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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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deutete auf die Rippen. „Eindeutig Nagespuren, verursacht durch kleine scharfe Zähne.“
    Mit einem Mal wurde mir schlecht. Ich würgte, aber ich hatte nichts im Bauch, und so krümmte ich mich lediglich zusammen, während ich fühlte, wie mein Magen versuchte, die Bilder loszuwerden, die sich in meinem Kopf geformt hatten.
    Johannes legte den Arm um mich und drückte mich an sich. Ich kämpfte weiter mit der Übelkeit, holte bewusst tief Atem und wischte das Wasser weg, das in meine Augen geschossen war.
    „Hier können wir nicht bleiben“, stellte Johannes fest.
    „Nein“, stimmte ihm Clement zu. „Hier sitzen wir auf dem Präsentierteller. Und wer weiß, vielleicht kommen unsere Freunde zurück, in der Absicht, ihre Party von einst mit uns zu wiederholen.“
    Wir gingen zurück zu unseren Pferden und schwangen uns in die Sättel. Die erschöpften Tiere reagierten mürrisch. Sie wollten nicht mehr weiter. Aber wir trieben sie mit unseren Hacken an, überquerten die Lichtung des Todes, und bald kämpften wir uns wieder stumm und verbissen vorwärts, den Abhang hinauf.
    Sobald wir die schützenden Bäume verlassen hatten, kehrte der Sturm mit seinem unbarmherzigen Hauch der Kälte zurück, umfasste und blendete uns. Wir bewegten uns wie durch ein erfrorenes Nichts. Mein Schock verwandelte sich in Angst, aber der Wind rüttelte auch an diesem Gefühl, schlug gnadenlos darauf ein und schließlich zerbrach es in stumpfe Gleichgültigkeit.
    Ich weiß nicht, wie lange wir wieder unterwegs waren, aber als ich aufsah, bemerkte ich, dass der Schneefall nachgelassen hatte. Der Boden war ringsum mit einer dicken weißen Schicht bedeckt, die Äste der wenigen Bäume bogen sich durch ihre Last tief nach unten. Die Wolken über uns wurden spärlicher, es drang ein wenig Licht hindurch und mir fiel auf, dass die Schatten, die wir warfen, zunehmend länger wurden. Bald würde die Nacht hereinbrechen.
    Johannes zügelte sein Pferd. Ich ritt neben ihn und hielt ebenfalls an. Auch Clement schloss zu uns auf. „Was ist los?“, sagte er und blickte fragend zu Johannes. Der wies mit ausgestrecktem Arm auf die steile Anhöhe vor uns. „Spuren.“
    Clement kniff seine Augen zusammen und nickte dann leicht. „Ich würde sagen, Hasen.“
    Wie auf ein Stichwort erschien ein großes braunes Tier mit fliegenden Ohren in unserem Blickfeld. Ich sah, wie die Hand von Clement blitzschnell unter seinem Poncho nach der Automatik griff. Aber bevor er die Waffe erreichen konnte, krachte neben mir ein Schuss. Als ich mich zu Johannes umwandte, hatte dieser den Revolver in der Hand, den er dem Banditen in der Kantina abgenommen hatte. Aus der Mündung der Waffe drang ein kleiner Rauchfaden.
    „Wow“, sagte ich.
    „Das ist doch nicht möglich“, meldete sich Clement spöttisch, aber in seiner Stimme klang doch auch eine Art Bewunderung mit. „Mein kleiner Bruder schießt schneller, als ich ziehen kann. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, Johannes.“
    „Wie gut, dass ihr keine Feinde seid“ scherzte ich und sah von Johannes zu Clement. Johannes wirkte entspannt, aber Clement erinnerte mich an ein Raubtier, dem man die Beute weggenommen hatte.
    Ich schwang mich von meinem Fuchs. „Allerdings wird von dem Hasen nicht mehr viel übrig sein, wenn Johannes ihn mit einer Waffe dieses Kalibers erschossen hat. Da können wir froh sein, wenn wir noch einen Fetzen Fell finden“, versuchte ich, die Situation ins Lustige zu ziehen.
    Der tote Hase war nicht schwer auszumachen. Ich packte ihn an seinen Hinterläufen, hob ihn hoch und drehte ihn in Richtung der Männer. „Sauberer Schuss, lediglich der Kopf fehlt!“, rief ich. „Das gibt einen wahren Festtagsbraten heute Abend.“
    Johannes grinste, aber auf dem Gesicht von Clement zeigte sich keine Regung.
    Ich warf den Hasen quer über den Sattel und wir zogen weiter.
    Die Dämmerung setzte ein. Unsere Schatten verloren sich im Grau. Wir ritten langsamer, angestrengt spähten wir nach einer Möglichkeit für ein Nachtlager. Schließlich erkannten wir eine gähnende Lücke in der rechten seitlichen Felswand. Wie auf ein geheimes Kommando steuerten wir darauf zu.
    Das Loch entpuppte sich als geräumige Nische, eine Art Höhle. Wir stiegen ab und führten die Pferde so tief hinein, wie es ging. Clement rieb unseren Reittieren mit einer Decke die feinen Eiskristalle vom Fell, während Johannes und ich in der Umgebung nach Brennholz suchten. Wir wurden schnell fündig, schleppten alles in den

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