Im Auftrag der Liebe
ein Missver…«
Er schlug mir die Tür vor der Nase zu.
Während ich die Stufen hinunterschritt, schoss mir durch den Kopf, dass der Plan, Michael und Jennifer wieder zusammenzubringen, wohl die blödeste Idee war, auf die ich je gekommen war.
»Sieh mal einer an, wer da hereingeschneit kommt«, bemerkte Maggie Constantine mit einem breiten Lächeln, als ich mich in eine der Zweipersonennischen des Porcupine schob. Den Platz hatte ich so gewählt, dass ich die Tür zur Küche im Blick hatte, weil ich das geschäftige Treiben so gerne beobachtete.
Ich legte die Mappen mit Raphaels möglichen Kandidatinnen auf den Tisch, ließ meine Handtasche von der Schulter gleiten und lächelte zurück. »Schön, dich zu sehen, Maggie. Das Geschäft scheint ja gut zu laufen.«
Die Schlange der Kunden, die etwas zum Mitnehmen bestellen wollten, ging bis zur Tür. Im ein wenig altmodisch dekorierten Essbereich saßen diejenigen, die ihr Mahl lieber in Ruhe genießen wollten – und fast alle Tische waren besetzt. Es roch so gut, dass mein Magen zu knurren begann.
»Es könnte kaum besser sein«, antwortete Maggie. Ihre intelligenten braunen Augen leuchteten fröhlich. Trotz der Kälte trug sie unter der schwarzen Schürze nur knielange braune Shorts und ein weißes T-Shirt. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr auf den Rücken fiel. Der Bequemlichkeit halber trug sie witzige, jugendliche Wildleder-Turnschuhe. Ein Goldkettchen schmückte ihren zarten Knöchel. Sie war nur wenig größer als eins fünfzig, dennoch hinterließ ihre Persönlichkeit riesigen Eindruck. »Wenn noch mehr Leute kämen, müsste ich mich, ehrlich gesagt, vergrößern.« Scherzhaft fügte sie hinzu: »Glaubst du, dein Dad würde mir sein Büro überlassen?«
»Nie im Leben.«
Sie schnippte mit den Fingern. »Dann muss das hier wohl fürs Erste reichen.«
Ich war froh, das zu hören. Es wäre für Maggie überhaupt kein Problem, ihren Vertrag nicht zu verlängern und mit dem Restaurant in größere Räumlichkeiten umzuziehen. Aber ich hatte mich während meiner verschiedenen Jobs oft hier mit meinem Vater zum Mittagessen verabredet. Es war zu einer richtigen Tradition geworden – einer, die ich nur ungern aufgegeben hätte.
Über unseren Köpfen ertönte aus Lautsprechern in den vier Ecken des Raumes klassische Musik. Vielleicht Bach. Oder Mozart. Mein Vater hätte das sofort gewusst. Ich hingegen verbrachte zu viel Zeit mit Raphael – ich hätte jeden Achtzigerjahre-Song sofort benennen können, aber alles andere? Keine Ahnung.
Maggie war vor etwas über drei Jahren von New York nach Boston gezogen, weil ihr Ehemann, ein gewiefter Börsenmakler, hier einen Job angenommen hatte. Sie hatte das Porcupine eröffnet, um eine Beschäftigung zu haben, wenn ihr Mann lange arbeitete.
Ein Jahr später hatte die Sache eine tragische Wendung genommen, als er an einem Herzinfarkt gestorben war und eine Witwe mit gebrochenem Herzen zurückgelassen hatte. Mit vierundvierzig war Maggie frei gewesen, dahin zu gehen, wohin auch immer sie wollte. Aber irgendwann hatte sie sich in die Stadt und ihr Restaurant verliebt und beschlossen zu bleiben. Sie arbeitete viel, war oft schon vor Sonnenaufgang im Lokal und kam nie vor Sonnenuntergang nach Hause.
Ich vergötterte sie, auch wenn sie ein Fan der Yankees war.
Über manches muss man eben hinwegsehen.
»Isst du heute alleine?«, fragte sie jetzt und reichte mir die Karte.
»Nein, ich bin mit Raphael verabredet.«
»Ach, Raphael, nie kriegt man ihn zu fassen. Angeblich soll er ja übermenschliche Kräfte haben.«
Ich lachte. »Mein Vater neigt zu Übertreibungen, wenn es um Raphael geht.«
Ihr Blick verdüsterte sich kurz. »Wann kommt dein Dad denn wieder zurück?«
Im Laufe des letzten Jahres hatte ich mich manchmal gefragt, ob sich mein Vater wohl heimlich mit Maggie traf, aber nie den Mut aufgebracht, das Thema bei einem von beiden anzusprechen.
Ich persönlich hoffte ja, dass es nicht der Fall war. Maggie war ein ganz besonderer Mensch, und mein Vater neigte dazu, Herzen zu brechen, ohne lange zu fackeln. »Soweit ich weiß, in zwei Wochen.«
»Ist das hier ein Arbeitsessen? Betreibt ihr Partnervermittlung überm Kartoffelpüree?«, sie deutete auf die mitgebrachten Mappen, während sie Wasser in mein Glas einschenkte.
»Gewissermaßen.« Hey, Moment mal! »Du wusstest also, dass mein Vater mir die Verantwortung für die Firma übertragen wollte, solange er weg ist?«
»Er hat es
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