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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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für jeden von uns und bereitete auch für sich und seinen Vater jeweils ein Gedeck vor. Manuel holte noch frisches Brot und ein gewaltiges Messer aus der Küche. Carlitos goss jedem von uns ein Glas Wein ein, er selbst trank Wasser.
    Mit einer Schöpfkelle füllte Manuel unsere Teller voll. Und dann gab es für mich kein Halten mehr. Der Reis schmeckte himmlisch, das Brot frisch und der Wein rundete den einzigartigen Genuss ab. Für lange Zeit sprach niemand ein Wort.
    „Du bist uns noch eine Antwort schuldig geblieben“ Die Stimme von Johannes durchbrach die Stille.
    Clement kaute langsam und bedächtig zu Ende, bevor er seine Gabel auf den leeren Teller zurücklegte. „Was willst du wissen?“
    „Du tauchst plötzlich auf. Weder Lilith noch ich können uns an dich erinnern.“
    „Aber ich komme euch bekannt vor, nicht wahr?“
    Fast widerstrebend nickte Johannes.
    „Siehst du. Hier in dieser Gegend passiert das vielen Leuten. Das hat mit der Wüste zu tun, oder der Sonne, oder vielleicht sogar mit dem Wasser, in den wenigen Oasen. Die Menschen verlieren ihre Vergangenheit. Ist das nicht die Wahrheit, Manuel?“
    Der Kantinabesitzer war ebenfalls mit dem Essen fertig. Gerade wischte er seinen Teller mit einem Kanten Brot sauber. „Der Señor hat Recht. Niemand hier weiß, was früher geschehen ist. Auch ich und mein Carlitos können uns nur an Bruchstücke erinnern. Aber wir sind Vater und Sohn, und wir lieben uns. Und das ist das Wichtigste.“
    „Ja, die Liebe“, sagte Clement. „Das ist fast alles, was hier bleibt.“
    „ Fast alles?“, hakte ich nach.
    „Liebe und Hass, wenn du es genau wissen willst“, ergänzte Clement.
    „Und was treibt dich voran?“, erkundigte sich Johannes.
    „Meine Pflicht ist, euch zu beschützen. Damit ihr euer Ziel auch wirklich erreicht – wohin immer es euch auch zieht.“
    Johannes schwieg, senkte seinen Blick auf die Tischplatte und als er seine Augen wieder hob, wirkte er entschlossen. „In Ordnung. Lilith und ich, wir sind unterwegs nach Snowhill.“
    „Snowhill?“, erkundigte sich Clement. „Das liegt doch hoch oben in den Bergen.“
    „Mag sein“, erwiderte Johannes.
    „Abgemacht“, sagte Clement. „Die Gegend dort soll das halbe Jahr über zugeschneit sein. Wir werden Decken und warme Kleidung brauchen.“
    „Wie es der Zufall will“, schaltete sich Manuel in die Unterhaltung ein, „habe ich dicke Ponchos und Lederhandschuhe hier, die ich günstig verkaufen kann. Ebenso auch Decken und Schals aus reiner Wolle.“
    „Was für ein Zufall“, pflichtete ich ihm bei und musste lächeln. „Aber willst du und dein Sohn uns nicht begleiten? Hier scheint es mir nicht sonderlich sicher zu sein- besonders für deinen Jungen.“
    „Normalerweise lassen uns die Rattenmenschen in Ruhe. Und wir führen hier ein beschauliches angenehmes Leben.“
    „Dann kommt ihr nicht mit?“
    Manuel schüttelte mit Bestimmtheit den Kopf. „Nein, noch ist es für uns nicht soweit. Aber wenn die Zeit gekommen ist, werden wir es wissen. Dann werden wir uns auf den Weg machen und hoch hinauf in die Berge ziehen. Ganz so, wie es mein Vorgänger auch getan hat.“
    „Dann ist ja alles besprochen“, stellte Clement fest. „Wir ruhen uns heute aus und machen uns morgen in aller Frühe auf den Weg.“
    Ich langte nach meinem Revolver. Clement beobachtete aufmerksam jede meiner Bewegungen. Ich packte den Griff, zog die Waffe über das Holz zu mir her und steckte sie entschieden in mein Holster zurück. Clements Gesicht entspannte sich.
    „Übrigens“, sagte ich, „habe ich noch eine Frage an dich, Clement.“
    Clement nickte.
    „Wer hat dich beauftragt?“
    Clement blieb still.
    „Kommst du von Asmodeo?“
    Diesmal gab es eine Veränderung in seinen Augen. Ich konnte beobachten, wie sich seine Pupillen erweiterten, die Kälte aus seinem Blick wich und einem schwelenden Feuer Platz machte.
    „Das könnte man wirklich so ausdrücken. Asmodeo hat mich hierher geschickt“, sagte er.
     

 
    2
     
    D er Schaum roch nach Rosen. Ein wenig zu penetrant für meinen Geschmack, aber ich konnte es mir nicht erlauben, wählerisch zu sein. Manuel hatte mir die große Sitzbadewanne aus Zink in mein Zimmer geschleppt, Wasser auf seinem Herd erhitzt und es zusammen mit Carlitos geschafft, das große Wannen-Ungetüm innerhalb fast einer Stunde zu befüllen. Dann hatte er den Badezusatz hineingeschüttet, den er seit Jahren für einen ganz besonderen Anlass aufgehoben hatte. Wie er mir

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