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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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erzählte, hatte er den Badeschaum von einer edlen aber verarmten Dame als Bezahlung erhalten, die in seiner Kantina gerastet hatte.
    Anfangs hatte ich gegen all diese Mühen und den fürchterlichen Aufwand protestiert. Aber Manuel hatte nicht nachgegeben und schließlich hatte ich mich überzeugen lassen. Zugegebenermaßen war das dem Kantinabesitzer nicht sonderlich schwer gefallen. Insgeheim lechzte ich richtiggehend nach einem warmen Bad.
    Ich schrubbte mich sorgfältig ab, wusch meine Haare, und weil es so schön war, gab ich noch eine zusätzliche Prise von dem Badesalz in das Wasser. Ich war rundum zufrieden. Die Anstrengungen der vergangenen Zeit, die Aufregungen des Tages, hatten an meinen Nerven gezehrt, doch die angenehme Wärme verdrängte alles Negative völlig mühelos. Langsam wurde ich schläfrig.
    Mein Kopf sackte nach vorne, ein durchdringendes Piepsen erklang und ich glaubte, weit weg Stimmen zu hören.
    Irgendwann wachte ich wieder auf. Das Wasser war inzwischen kalt und mir fröstelte ein wenig. Entschlossen stemmte ich mich hoch, stieg aus der Wanne und begann, mich mit einem bereitgelegten Tuch abzutrocknen. Dann wickelte ich mich darin ein, nahm meine Kleidung, wusch sie kurzerhand in der Wanne durch und hängte sie anschließend an einer Leine auf, die quer durch das Zimmer gespannt war und aller Wahrscheinlichkeit nach genau diesem Zweck diente. Wenn ich Glück hatte, würde meine Wäsche bis morgen früh trocken sein.
    Jemand klopfte von außen. Ich erkundigte mich nicht, wer mein Besuch war. Stattdessen schob ich den schweren Riegel ohne zu zögern zurück und öffnete die Tür.
    Johannes stand davor. In seinem schwarzen Anzug wirkte er hinreißend wie immer. Allerdings fiel mir auf, dass in seinem Hosenbund jetzt ein Revolver steckte. Offensichtlich hatte er ihn einem der toten Banditen abgenommen.
    „Störe ich?“, fragte er.
    „Nein“, sagte ich. „Ich bin froh, dass du kommst.“
    Er trat in das Zimmer und ich verriegelte den Eingang hinter ihm.
    Prüfend glitt sein Blick über den Raum. „Wie war dein Bad?“
    „Gigantisch. Ich rieche jetzt zwar wie jemand, der in einen großen Rosenbusch gefallen ist, aber das war es mir wert.“
    Johannes versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht ganz. Er zog den einzigen klapprigen Stuhl zu sich heran, um rittlings darauf Platz zu nehmen. Seinen Revolver legte er auf dem Nachttisch ab und stierte an mir vorbei an die Wand.
    Ich setzte mich aufs Bett und wartete.
    „Was hältst du von Clement?“, fragte er nach einer Weile.
    Ich packte eine meiner Locken und inspizierte, ob sich daran mittlerweile vielleicht Spliss gebildet hatte. Schließlich zuckte ich mit den Schultern. „Er hat uns heute geholfen.“
    „Ja. Er hat die Kerle fertig gemacht, die draußen auf die anderen gewartet haben. Aber…“, er brachte seinen Satz nicht zu Ende.
    „Das überzeugt dich nicht, oder?“
    Johannes schüttelte langsam den Kopf. „Es kann tausend Gründe dafür geben, dass er das getan hat. Nein, ich bin mir nicht sicher, was ihn betrifft.“
    „Aber er ist doch dein Bruder“, entgegnete ich.
    „Behauptet er.“
    „Kannst du dich denn nicht an ihn erinnern? Nicht einmal ein kleines bisschen?“
    Johannes erhob sich, ging ein paar Schritte auf und ab, bevor er sich wieder zu mir drehte. „Wenn ich ihn ansehe, kommt er mir bekannt vor. Aber ich empfinde nichts für ihn. Für einen Bruder müsste man doch etwas wie Zuneigung empfinden. Oder nicht?“
    „Ich denke schon“, setzte ich an.
    „Wenn er ein Gefühl in mir wachruft, dann ist es eher Angst. …Nein, das ist nicht das richtige Wort. Sobald ich in seiner Nähe bin, schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken.“
    Ich seufzte leicht und versuchte zu lächeln. „Dann sind wir schon zwei.“
    „Dich kennt er auch von früher.“
    „Das war seine Aussage.“
    Johannes blickte mich nachdenklich an. „Und du, du hast doch mehr Erinnerungen aus der Vergangenheit, als ich. Ist es dir nicht möglich, ihn irgendwie einzuordnen?“
    „Da ist nichts. Es ist möglich, dass ich ihm bereits einmal begegnet bin. Aber wie gesagt, das Einzige, was er in mir hervorruft, ist eine dringende Warnung meines Unterbewusstseins, ihm keinesfalls zu trauen.“
    „Vielleicht tun wir ihm auch Unrecht“, warf Johannes ein. „In unserer gegenwärtigen Lage können wir es uns nicht leisten, jemanden, der uns helfen will, mit unserem Misstrauen vor den Kopf zu stoßen.“
    „Du hast recht“, stimmte ich ihm

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