehört hatte, sich um mich zu drehen, konnte mein Blick bis tief in die flirrende Hitze dringen, die um mich herum tobte.
    Und mit einem Schlag kam die Erkenntnis.
    Die Uniformierten hatten die Jagd nach mir eingestellt.
    Sie mussten mich nicht mehr töten, weil ich in dieser Wüste ohnehin dazu verdammt war, zu sterben.

3
     
    D em Wachmann war es eindeutig zu heiß. Bereits mehr als zwei Stunden wartete er auf die Hilfe, die kommen sollte, um die Zugpassagiere abzuholen. Aber nichts geschah. Er zog seine Kappe vom Kopf und wischte sich zum wiederholten Male mit einem inzwischen fleckigen Taschentuch den Schweiß von Stirn, Gesicht und Nacken.
    Angewidert setzte er seine Schirmmütze auf. Er stank wie ein Schwein, dabei sollte er doch als Chef des Bewachungsteams gewisse Privilegien besitzen. Aber in diesem speziellen Fall verhielt es sich anders. Gerade weil er der Boss war, hatte er hier oben auszuharren und zu warten.
    Verdammte Scheiße .
    Seine Position auf der Anhöhe bot ihm einen phänomenalen Blick in die Wüste, die sich von der Bahnlinie in westlicher Richtung erstreckte. Von Lilith Stolzen keine Spur. Die unwirtliche Ebene hatte sie für immer verschluckt.
    Er drehte sich ab und spähte stattdessen angestrengt in Richtung des Grünstreifens, den der Zug heute Morgen passiert hatte. Seitdem hatte sich viel ereignet.
    Er setzte das Fernglas an die Augen, spähte angestrengt hindurch, nur,

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