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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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Witze.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    »Sie vergeuden meine Zeit, Miss.« Er machte einen Schritt nach links und schob sich an mir vorbei.
    Ich stellte mich ihm abermals in den Weg. »Tatsächlich? Wenn Ihr Sohn noch am Leben ist, kann ich ihn finden. Wenn Sie nichts mit seinem Verschwinden zu tun haben«, ich gab ihm Zeit, die Information sacken zu lassen, »was haben Sie dann zu verlieren? Nichts. Aber so viel zu gewinnen.«
    Ich erwähnte nicht, dass ich den kleinen Max auch dann sehen konnte, wenn er tot war. Falls John seinen Sohn umgebracht haben sollte, musste ich mich ihm nicht auch noch als Opfer anbieten.
    »Wie?«, fragte er.
    »Das würde ich lieber auch nicht sagen.«
    Er kam einen Schritt näher. Er war nur etwa fünf Zentimeter größer als ich, sah aber viel stärker aus. Sein Blick zeugte von Schmerz und Wut. Das war viel besser als diese völlige Leere, die ich im Fernsehen in seinen Augen bemerkt hatte. »Wenn Sie sich über mich lustig machen …«, drohte er. »Das hier ist kein Spiel.«
    »Wollen Sie ihn finden?«, fragte ich, fest entschlossen, mich nicht beirren zu lassen. Dabei hatte ich jetzt schon das Gefühl, dass mir alles aus den Händen glitt.
    John O’Briens Stimme stockte. »Mehr als alles andere.«
    »Dann holen Sie einen Polizeibeamten her. Egal, welchen. Aber nur einen. Verraten Sie ihm keine Details. Bringen Sie ihn her, und Sie müssen selbst auch wieder mitkommen. Wir treffen uns bei dem Baum dort«, sagte ich und zeigte darauf.
    Er musterte mich von oben bis unten, blinzelte einmal und lief dann auf die Kommandozentrale zu.
    Ich eilte zu der Eiche, die teilweise vom Zelt mit den Erfrischungen verdeckt wurde. Je diskreter, desto besser.
    Kaum eine Minute später war John O’Brien zurück. »Das ist Detective Lieutenant Holliday von der State Police Massachusetts«, erklärte er.
    »Und wer sind Sie, Madam?«, fragte Holliday sachlich. Er war älter als ich, vermutlich fünf oder sogar zehn Jahre, groß und eher dünn. Vermutlich ein Läufer. Das strohblonde Haar trug er kurz geschnitten. In der Dunkelheit konnte ich die Farbe seiner Augen nicht erkennen, nur wie durchdringend er mich anstarrte. Er wäre eigentlich ganz süß gewesen, wenn nicht jede Pore seines Körpers Machogehabe verströmt hätte.
    »Keine Namen«, antwortete ich.
    »Wenn Sie die Ermittlungen behindern …«, begann er auf eine Art und Weise, wie es nur Vertreter des Gesetzes taten.
    Ich hob die Hand. »Bitte, bitte, verschonen Sie mich mit diesem Mist. Ich bin hier, um zu helfen. Das ist alles, was zählt.«
    »Nicht, wenn Sie …«
    »Ich bin hier, um zu helfen«, bekräftigte ich noch einmal. »Niemand zwingt mich dazu, herzukommen und mich in diese Lage zu bringen. Ich brauche nur eine Minute, in Ordnung?«
    »Ich denke nicht …«, begann Holliday.
    »Lassen Sie sie reden«, schnitt John ihm das Wort ab. »Was kann es schon schaden?«
    Nach einem kurzen Moment nickte der Polizist.
    »Wo ist er?«, fragte John O’Brien. »Bringen Sie mich zu ihm.«
    »So funktioniert das nicht«, entgegnete ich. Ich war nicht ganz sicher, wie ich es ihm erklären sollte.
    »Vielleicht sollten Sie doch besser mitkommen, Miss«, knurrte Holliday. Er spannte den Kiefer an.
    »Geben Sie mir nur eine Minute.« Ich sah John an. »Denken Sie an Ihr Sweatshirt.«
    »Mein Sweatshirt?«, fragte er verblüfft. »Warum, zum Teufel …«
    »Ja«, fauchte ich. »Ihr Sweatshirt. Das, das Max anhat. Denken Sie daran. An die Farbe, die Größe, was darauf steht. Jetzt. Denken Sie ganz fest daran. Schließen Sie die Augen und tun Sie es einfach.«
    Holliday verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere. Ihm war offensichtlich gar nicht wohl dabei.
    »Okay«, stimmte John zu. »Was jetzt?«
    »Geben Sie mir die Hand!«
    »Die Hand?«
    »Ja. Und hören Sie nicht damit auf, an das Sweatshirt zu denken.«
    Der Polizist sah über die Schulter zum Besucherzentrum. Vermutlich hielt er nach Verstärkung Ausschau, um die Verrückte festzunehmen.
    Widerwillig streckte John die rechte Hand aus.
    Ich schluckte und griff danach.
    Dunst vernebelte meine Sicht, als Bilder vor mir aufblitzten. Eins nach dem andern nahm ich sie auf. Eine Bootsrampe, Bäume und Trampelpfade und alte steinerne Bunker. Im Zickzack taumelte ich voran, bis zu einer großen Eiche, die innen hohl war. Darin lag zusammengerollt der kleine Junge, der das Sweatshirt seines Vaters trug.
    Ich atmete tief durch und schlug die Augen auf.
    John

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