Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
Vom Netzwerk:
gibt.«
    Ich legte auf, atmete einmal tief durch und ging zurück zur Theke. In solchen Momenten malte ich mir gerne aus, wie ich Dovies Zweig des Familienstammbaums einfach abzwickte.
    Und durch den Häcksler jagte.
    »Hi«, sagte ich zu dem Matt-Damon-Doppelgänger. »Bist du …«
    »Bist du Lucy?«, fragte er im gleichen Moment.
    Ich nickte. Er lächelte (er hatte sogar Zähne wie Matt Damon) und streckte mir die Hand entgegen. Ich atmete noch einmal tief durch und griff danach. Bilder tauchten vor mir auf und entführten mich an einen anderen Ort. Einen Ort, an dem ganz klar ein Schlüsselbund zwischen Sofapolstern lag.
    »Es tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, entschuldigte er sich. »Ich konnte meine Schlüssel nicht finden und musste mir das Auto von meinem Mitbewohner leihen.«
    Benommen setzte ich mich auf einen Barhocker. »Meine rutschen immer zwischen die Sofapolster. Da solltest du mal nachschauen.«
    Er sah mich zwar ein wenig merkwürdig an, antwortete jedoch: »Das mache ich. Soll ich uns einen Tisch besorgen?«
    »Können wir noch einen Moment hier sitzen bleiben?«
    Wieder dieser etwas befremdete Blick. »Okay.«
    Ich bestellte ein Ginger Ale, in der Hoffnung, meinen Magen etwas zur Ruhe zu bringen, und er entschied sich für ein Bier, Sam Adams. »Darf ich dich mal was fragen?«
    »Klar.«
    »Heißt du eigentlich wirklich Butch?«
    Er lachte. »Nein. Das ist …« Er hielt inne und schüttelte den blonden Schopf. »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Ich hab Zeit«, entgegnete ich müde.
    »Wir spielen hier also mit offenen Karten?«
    Schon, allerdings nur er. Aber das brauchte ich ihm ja nicht zu verraten. »Sicher.«
    »Eigentlich heiße ich Hutchinson. Hutch für Freunde und Familie. Aber«, fuhr er fort, »als ich klein war, konnte ich das H nicht aussprechen, und deshalb wurde der Name zu Butch.«
    »Hutchinson?«, echote ich.
    »Meine Eltern hatten ein Haus auf Hutchinson Island in Florida. Da bin ich gezeugt worden.«
    »Ah«, entgegnete ich und wünschte mir, ich hätte nicht gefragt. »Und soll ich nun Hutch oder Butch zu dir sagen?«
    »Hutch ist okay.«
    »Darf ich dann auch Starsky-Witze reißen?«
    »Vielleicht wäre Butch doch besser.«
    Ich lachte. Es fühlte sich gut an. Ich hatte auf den ersten Blick gewusst, dass es zwischen uns beiden nicht funken würde, aber vielleicht könnte sich ja eine gute Freundschaft entwickeln.
    »Und bist du wirklich Metzger?«, wollte ich wissen.
    Er nickte. »Im Moment ja.«
    Das kam mir bekannt vor. »Hattest du schon viele Jobs?«
    »Zu viele, um sie alle aufzählen zu können. Ursprünglich wollte ich ja State Trooper werden, aber ich hab die Ausbildung nicht geschafft. Und von da an …«
    Unhöflicherweise wandte ich mich von ihm ab, da plötzlich der Fernsehbildschirm meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Der Text am unteren Bildrand gab darüber Aufschluss, dass John O’Brien sich am nächsten Tag dem Lügendetektortest unterziehen würde und dass die Polizei den Sexualstraftäter verhörte.
    »Ich finde es toll, dass du gestern Abend bei der Suche mitgeholfen hast«, bemerkte Butch, der meinem Blick folgte.
    Schuldbewusst nippte ich an meinem Ginger Ale. »Tut mir leid, dass ich Dovies Abendessen verpasst habe.«
    Er grinste. »Sie setzt ihren Kopf immer durch, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen. War es sehr schlimm?« Das war gut. Dieses Geplänkel. Beinahe normal. Ich dachte schon fast gar nicht mehr an diesen Knochen … Ich verdrängte einfach die Erinnerung daran. Ich hatte sie gefunden. Die Polizei übernahm jetzt den Rest. Also musste ich mir darüber keine Gedanken mehr machen. Und konnte zu meinem normalen Leben zurückkehren, zu dem keine Visionen von Leichen gehörten.
    »Überhaupt nicht. Dovie ist wirklich witzig, und deine Freundin Marisol …« Er sprach nicht weiter, aber ich konnte erkennen, wie plötzlich seine Augen leuchteten, als er ihren Namen aussprach. »Sie ist nett«, beendete er den Satz nicht sonderlich überzeugend.
    »Das ist sie wirklich«, bestätigte ich, und es tat mir so leid, dass er bei ihr überhaupt keine Chance hatte. Sie hätten ein nettes Pärchen abgegeben.
    Ein Foto von Max O’Brien erschien auf dem Bildschirm. Daneben wurden stichpunktartig Größe, Gewicht und Alter angegeben. Die Stimme des Reporters erläuterte im Hintergrund, was er getragen hatte. Jeans, ein langärmeliges, dunkelblaues T-Shirt und, wie sich inzwischen herausgestellt hatte, das Red-Sox-Sweatshirt seines

Weitere Kostenlose Bücher