Im Auftrag der Liebe
aufgabeln.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Das hilft mir jetzt nicht gerade weiter.«
»Aber zumindest für Butch kann ich mich verbürgen.«
»Heißt der eigentlich wirklich so?«, erkundigte ich mich.
»Keine Ahnung. Das musst du schon selbst rausfinden. Gib ihm eine Chance. Vielleicht findest du ja auch endlich den einen ganz besonderen Typen.«
Amors Fluch hielt ich vor ihr ebenfalls geheim.
»Vielleicht«, murmelte ich.
»Wie geht es Fluffy?« Im Hintergrund war Hundebellen zu hören. Ich stellte sie mir im Laborkittel vor, malte mir aus, wie ihr dunkler Bob herumwirbelte, während sie zig Sachen auf einmal machte. Tagsüber arbeitete sie in einem Veterinärkrankenhaus in Quincy. Abends war sie dann noch als Freiwillige in einer Tierklinik in der Innenstadt tätig, in der die Patienten kostenlos behandelt wurden.
»Fluffy?«
»Der Hamster.«
»Ich glaube, er wäre empört, wenn er wüsste, dass du ihm einen derart peinlichen Namen verpasst hast. Jetzt heißt er Odysseus.«
Sie lachte mich aus. »Du hast ihm einen Namen gegeben – gut.«
»Ja, ja, ich behalte ihn. Aber das wusstest du ja schon vorher.« Ich warf noch einen Blick auf den Fernseher und schaltete ihn dann aus. »Aber bitte keine weiteren Haustiere mehr!«
»Da musst du dir vermutlich gar keine Sorgen machen.«
»Wieso?«
»Es kann sein, dass wir die Praxis schließen müssen. Uns geht das Geld aus.«
Ich fragte mich, was dann wohl mit all den Tieren passieren würde, die eine Behandlung brauchten. »Das ist ja schrecklich.«
»Wir wollen nächsten Monat eine Benefizveranstaltung organisieren, aber es kann durchaus sein, dass wir nicht genug Spenden zusammenkriegen …« Sie verstummte, als ob sie es nicht ertragen könnte, den Konsequenzen ins Auge zu sehen. »Aber genug von mir. Melde dich bitte, wenn du was von Em hörst.«
»Du auch.«
Wir verabschiedeten uns und legten auf.
Ich rief umgehend auf Ems Handy an. Es war noch immer nicht eingeschaltet. Dann dachte ich darüber nach, es beim Krankenhaus zu versuchen, aber es sprach so viel dagegen, dass ich mir die Idee augenblicklich wieder aus dem Kopf schlug. Ich hatte Marisol versprochen, mir bis zum Abendessen keine Gedanken zu machen, aber ich war bereits in Sorge. Em war der pünktlichste und bestorganisierte Mensch, den ich kannte. Es war absolut untypisch für sie, ihn nicht anzurufen. Und selbst wenn sie um neun Uhr beschäftigt gewesen sein sollte – jetzt war schon fast Mittag.
Mir schwante nichts Gutes.
Die Eltern von Jennifer Thompson wohnten inzwischen in Lynn, nördlich der Stadt. Ich konnte nicht daran denken, ohne dass mir »Lynn, Lynn, city of sin – Lynn, Stadt der Sünden« in den Sinn kam, eine Zeile aus einem Reim, der entstanden war, als in dieser Gegend vor vielen, vielen Jahren Verbrechen und Korruption an der Tagesordnung gewesen waren.
Sean hatte mir die Adresse gegeben und mir einen der Wagen von SD Investigations geliehen, die in einem Parkhaus standen. Er hatte eigentlich mitkommen wollen, musste sich aber mit einem Kunden treffen und konnte das nicht absagen.
Jennifers Eltern wohnten in einem hübschen zweistöckigen Haus, das nicht protzig war, aber zeigte, dass sie eindeutig zur oberen Mittelschicht gehörten. Der Rasen war noch nicht so braun, wie er den Winter über wohl werden würde, und die Büsche waren frisch beschnitten. An der Tür hing ein Kranz in Herbstfarben. Das Geräusch des Messingklopfers hallte durch das Stadtviertel.
Ich hatte die Hoffnung, dass ein direktes Gespräch mit Jennifers Eltern sie dazu bringen konnte, ihrer Tochter eine Nachricht von mir zu übermitteln, da Sean am Telefon ja kein Glück gehabt hatte.
Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet. »Wir kaufen nichts«, verkündete ein Mann. Ende fünfzig, leicht ergraut, mit einem kleinen Bäuchlein und hartem Blick.
»Ich verkaufe auch nichts«, erwiderte ich mit hoffentlich entwaffnendem Lächeln und reichte ihm die Karte von Valentine Inc.
»Worum geht es?«
»Sind Sie Martin Thompson?«
Die Tür ging etwas weiter auf. Er sah aus wie ein Hafenarbeiter. Vom Wetter gegerbte Züge, muskulöser Körper, schneeweißer Bart.
»Ja.«
»Ich suche nach Jennifer. Lebt sie immer noch hier? Ich habe da einen Kunden, Michael Lafferty, der sie gerne …«
Er fuchtelte mit einem Finger vor mir herum. »Nein, sie lebt nicht hier, aber lassen Sie unsere Jenny bloß in Ruhe. Sie hat mit Michael und diesen Mädchen schon genug durchgemacht.«
»Aber es gab da
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