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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Tränen waren. » Sie sollte eine schöne und unbelastete Kindheit haben. Was bedeutet das alles für sie, Frau Stern? Wie soll so ein kleines Wesen damit fertig werden, dass e s v on einem Tag auf den anderen keinen Vater mehr hat und seine Mutter nur noch in Tränen aufgelöst herumläuft? « Meine Schultern sackten nach vorne.
    » Ob Ihre Tränen sichtbar sind oder nicht –Ihre Tochter wird Ihre Trauer spüren, Frau Gaspary. Aber das ist ihre Realität, ihr Weg, Sie können sie davor nicht bewahren. Es ist sehr traurig, den Mann und den Vater zu verlieren. « Ihr Blick enthielt eine Kraft, die mir fehlte. » Viele Kinder haben einen schweren Stand, aber sie kommen durch. «
    Sekundenlang rauschte es in meinem Kopf. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. » Ich weiß nicht, wie ich diesen Schmerz aushalten soll «, sagte ich nach einer Weile.
    » Wir werden hier über diesen Schmerz reden, das wird Ihnen ein wenig helfen. Ansonsten können Sie überlegen, was Sie gerne tun. Vielleicht schwimmen Sie gerne, sehen sich Fotos an oder laufen. Alles, was Ihnen gut tut, sollten Sie tun, Frau Gaspary. Alles andere meiden Sie besser. Das gilt auch für Menschen. Meiden Sie diejenigen, die Sie belasten. «
     
    H atte Eliane Stern dabei auch an die Kripo gedacht? Wie gerne hätte ich die beiden Beamten gemieden, aber sie ließen mir keine Gelegenheit dazu. Am Nachmittag standen sie bereits wieder vor der Tür.
    » Es gibt noch ein paar Fragen «, sagte Kai-Uwe Andres.
    Mit einer Handbewegung bedeutete ich ihnen, mir in die Küche zu folgen. Jana, die in ihrem Stuhl saß und mit den Apfelstückchen auf ihrem Teller spielte, sah die beiden mit großen Augen an.
    » Das ist Jana «, stellte ich ihnen meine Tochter vor.
    Der Beamte beugte sich zu ihr. » Hallo, Jana. «
    Sie hielt ihm ein Stück Apfel hin. » Da! «
    Er nahm es, steckte es in den Mund und lächelte sie an. » Mhm, schmeckt gut. Danke. « Er und seine Kollegin setzten sich an den Tisch, während ich am Fenster stehen blieb.
    » Frau Gaspary, hat Ihr Mann Ihnen gesagt, mit wem er am gestrigen Abend die Besprechung hatte, als er Sie anrief? «
    » Nein. «
    » Überlegen Sie bitte gut. «
    » Er hat nichts gesagt, und ich habe nicht gefragt. « Mit vor der Brust verschränkten Armen lief ich vor dem Tisch auf und ab. » Warum hätte ich ihn fragen sollen? Er war wie immer. «
    » Sagten Sie nicht, er sei angespannt gewesen? «, fragte Felic i tas Kluge.
    » Ja, das habe ich gesagt. Aber ich habe auch gesagt, dass das bei der Thematik, mit der er zu tun hatte, nichts Ungewöhnl i ches war. Haben Sie seine Mitarbeiterinnen nicht gefragt, mit wem er einen Termin hatte? «
    » Das haben wir selbstverständlich. Aber sie wissen es auch nicht «
    » Steht nichts in seinem Terminkalender? «, fragte ich sie.
    » Nein. «
    » Hat möglicherweise jemand im Haus …? «
    » Gegen achtzehn Uhr dreißig wurde eine Frau beim Verlassen der Kanzlei beobachtet. Vermutlich handelt es sich um die Mandantin, mit der Ihr Mann einen Termin hatte. Wir prüfen das noch. Wenn sich unsere Vermutung bestätigt, muss nach dieser Frau noch jemand dor t g ewesen sein, da Ihr Mann Sie erst eine Stunde später anrief und Ihnen sagte, dass er noch in einer Besprechung sitze. Leider wissen wir bis jetzt nicht, mit wem. «
    Sie hob die Apfelstücke auf, die Jana auf den Boden geworfen hatte, und legte sie auf den Tisch.
    Ich schluckte hart. » Glauben Sie, dass dieser letzte Besucher meinen Mann umgebracht hat? «
    » Wir erhoffen uns von dem letzten Besucher oder der letzten Besucherin Aufschlüsse darüber, in welcher Verfassung Ihr Mann zu dem Zeitpunkt war «, antwortete Kai-Uwe Andres mit Bedacht. » Wie sowohl Frau Lorberg als auch Frau Grooth-Schulte sagten, nahm Ihr Mann es sehr genau mit den Eintr a gungen in seinem Terminkalender. Was hat es Ihrer Meinung nach zu bedeuten, wenn zwar ganz offensichtlich eine Bespr e chung stattfand, es aber keine entsprechende Eintragung in seinem Kalender gibt? «
    Jana wurde es langweilig in ihrem Stuhl, sie fing an zu que n geln. Ich hob sie heraus und setzte sie in ihre Spielecke, wo sie begann, geräuschvoll mit ihrer Kugelbahn zu spielen.
    » Frau Gaspary …? «, hakte er nach.
    » Entschuldigen Sie. « Ich löste den Blick von Jana und wandte mich dem Beamten zu. » Wenn nichts in seinem Kalender steht, dann war es entweder ein sehr kurzfristig vereinbarter Termin oder ein privater. « Eigentlich hatte ich hinzufügen wollen, dass er mir im

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