Im Auftrag der Liebe
aus.«
»Wer sind die anderen?«
Wir gingen auch die nächsten beiden Dossiers durch, und er beschloss, es auf eine Verabredung mit Marcia ankommen zu lassen.
Maggie wuselte hin und her, huschte von einem Tisch zum nächsten, von der Kasse in die Küche. Kein Wunder, dass sie in Form war.
»Wie lange ist es noch hin bis zum Frühjahrstraining?«, fragte ich Raphael.
»Noch einhundertsiebzehn Tage.«
Ich lächelte. Es gab niemanden, der Baseball so liebte wie er.
»Frühjahrstraining?« Maggie kam mit einem Wasserkrug näher. »Ich schaue mir jedes Jahr ein paar Spiele an. Waren Sie auch schon mal da?«
O nein. Das musste ja ins Auge gehen.
»Noch hatte ich nicht die Gelegenheit«, antwortete er. »Aber ich habe gehört, es soll in Fort Myers sehr schön sein.«
»Fort Myers?«, sagte Maggie. »Oh, nein, ich gehe zu den Legends Fields in Tampa.«
Es war, als würde man dabei zusehen, wie zwei Züge kollidieren.
»Legends Fields?«, fragte Raphael. »Das Trainingslager der Yankees?«
Maggie erstarrte, als sie sich seines Tonfalls bewusst wurde. »Ganz genau. Haben Sie damit vielleicht irgendein Problem?«
Unter dem Tisch versetzte ich Raphael einen Tritt. Ich war daran gewöhnt, ihn über die Yankees herziehen zu hören – aber ich wollte nun wirklich nicht, dass Maggie ihn hier auseinandernahm.
Seine Augen funkelten. »Nein, Madam.«
Maggie füllte unsere Gläser auf, reckte das Kinn in die Luft und rauschte davon.
Er schnaubte, sobald sie außer Hörweite war. »Und das ist eine Freundin von dir?«
»Was ist denn aus all deinen Vorträgen über Gleichheit und Fairness geworden?«
»Wenn es um die Yankees geht, verstehe ich eben keinen Spaß.«
Auch wenn es für die in den letzten Jahren gar nicht so gut lief, war die Rivalität zwischen ihnen und den Red Sox trotzdem tief verwurzelt. »Du bist so ein Dickkopf, Pasa.«
Er grinste kleinlaut. »Sie hat zwar einen schlechten Geschmack, was Baseball angeht, aber der Fisch ist wirklich lecker.«
»Ich glaube, jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um sie um das Rezept zu bitten.«
Ich hätte ihn zu gerne gefragt, ob er vermutete, dass da zwischen Maggie und meinem Vater etwas lief, aber Raphael würde mir so etwas nie verraten, das wusste ich ganz genau. Das war einer der Gründe, warum er seit fast dreißig Jahren für meinen Vater arbeitete.
Während mir Raphael erklärte, welch große Chancen die Sox nächstes Jahr hatten (ich glaube, Maggies Bemerkung war ihm wirklich an die Nieren gegangen), musste ich wieder an Max denken. Ob man ihn wohl schon gefunden hatte?
Es dauerte nicht lange, und meine Gedanken wanderten weiter zu dem Skelett. Und zu Sean. Und meiner Vision von uns beiden.
»Uva? Du bist in Gedanken ja meilenweit weg. Was ist denn los?«
Wo sollte ich da bloß anfangen? Mit der Angst davor, meinen Vater zu enttäuschen? Mit den Schuldgefühlen, die ich hatte, weil ich nicht helfen konnte, den verschwundenen kleinen Jungen zu finden? Damit, dass ich in einer Vision eine Leiche gesehen hatte? Mit Dovie und ihrer Kuppelei und ihrer üblen Lauschattacke?
Ich würde eine Woche brauchen, um das alles zu erklären. Stattdessen redete ich mit ihm lieber über die eine Sache, die ich so gar nicht begreifen konnte. »Ich hatte eine Vision.«
Wie ich schon vermutet hatte, sagte er erst mal nichts und wartete ab.
»Von der Zukunft. Ich glaube zumindest, dass es die Zukunft war. Falls die Bilder nicht meiner Fantasie entsprungen sein sollten.«
Er runzelte die Stirn, sodass sich Fältchen zeigten. »Wovon denn?«
Ich hatte schon befürchtet, dass er das fragen würde. »Das ist nicht so wichtig.« Es gab da Dinge, die auch er nicht wissen musste.
»Könnte es nicht sein, dass es statt der Zukunft eher Bilder aus deiner Erinnerung waren?«
»Auf gar keinen Fall.« Es war völlig ausgeschlossen, dass ich mit Sean im Bett gewesen war und es nur vergessen hatte. Das wäre ja ungefähr so, als würde man sich nicht mehr an einen Treffer im Lotto erinnern. Absolut unmöglich.
»Das ist mir vorher noch nie passiert. Warum sollte ich plötzlich einfach so, aus heiterem Himmel«, ich senkte die Stimme, »eine neue Fähigkeit entwickeln?«
»Ich wünschte wirklich, ich könnte dir damit weiterhelfen.«
Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr ich mir das erst wünschte.
Ich griff nach meinem Portemonnaie, um die Rechnung zu begleichen, Raphael hielt mich jedoch davon ab.
»Aber das war schließlich meine Idee«, protestierte ich.
»Das Vergnügen war
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